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Die Tränen der Massai

Die Tränen der Massai

Titel: Die Tränen der Massai Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Coates
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Schritten, die von der Veranda weggingen und den Weg entlangknirschten.
    Erst nachdem sie sich wieder zum Bett umgedreht hatte, wurde ihr klar, dass er Maa mit ihr gesprochen und sie ihn verstanden und in der gleichen Sprache geantwortet hatte.
     
    Tingisha wusste, dass er jetzt den großen
Mzungu
fragen musste. Den, der ihm das Bier gegeben hatte. Selbst wenn der
Morani
Kireko etwas dagegen hatte, die Hilfe eines
Mzungu
anzunehmen, war das vielleicht seine einzige Chance, nach Isuria zu gelangen und zu überleben. Er ging den Weg entlang, wo das Licht der Blitze den Schein seiner Laterne auslöschte.
    Der
Mzungu
war allein an der Bar, hatte den Kürbis mit
Machosi ya Simba
vor sich stehen und starrte die Wand an.
    »
Bwana,
können Sie mir helfen?«, fragte Tingisha ohne weitere Einleitung.
    »Helfen?« Der Mann wandte sich ihm zu, aber seine Augen waren umwölkt. »Was ist denn?«
    »Mein Freund. Er ist verletzt. Er, äh, ist heute früh zu meinem
Enkang,
meinem Dorf, gekommen.«
    »Aha. Hm«, sagte der
Mzungu
und hickste laut.
    Tingisha fiel auf, dass der Mann nicht gut aussah, und sprach schnell weiter. »Als ich ihn heute Abend sah, war ich noch besorgter. Sein Blut … er hat verloren … er hat viel Blut verloren. Ich muss ihn zu seinen Leuten bringen. Es ist nicht weit.« Er betrachtete Jack näher, als der Garten von einem weit entfernten Blitz beleuchtet wurde. »
Bwana,
verstehen Sie mich?« Das
Makuti-
Dach knisterte beim Donnergrollen. Der
Mzungu
schauderte, als hätte er Fieber.
    »Ja, aber … nein, ich … meine Augen.« Jack drückte sich die geballten Fäuste auf die Augenhöhlen. »Verdammt, ich sollte lieber schlafen gehen.«
    »
Bwana,
Ihr Auto …«
    »O Mann.« Er hielt die Kürbisflasche hoch und schüttelte sie. »Dieser Dschungelsaft ist …« Er schob Tingisha die Flasche hin. »Hier, nehmen Sie das Zeug lieber weg.« Er rülpste laut. »Diese Löwenpisse muss noch ein bisschen lagern.«
    »Ihr Freund. Der große
Bwana.
Kann er helfen?«
    »Bear? Vielleicht …«
    »Ich werde ihn suchen.« Er wusste, dass der große
Bwana
in
Banda
fünf wohnte.
    »Er ist erst vor einer halben Stunde gegangen«, sagte der
Mzungu
und stieg vom Barhocker.
    »
Ndio, Bwana.«
    »
Ist dort langgegangen«, erklärte der
Mzungu
und zeigte zu dem Durchgang hinter dem Empfangstisch. »Wow.« Er fuhr sich über die Stirn und wischte seine Hand am Hemd ab. »Dieses Zeug ist wirklich scharf.« Er taumelte auf das Ende der Theke zu und drehte sich dann langsam und unsicher um. Er drohte Tingisha mit dem Finger. »Länger lagern.«
    Ein Blitz beleuchtete ihn, als er am Ausgang zum Garten stand. Er verzog das Gesicht, rieb sich die Augen und fügte hinzu: »Unbedingt … länger lagern und …«
    Der Rest seines Satzes ging im Donner unter.
     
    Durch die dünnen Wände von
Banda
Nummer fünf konnte Tingisha einen Mann und eine Frau hören, und die Geräusche waren unmissverständlich. Er wartete, aber es ging immer weiter. Nach zehn Minuten kam er zu dem Schluss, dass der Mann es nicht begrüßen würde, jetzt von einem Fremden unterbrochen zu werden. Tingisha eilte hinter Jack den Weg entlang. Große Regentropfen fielen klatschend auf ihn.
     
    Malaika döste, als ein leises Klopfen an der Tür sie zusammenzucken ließ. Ihr Buch fiel auf den Boden.
    »Ja?«
    »Es tut mir Leid.« Es war wieder der
Askari.
    »Ich habe dir doch gesagt, dass du gehen sollst. Ich werde mich beim Geschäftsführer beschweren.«
    »Schwester, ist der
Mzungu
nicht da?« Er stand dicht an der Tür. »Er wollte zur
Banda
gehen, aber das ist einige Zeit her. Er fühlte sich nicht gut und war auf dem Weg hierher.« Wieder sprach er Maa.
    Sie ging zur Tür und öffnete sie. »Wo hast du ihn das letzte Mal gesehen?«, fragte sie.
    »An der Bar. Wenn er nicht hier ist, ist er im Busch.«
    »O Gott.« Sie blickte zu ihm auf. »Wo könnte er sein?«
    »Es gibt viele Wege in den Busch. Ich kann ihn finden.« Er sah sie forschend an. »Vielleicht können wir uns gegenseitig helfen.«
     
    Jack stolperte den Weg entlang, Feuer in seinen Eingeweiden. Es donnerte, und die Nacht knisterte vor Elektrizität. Er war vollkommen durchgeschwitzt. Schweiß lief ihm über den Nacken ins Hemd. Ein zu prall aufgeblasener Fußball saß auf seinen Schultern, wo sein Kopf sein sollte, und jeder Donnerschlag hallte darin wider. Ganz gleich, wie angestrengt er blinzelte, er schien nicht klar sehen zu können. Von irgendwo aus seinem Gedächtnis tauchte eine von

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