Die Tränen der Maori-Göttin - Lark, S: Tränen der Maori-Göttin
infrage!«
Chloé seufzte. »Ich konnte ja nicht wissen, dass Diamond sich qualifiziert. Sonst hätte ich alles vier Wochen später organisiert.«
Heather verdrehte die Augen. »Und dann wär’s womöglich mit diesem neuen Rennen in Christchurch kollidiert, was Chloé und allen anderen Beteiligten das Herz gebrochen hätte. Der New Zealand Trotting Cup, gestiftet von ein paar Christchurcher Geschäftsleuten, unter denen ich einen gewissen Bulldog vermute. Da fahren wir natürlich hin! Du auch, Roberta, da gibt’s keine Widerrede, wir machen dir die Anstandsdame. Sean und Violet schleppen wir auch mit, Violet muss Rosies Triumph erleben. Na ja, und vielleicht mögen ja auch Kevin und seine wunderschöne Burin und …« Sie warf einen prüfenden Blick auf Patrick.
Roberta nutzte die Gelegenheit, das Thema anzuschneiden, das ihr auf der Seele lag. Doortje war zwar mit ihnen aufgebrochen, plauderte aber mit Chloé. Sie würde nicht mithören.
»Es gefällt mir nicht, wie Kevin seine Schwägerin anschaut«, sagte Roberta entschlossen zu Heather.
Heather reagierte sofort. Der Themenwechsel irritierte sie nicht – beobachtete sie doch ihrerseits schon längere Zeit das Verhältnis zwischen Juliet und den Drury-Brüdern.
»Das gefällt wohl keinem«, bemerkte sie. »Zumindest keinem, dem es auffällt. Die meisten Männer sind da ja blind und taub. Aber den Frauen bleibt das nicht verborgen, morgen wird wieder halb Dunedin tuscheln. Juliet versucht mit allen Mitteln, Doortje ihren Kevin abspenstig zu machen. Und Patrick steht dabei und schaut wie ein waidwundes Tier, er hat ihr nichts entgegenzusetzen. Ich glaube, er ist ganz froh, wenn irgendwann im Laufe des Abends dieses süße schwarze Kindermädchen mit May auftaucht – man möchte meinen, das wäre abgesprochen, aber die zwei sind ganz unschuldig. May macht einfach Theater, wenn sie nicht bei den Festen und Konzerten dabei sein kann. Da kommt sie ganz nach der Mutter. Dieser Winzling weiß, was er will! Aber wie auch immer, jedenfalls macht Patrick erst ein bisschen die Runde auf dem Fest, und dann muss er May angeblich ins Bett bringen. Patrick flüchtet also, und Juliet hat freie Bahn. Wenn sie meine Frau wäre, würde ich sie verhauen! Oder jedenfalls zur Rede stellen. Wenn sie die Scheidung will, soll sie es doch sagen. Aber sie trampelt gnadenlos auf seinen Gefühlen herum. Und Kevin … ich hoffe nicht, dass da etwas ist, er liebt seine Doortje sicher aufrichtig, ist jedoch auch nur ein Mann. Und nicht der verlässlichste, wenn ich das mal so sagen darf …«
Roberta fuhr auf. »Kevin ist sehr zuverlässig!«, erklärte sie empört. »Man kann sich voll und ganz auf ihn verlassen. Was er da in Afrika geleistet hat …«
Heather lächelte ihr mitleidig zu. »Robbie, Süße, du hast ihn ja immer noch nicht von deiner Jagdliste gestrichen! Himmel, Kind, hat’s nicht gereicht, ihm bis nach Südafrika nachzulaufen? Damit er dich endlich ›bemerkt‹?« Roberta biss sich auf die Lippen. Sie hatte eigentlich gehofft, dass nie jemand etwas von ihrer heimlichen Liebe gemerkt hatte … »Er macht sich nichts aus dir, Robbie!«, hielt ihr Heather weiter vor. »Obwohl du wunderschön bist und ihn abgöttisch lieben würdest. Aberdu bist ihm zu brav, in dir sieht er keine Herausforderung. Kevin sucht nach schwierigen Frauen, glaub’s mir, ich kenne ihn. Früher verguckte er sich reihenweise in die Künstlerinnen, deren Bilder wir in der Galerie ausstellten. Bevorzugt, wenn er wusste, dass sie gar keine männliche Gesellschaft suchten, wenn du verstehst, was ich meine. Er tat alles, um sie umzudrehen, das war fast schon peinlich. Und einmal verursachte er ein regelrechtes Drama, als er tatsächlich eine ins Bett kriegte, und ihre Freundin … Ich dachte schon, die duellieren sich! Na ja, lassen wir das, das ist Schnee von gestern …« Heather sah sich besorgt nach Doortje um, aber die war immer noch beschäftigt. Chloé setzte ihr gerade wortreich die Regeln beim Trabrennen auseinander, was sie zweifellos nicht im Geringsten interessierte. Aber sie übte sich im perfekten Benehmen in Gesellschaft und hörte höflich zu. »Jedenfalls braucht Kevin Drury solche Hexen wie diese Juliet oder Herausforderungen wie Doortje«, sprach Heather schließlich weiter. »Dich würde er nicht glücklich machen, Robbie. Sieh’s endlich ein.«
Roberta nickte fast schuldbewusst. Sie sah, wie Claire Dunloe sich jetzt liebenswürdig Juliet näherte, sie mit sanfter Gewalt
Weitere Kostenlose Bücher