Die Tränen der Maori-Göttin - Lark, S: Tränen der Maori-Göttin
und Joe nicht?«, fragte Rosie mutlos. »Aber das ist nicht fair!«
»Angesichts dieser Erkenntnis hast du jetzt vielleicht endlich genug vom Rennsport!«
Violets energische Stimme erklang vom Eingang des Stalles. Sie war eben gefolgt von Sean eingetreten, und Rosie stürzte sich in die Arme ihrer älteren Schwester wie ein Kind in die seiner Mutter. Sie schluchzte jetzt haltlos. Die Sorge um Diamond war schon viel gewesen, aber wenn nun auch noch Bulldog im Gefängnis landete …
Violet streichelte sanft über ihr Haar, und Sean Coltrane schüttelte den Kopf.
»Nun mach ihr keine Angst, Violet«, sagte er freundlich. »Tom Tibbs ist schon wieder raus aus der Polizeistation, Rosie. Er wartet auf dich. ›Zu Hause‹, sagt er. Um noch mit uns herzukommen war er doch ein bisschen zu mitgenommen.« Drei kräftige Männer waren nötig gewesen, um Bulldog von Joe Fence wegzureißen, und die Polizei war bei der Verhaftung auch nicht sonderlich sanft mit ihm umgegangen. »Jedenfalls sollst du Diamond zu ihm in den Stall bringen, wenn es schon wieder geht. Roberta und Vincent werden zudem wegen der Überraschung erwartet. Die ist vorhin eingetroffen.« Sean zwinkerte Vincent zu. »Ach ja, und falls jemand Hunger haben sollte – Tom bestellt schon mal Fish and Chips …«
Für jeden, der Rosie kannte, musste es eine Sensation sein, dass sie Vincent und dem Stallmeister die Aufgabe überließ, Diamond in Bulldogs Stall zu bringen, während sie ihrerseits zuerst nach ihrem Verlobten schaute. Chloé und Heather hatten sich abgesetzt, allerdings mit der Ankündigung, gleich wiederzukommen.
»Wir essen gern noch mal Fish and Chips«, lachte Heather, »Aber diesmal gibt’s Champagner dazu! An Bier werde ich mich in diesem Leben nicht mehr gewöhnen.«
In der Hoffnung, dass ihnen das Hotelrestaurant ein paarFlaschen verkaufte, nahmen die Frauen eine Droschke Richtung White Hart.
Sean hielt Violet zurück, als sie Roberta und Vincent in Bulldogs Ställe folgen wollte. »Nun lass sie mal allein die Überraschung begrüßen«, meinte er augenzwinkernd. »Das Ganze mündet zuverlässig in die nächste Verlobung, und du brauchst nicht weiter nach Gründen zu suchen, gleich mit uns Champagner zu trinken. Bei so vielen freudigen Ereignissen kann dir keine Enthaltsamkeitsfanatikerin einen Vorwurf machen.« Violet setzte zu einem Vortrag darüber an, dass die Entdeckung von Joe Fence’ Rennmanipulationen alles andere als erfreulich war. Im Grunde hatte sie ihren Sohn an diesem Tag erneut und endgültig verloren. Sean, der ihren Kummer spürte, legte seinen Arm um sie. »Nun vergiss mal die Vergangenheit. Du hast deine Schwester gerettet, und du hast deine Tochter gerettet – vor allem hast du dich gerettet. Dass du Joe nicht retten konntest … er hatte alle Chancen der Welt. Und er wird auch wieder auf die Füße fallen, selbst wenn er hier Ärger kriegt. Dann geht er eben auf die Nordinsel und fängt von vorne an.«
Die Kaltblüter und Cobs in Bulldogs Stall begrüßten ihre Stallgefährtin Diamond mit lautem, tiefem Wiehern, als Vincent die Stute hereinführte. Aber Roberta vernahm hinter all dem ein höheres, sanftes Blubbern. Verwundert folgte sie dem seltsam vertrauten Ton, während Vincent dem Stallmeister Fütterungsanweisungen für Diamond gab – und traute ihren Augen nicht, als sie das weiße Basuto-Pony im hintersten Stall der Spedition erkannte! Lucie wirkte ein bisschen abgemagert und mitgenommen, aber sie erkannte Roberta und wieherte ihr zu, genau wie sie es in Afrika getan hatte.
»Vincent! Ist das die Überraschung? Aber … aber das kann doch nicht … Du hast mein Pferd aus Afrika geholt?« Ungläubig streichelte sie Lucies weiche Nüstern.
Vincent strahlte, als er zu ihr kam. »Eigentlich wollte ich ein großes Ding aus der Überraschung machen, also ihr zumindest eine Schleife um den Hals binden … aber ihr habt euch ja schon gefunden. Freust du dich?«
Roberta nickte. »Sicher. Aber … aber wie ging denn das? Ein Pferd aus Afrika … das war doch bestimmt sehr teuer.«
Vincent schüttelte den Kopf. »Ach was, ich hab nur ein paar Beziehungen spielen lassen. Sie ist mit dem Kavallerieregiment aus Christchurch gereist. Die haben ihre Pferde ja auch mit nach Hause gebracht. Und da Pferde zwischen Freunden und Feinden keinen Unterschied machen, sprach sich auch keiner der Vierbeiner gegen die Zuladung aus.« Er lächelte.
Roberta lehnte sich an ihren Freund. »Ich hab’s nie gesagt, aber
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