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Die Tränen der Massai

Die Tränen der Massai

Titel: Die Tränen der Massai Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Coates
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lächelte. Er musste zugeben, das Ganze war wirklich bizarr. Vor zwei Tagen hatten sie sich auf einer kurzen, entspannenden
Safari
befunden. Jetzt war es ein wenig mehr als nur eine Krankmeldung auf dem Tisch des Chefs. Ein Polizist war tot, er selbst stand kurz davor, es mit einer Armee von Elfenbeinwilderern aufzunehmen, und sein Freund hatte eine Schusswunde. Als sie auf dem Rückweg nach Isuria kurz über die Schießerei gesprochen hatten, waren sie beide zu dem Schluss gekommen, dass es schlecht aussah. Keine Zeugen. Ihr Wort gegen das der Polizisten.
    Jack schob alle Gedanken an die Zukunft beiseite und versuchte, sich an das Dorf zu erinnern. Er hatte bei seinem ersten Besuch nicht besonders auf die Struktur geachtet. Gab es genügend Deckung, um im Tageslicht unbemerkt zu den Hütten zu gelangen? Er trank einen Schluck Wasser, dann reichte er Bear die Flasche. »Ich muss wahrscheinlich bis nach Einbruch der Dunkelheit in der Nähe des Dorfs warten. Ist das in Ordnung?«
    »Sicher. Aber es wird heiß sein, bis die Sonne untergeht. Lass lieber das Fenster hinter mir auf, Kumpel. Dann bekomme ich ein bisschen mehr Luft.«
    Jack stieg aus und schloss vorsichtig die Fahrertür. Dann ging er zu Bears Seite, öffnete die hintere Tür, kurbelte das Fenster herunter und schloss die Tür so leise wie möglich.
    »Okay, Kumpel«, flüsterte er. »Halt die Ohren steif.« Er streckte die Hand durchs Fenster und tätschelte Bears spärlich behaarten Kopf, bevor er im Busch verschwand.
    Das Unterholz war zwar nicht besonders dicht, aber er konnte selten weiter als dreißig Meter sehen. Jeder Schritt auf den trockenen Zweigen schien einen ohrenbetäubenden Lärm zu verursachen. Seine Kopfhaut kribbelte. Mehr als einmal blieb er im Dornengebüsch hängen, wenn er seine Aufmerksamkeit auf die Füße richtete.
    Am Weg, der zum Dorf führte, duckte er sich ein paar Minuten, bevor er sicher war, dass man ihn nicht bemerkt hatte, dann folgte er dem leicht abschüssigen Pfad. Das Gras und kleine Büsche waren an der Seite niedergewalzt. Schwere Reifenspuren hatten sich in den weichen Boden gedrückt.
    Plötzlich entdeckte er den Bach. Er war verblüfft, denn er hatte geglaubt, der Bach wäre weiter entfernt. Das Dornengebüsch war zwanzig Schritte vor dem Bach zu Ende, und dahinter lag noch mehr offenes Gelände. Es würde unmöglich sein, vor Einbruch der Dunkelheit ungesehen ins Dorf zu gelangen.
    Er hockte sich hinter einen Busch mit wachsartigen Blättern an den Wegrand und schaute auf die Uhr. Der Himmel im Westen war immer noch hell. Geduld gehörte nicht zu Jacks Tugenden.
    Bei den Hütten tat sich nicht viel. Ein paar alte Leute gingen eher ziellos umher. Vier Kälber fraßen Gras, das eine Frau ihnen in ihren Pferch geworfen hatte.
    Der Rangerover rumpelte vom Haus zum Dorf, wo zwei bewaffnete Männer am
Boma-
Tor standen, rauchten und sich unterhielten. Onditi stieg aus und ließ sich von einem Wachtposten eine Zigarette geben. Der Mann lehnte das Gewehr gegen ein Rad, um ihm Feuer zu geben. Von Malaika war nichts zu sehen, und die Dämmerung brach rasch herein. Jack ging davon aus, dass er noch zwanzig oder dreißig Minuten warten musste. Er machte sich Gedanken, wie er Malaika im Dunkeln finden sollte.
    Seine Beine wurden taub. Er schob sich in eine bequemere Stellung, dann spürte er, wie etwas sein Bein hinaufkroch. Er zog das Hosenbein hoch und schnippte einen Skorpion weg.
    Malaikas weißes T-Shirt war deutlich zu erkennen. Sie ging quer durchs Dorf, mit einer sehr alten Frau am Arm. Er wäre am liebsten sofort zu ihr gerannt, hätte sie gepackt und weggetragen. Stattdessen spähte er über den Busch, um besser sehen zu können.
    Ein leises Knurren erklang hinter ihm. Er spitzte die Ohren, aber es war schnell wieder verklungen.
    Drunten im Dorf führte Malaika die alte Frau in eine Hütte nahe dem Tor.
    Das Knurren erklang abermals, diesmal lauter. Und näher. Wieder wurde es weggeweht, verlor sich im Rauschen des Windes in der trockenen Vegetation.
    Jack schob ein paar Steine beiseite und setzte sich hinter den Busch, um zu warten.
    Das Dorf war vollkommen von einem Zaun aus Dornengebüsch umgeben. Er war sechs Fuß hoch und etwa ebenso breit. Der einzige Durchgang lag dem Bach gegenüber. Jack bemerkte ein paar große Steinblöcke, hinter denen er sich verstecken könnte, während er das Bachbett zur Zaunöffnung hin durchquerte.
    Hinter ihm erklangen das Knirschen von Steinen und das Brummen eines Dieselmotors.

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