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Die Tränen der Massai

Die Tränen der Massai

Titel: Die Tränen der Massai Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Coates
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sehen. Als Malaika ihn mit ihrem Vater stehen sah, begriff sie plötzlich, warum sie ihn nie hatte leiden können. Seine primitiven sexuellen Belästigungen und seine Arroganz waren Grund genug, aber erst jetzt stellte sie fest, wie sehr er sie an ihren Vater erinnerte. Er nutzte seine Macht ebenso skrupellos wie Mengoru, aber tatsächlich war er noch gefährlicher als dieser. Onditi wusste, wie er seine Macht subtiler und schlauer einsetzen und mit verborgenen Ängsten arbeiten konnte. Ihn hier bei ihrem Vater zu sehen, kam ihr vor, als wäre ihr schlimmster Alptraum Wirklichkeit geworden. Sie befürchtete, dass es den beiden gemeinsam gelingen konnte, sowohl ihren Körper als auch ihren Geist zu beherrschen.
    Malaika hatte ihren Vater seit Mittag nicht mehr gesehen, als er in ihre Hütte gekommen war, um damit zu prahlen, wie er ihre weißen Freunde überlistet hatte. Er hatte selbstzufrieden ausgesehen und sich in seinen polierten schwarzen Schuhen hin und her gewiegt wie ein aufgeplusterter Popanz.
    »Du scheinst nicht besonders froh zu sein, mich zu sehen, mein Liebes«, sagte Onditi mit kaltem Lächeln.
    Malaika schwieg und biss sich auf die Lippe. Sie warf einen Seitenblick zu Kokoo, die das Kinn gehoben hatte und ernst die Hügel oberhalb des Dorfs anstarrte.
    »Oder tut es dir jetzt Leid, dass du immer so unhöflich zu mir warst?«
    »Geh zum Teufel, Onditi«, sagte Malaika selbstsicherer, als sie sich fühlte. Sie tat so, als suchte sie nach einem Faden am Saum ihrer Jeans und wich seinem Blick aus.
    »Meine Güte, Mengoru«, fuhr Onditi in vorgetäuschter Überraschung fort, »Ihre Tochter hat wirklich keinen Respekt.«
    »Ha!«, sagte Mengoru. »Tochter? Ich habe keine Tochter. Das da ist nur eine Ausreißerin, eine Hure.«
    »Sie braucht einen guten Mann, der ihr Manieren beibringt.«
    Mengoru lachte. »Ich habe ein paar Freunde, die ihr gerne beibringen würden, wie man sich benimmt.«
    »Aber als Erstes müssen Sie den Beschneider rufen, mein Freund!«
    Mengoru lachte laut. »Ja. O ja. Wir haben längere Zeit keine gute Beschneidung mehr gesehen!«
    Malaika spürte, wie etwas aus der Vergangenheit ihr Herz umklammerte. Sie warf ihm einen Blick zu. Das manische Lachen, auf das Schweigen folgte. Der verzogene Mund, während er darüber nachdachte, wie er sie bestrafen würde. Dann der gewaltsame Angriff mit Fäusten, Gürtel und Stiefeln. Ihre Finger erstarrten am Saum ihrer Jeans.
    »Die da hat es wirklich nötig.« Onditi wies mit dem Daumen auf Malaika. »Sie ist viel zu stolz.« Er biss die Zähne zusammen und sprach vor Zorn zischelnd weiter. »Nach einem kleinen Schnitt hier und da wäre sie nicht mehr so stolz.«
    »Ja, sie ist zu stolz. Aber sie wird ihre Lektion schon bald lernen.« Mengorus bösartiges Lächeln verschwand. »Du« – er zeigte mit dem Finger auf Malaika – »bringst die alte Hexe jetzt zurück. Und dann gehst du mit Onditi.«

Kapitel 34
    Aus Peabodys Ostafrikaführer (5. Auflage):
    Es ist vielleicht nützlich, zu wissen, dass es einen Flugarztservice gibt, der von der African Medical Research Foundation ( AMRF ) betrieben wird. Die Versicherung, die dieser Dienst bietet, ist nicht teuer und wird in einem Notfall für Ihre Luftevakuierung in ein Krankenhaus zahlen.
     
     
    E s blieb vielleicht noch für eine Stunde hell, als Jack den Landcruiser in ein dichtes Gebüsch an der Seite der Narok-Kisii-Straße lenkte. Jemand, der einen oberflächlichen Blick aus einem vorbeifahrenden Auto warf, würde den Wagen hier nicht bemerken, und da sie etwa einen halben Kilometer von Patel’s
Duka
entfernt waren, sollten auch Fußgänger kein Problem sein.
    Er zog die Handbremse an und stellte den Motor ab, dann wandte er sich Bear zu. »Wie geht’s, Kumpel?«
    Bear warf einen Blick auf seinen blutigen Oberschenkel. »Ich denke, es ist in Ordnung. Es hat aufgehört zu bluten, seit ich sitze.«
    »Wie ist der Verband? Nicht zu fest?«
    »Nein, er ist in Ordnung. Was hast du jetzt vor?«
    »Was ich vorhabe? Nun, ich werde mich durch das Gebüsch dort zum Dorf schleichen. Es kann nicht weiter als zehn Minuten entfernt sein. Dann warte ich auf eine Gelegenheit, Malaika herauszuholen. Und dann schaffen wir dich zu einem Arzt, der dich wieder zusammenflickt.«
    Bear schnaufte und grinste.
    »Was ist daran so komisch?«, sagte Jack und begann ebenfalls zu lächeln.
    »Ich stelle mir gerade vor, wie Bhatra die Krankmeldung liest. Er wird glauben, dass ich ihn wieder mal verarsche.«
    Jack

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