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Die Tränen der Massai

Die Tränen der Massai

Titel: Die Tränen der Massai Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Coates
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gerade dabei sich abzutrocknen. Sein Körper wirkte vertraut und tröstlich. Er legte das Handtuch weg, setzte sich auf die Bettkante und sah zu, wie sie sich die Augen rieb.
    Sie setzte sich auf, und er zog sie an sich.
    »Ich wollte nur eine Stunde oder so weg sein«, sagte sie. »Aber der Regen … Dann ist der Wagen in den Graben gerutscht.« Es gab so viele verwirrende Gedanken. »Mein Bruder Kireko. Ich konnte nicht glauben, ihn nach all diesen Jahren wieder gefunden zu haben. Er war verletzt, und ich musste ihn nach Hause bringen, zu meiner … zum Dorf. Isuria. Ich bin meiner Urgroßmutter wieder begegnet. Es ist so lange her, ich hatte sie ganz vergessen.«
    Die Geschichte, wie sie Jack zum letzten Mal gesehen hatte, als er bewusstlos auf dem Bett in Cottar’s Camp lag, kam in wirren Einzelheiten heraus. Tatsächlich erzählte sie ihm nur von den Ereignissen, nicht, was wirklich geschehen war. Sie erwähnte ihr emotionales Wiedererwachen nicht. Sie erwähnte nicht, wie sie jeden Gedanken an ihre Massaiherkunft verdrängt hatte. Das alles hielt sie zurück, ebenso wie die schreckliche Wahrheit, dass Mengoru ihr Vater war, und sie fragte sich nicht einmal, warum sie es tat. In einem ruhigen Augenblick würde sie darüber nachdenken – würde sich fragen, warum sie es Jack nicht hatte sagen können. Und bei einer besseren Gelegenheit würde sie ihm alles erzählen.
    »Jack …«
    »Ja?« Seine Antwort hallte leise in ihrem Kopf wider, weil sie ihren Kopf auf seine Brust drückte.
    »Was war an diesem Abend in Cottar’s Camp mit dir los? Du warst wie … du warst ein vollkommen anderer Mensch.«
    »Ja. Ich weiß. Es tut mir Leid. Aber du hast Recht, ich war ein anderer. Jemand, den ich nicht besonders leiden kann.«
    Er hatte ihr bereits einiges aus seinem Leben erzählt. Von seinen Eltern und wo er herkam. Nach ein wenig Überredung hatte er sogar über Liz gesprochen.
    »Malaika, es gibt etwas, was ich dir sagen wollte. Ich habe Australien nicht nur wegen des Jobs bei den UN verlassen. Ich war … nun, es war … es gab einen Unfall …«
    »Einen Unfall?«
    »Nein, kein Unfall. Ich meine … ich habe einen schrecklichen Fehler gemacht. Ich habe mich mit einer Frau eingelassen. Eine Affäre. Ich wollte nicht, dass es so weit geht. Aber es ist passiert. Und Liz hat es herausgefunden. Und das war es. Wir haben uns getrennt.«
    »Du hast mir nie erzählt, wie es mit Liz zu Ende gegangen ist. Habt ihr nicht versucht, mit dem Problem zurechtzukommen?«
    »Nein. Ja. Wir haben miteinander gesprochen, aber sie war schrecklich wütend. Es war alles mein Fehler. Ich kann es ihr nicht übel nehmen.«
    »Aber wenn es dir Leid tat, konnte sie dir dann nicht verzeihen?«
    »Es war kompliziert. Ich möchte im Augenblick nicht darüber sprechen. Ist das in Ordnung? Es ist vorbei. Es war besser so. Reden wir darüber, was wir als Nächstes tun sollen.«
    Sie schwieg und fragte sich, ob
Wazungu-
Beziehungen anders waren. Ob sie Liebe auf die gleiche Weise empfanden wie Afrikaner.
    »Morgen werde ich den guten alten Bhatra anrufen. Sie müssen etwas wegen Bear unternehmen. Und dann können wir hier wieder weg.«
    »Jack …«
    »Was ist?«
    »Ich kann jetzt nicht nach Nairobi zurück.«
    »Machst du dir Gedanken wegen Mengorus Freunden? Also gut, wir gehen nach Dar …«
    »Jack … ich kann auch nicht nach Daressalam.«
    »Nein?«
    »Ich muss nach Mwanza.«
    »Mwanza? Was ist denn in Mwanza? Malaika, wir müssen in eine größere Stadt mit Kommunikationsmöglichkeiten. Wir haben uns hier jede Menge Ärger aufgehalst. Ich meine, die Polizei und –«
    »Ich muss nach Mwanza.«
    »Prinzessin …«
    »Nein. Bitte nenn mich nicht Prinzessin.«
    »Also gut.« Er holte tief Luft. »Malaika. Warum nach Mwanza?«
    »Ich habe nachgedacht. Na ja, über mich und meine Familie. Über Kokoo, meine Urgroßmutter. Und alle.« Sie sah ihn an; das flackernde Kerzenlicht umriss sein Profil vor der Dunkelheit. »Ich muss meine Schwester suchen.«
    »Deine Schwester? Ich wusste nicht mal, dass du eine Schwester hast!«
    »Halbschwester. Und sie hat Probleme.«
    »Was für Probleme?«
    »Ich weiß es nicht. Kokoo hat diese … es ist schwer zu erklären. Ich muss es einfach für Kokoo tun, wenn schon nicht für Ziada.«
    »Malaika, sieh mal, ich weiß nicht, was ich tun soll. Ich kann nicht klar denken.« Er rutschte zur Bettkante. »Es gibt vieles, was ich tun kann und tun muss, aber durch halb Ostafrika zu fahren, um deine lange

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