Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Tränen der Massai

Die Tränen der Massai

Titel: Die Tränen der Massai Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Coates
Vom Netzwerk:
früher.«
    »Wie meinst du das,
vorbei?«
    »
Dann werden sie beschnitten.«
    »Nein! Das ist ja schrecklich. Du meinst …«
    »Klitoridek … Klitoridektomie.« Er stolperte über das Wort.
    »Barbarisch!«
    »Mag sein. Aber ein Mädchen ist nicht verhei …, wie sagt man das … kann nicht verheiratet werden, wenn sie nicht beschnitten ist.«
    »Und das mit all diesen wunderbaren Massaimännern! Was für eine Verschwendung!«, sagte Inga und schüttelte den blonden Kopf. »Sie haben solche … Präsenz. Wunderbare Körper. Groß und geschmeidig.« Sie schaute Bear über den Rand des Cocktailglases hinweg an, und ein Lächeln stand in ihren Augen.
    »Will noch jemand was zu trinken?« Jack fuchtelte mit der Kürbisflasche in der Luft herum.
    »O Jack, was für eine merkwürdige Flasche! Was ist das?«
    »Es heißt
Machosi
 … äh … irgendwas. Tränen des verdammten Löwen für euch Touristen. Das hiesige Gebräu. Wollt ihr was davon?«
    »Schrecklicher Fusel«, sagte Bear, der den Kürbis in Jacks Hand festgehalten hatte, um daran zu schnuppern. »Das Zeug ist schauerlich. Du willst es doch nicht wirklich trinken, oder?«
    »Warum nicht? Ich will das wahre Afrika erfahren, erinnerst du dich?«
    »Du bist verrückt.«
    »Ha! Wie wahr. Aber was soll’s? Inga?«
    »Ich glaube nicht, Jack.« Inga stieg vom Barhocker. »Tatsächlich sollte ich jetzt lieber gehen. Der arme Raol schläft wahrscheinlich schon. All die Aufregung. Zu viel für ihn, fürchte ich.«
    Bear stellte sein Glas auf die Theke. »Ich bringe dich hin.« Er wandte sich Jack zu. »Wir trinken was Richtiges, wenn ich zurückkomme, okay?«
    Jack zwinkerte übertrieben. »Keine Sorge, Kumpel.«

Kapitel 27
    Aus Peabodys Ostafrikaführer (5. Auflage):
    Joseph Thomson (der von der Thomson-Gazelle) war der erste Weiße, der das Massailand durchquerte. Er hat sich nie wirklich von einer Reise erholt, die als »in den Annalen der Erforschung Afrikas unübertroffen« beschrieben wird.
    Auf seinem Totenbett 1895 – er war siebenunddreißig Jahre alt – sagte er: »Wenn ich stark genug wäre, hundert Schritte zu Fuß zu gehen, wäre ich immer noch in Afrika.«
     
     
    M alaika lag auf dem Bett, nur mit dem Bikinihöschen bekleidet. In der
Banda
hingen immer noch die Überreste der Nachmittagshitze, aber als sie die Klappen der Fliegenfenster aufgerollt hatte, war die Dunkelheit dahinter Furcht erregend gewesen, also hatte sie die Klappen wieder geschlossen und festgebunden.
    Ihr Buch lag auf ihrem Bauch, während sie über Jack und seine Stimmung nachdachte. Sie nahm an, dass es in jeder Beziehung einen Zeitpunkt gab, an dem man nachdenken musste – eine Zeit, die man als Wendepunkt zwischen dem Aufblühen neuer Liebe und dem Entstehen einer dauerhafteren Beziehung betrachten konnte, einer Beziehung, die imstande war, auch mit rauer See zurechtzukommen. Das hier war wahrscheinlich eine solche Situation. Sie würde sich morgen in aller Ruhe mit Jack zusammensetzen, und dann würden sie darüber sprechen. Was immer es sein mochte. Dann würde er wieder der übliche lässige, gut gelaunte Jack sein.
    Ein leises Knarren auf der Veranda. Ein Schritt.
    »Jack?«
    Stille.
    »Jack, bist du das?«
    »Friede, Schwester«, sagte jemand auf Swahili. »Ich bin es, Tingisha. Der
Askari.«
    »
Was wollen Sie?« Sie betrachtete den nutzlosen Türriegel.
    »Jemand ist verletzt.«
    »Wer? … einen Augenblick.« Sie zog Jeans und ein T-Shirt über und ging zur Tür. Sie hielt noch einen Augenblick inne, dann öffnete sie den Riegel und die Tür. »Was ist los?«, fragte sie ein wenig atemlos.
    »Wir brauchen deine Hilfe, Schwester. In meinem
Enkang
ist ein Mann verwundet.«
    »Wer ist es?«
    »Er ist ein Massai. Ein Besucher.«
    Sie starrte ihn ausdruckslos an, dann entspannten sich ihre Schultern. »Das hat nichts mit mir zu tun. Sprich mit dem Geschäftsführer.« Sie wollte die Tür wieder schließen.
    »Bitte, wir brauchen Hilfe, aber der Geschäftsführer hat den Minibus nach Nairobi geschickt.«
    »Dann schick nach dem
Daktari,
dem Arzt.«
    »Das ist nicht möglich. Aber du hast ein Auto.«
    »Nein. Und jetzt geh bitte.« Sie begann die Tür zuzuziehen.
    »Warte! Du bist eine Massai.« Diesmal sprach er in Maa.
    »Ich kann euch nicht helfen.«
    »Schwester. Wir brauchen deine Hilfe. Ein Mann könnte heute Nacht sterben.«
    »Ich sagte schon, ich kann euch nicht helfen. Und jetzt geh.« Sie schloss die Tür und verriegelte sie, dann lauschte sie seinen

Weitere Kostenlose Bücher