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Die Tränen der Massai

Die Tränen der Massai

Titel: Die Tränen der Massai Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Coates
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verlorene Schwester zu finden, gehört nicht dazu. Warum gerade jetzt? Ich sehe immer wieder Bear vor mir, wie er an diesem verdammten Straßenrand liegt, und ich will ihn holen und ihn nach Hause bringen. Ich will diese Mistkerle erwischen, die ihn umgebracht haben. Aber ich kann es nicht. Nicht, solange wir die Autoritäten nicht hinter uns haben. Ich will … ich will, dass es wieder so wird wie vorher. Als es … Spaß gemacht hat.«
    »Jack, du kannst das nicht verstehen. Aber Kokoo hatte diese … diese Vision. Etwas Schlimmes wird geschehen. Meine Schwester ist irgendwie in Gefahr.«
    »Wie meinst du das?«
    »Oh, ich weiß nicht. Es ist eine Stammesangelegenheit von vor langer Zeit. Spirituelle Dinge. Magie.«
    »Magie!«
    »Aber für Kokoo ist es Wirklichkeit … und ich habe es versprochen.«
    »Magie und Familienfehden! Malaika, um Himmels willen! Bear ist tot, und wir sind es vielleicht auch bald. Wie kannst du dir da um solch alberne Dinge Gedanken machen?«
    »Es sind keine albernen Dinge. Sie sind wichtig für mich. Wichtig für meine ganze Familie. Den Klan. Du magst nicht an diese Vision glauben. Selbst ich glaube nicht wirklich daran. Aber Kokoo glaubt es, und ich habe versprochen, dass ich ihr helfen werde.« Sie schob das Laken weg und stand auf. »Mach dir keine Sorgen, ich werde sie allein finden.«
    »O ja, ganz bestimmt. Du brauchst nur ein Taxi nach Mwanza zu nehmen und dort eine Verschwundene finden.«
    Sie griff nach ihrem Handtuch und wickelte es um sich. Sie erkannte, dass er Recht hatte, versuchte aber zu verbergen, wie sehr sie das verunsicherte.
    »Scheiße!«, sagte er. »Es tut mir Leid. Lass mich darüber nachdenken, ja? Lass mich nur ein wenig nachdenken.«
    Er ging ins Bad und schloss die Tür. Als er wieder herauskam, rieb er sich das Gesicht mit einem Handtuch trocken. Er zuckte die Achseln. »Na gut.«
    Sie seufzte, hob die Hände an die Schläfen und versuchte, den Druck wegzumassieren, den sie dort spürte. Sie dankte Jack leise und wusste sofort, dass sie ihre Dankbarkeit zu sparsam ausgedrückt hatte. »Jack«, sagte sie und griff nach seiner Hand. »Ich weiß, dass du trauerst. Um Bear. Und es muss dir alles seltsam vorkommen. Es ist nur … ich habe in diesen vergangenen Jahren jede Spur meiner – wie würdet ihr es nennen –
Wurzeln?
verleugnet, und jetzt habe ich die Gelegenheit, etwas zu tun, um ein wenig von dieser verlorenen Vergangenheit zurückzugewinnen. Ich habe das Gefühl, meiner Familie etwas zu schulden. Kokoo wird nicht mehr lange leben, und wenn diese eine kleine Sache ihr hilft, in Frieden zu sterben, muss ich es einfach tun.« Sie küsste ihn auf die Wange. »Ich bin dir wirklich dankbar. Für alles.«
    »Nun …« Dass sie so zerknirscht war, machte ihn verlegen. »Wir gehen nach Mwanza und überzeugen uns, dass es deiner Schwester gut geht. Aber!« Er hob mahnend den Zeigefinger. »Ich halte es immer noch für verrückt.«
    »Es gibt noch eine Sache.«
    »Hm?«, sagte er und nahm sie in die Arme.
    »Wir müssen meine Schwester zurück nach Isuria bringen.«
    »Verflucht …«

Kapitel 37
    Aus Peabodys Ostafrikaführer (5. Auflage):
    Viele sagen, das Klima von Nairobi sei das beste in ganz Afrika. Die hoch gelegene Athi-Ebene hat tagsüber trockene Äquatorialhitze und milde, häufig kühle Nächte.
    In der Zeit zwischen 1960 und 1980 hat sich die Stadt zum bevorzugten regionalen Hauptquartier vieler multinationaler Firmen entwickelt. Entwicklungsgelder flossen in die neue, unabhängige Nation. Sportclubs, Hotels und Nachtclubs entstanden und reflektierten die kosmopolitische Lebensweise der gut bezahlten Ausländer.
    Restaurants bieten überall in der Stadt und in den besseren Vorstädten im Westen koreanische, arabische, kantonesische, japanische und alle bekannteren europäischen Kochkünste.
     
     
    A uf der Straße zum Flughafen von Mwanza ging es immer noch so geschäftig zu, wie Malaika es von früher in Erinnerung hatte. Ein buntes
Matatu
knatterte am Landcruiser vorbei. Auf der Rückseite befand sich das gruselige Bild eines Skeletts, die Botschaft
Ruhmloser Tod
war in bluttriefenden Buchstaben angebracht. Der
Konda
hängte sich aus der Tür und zuckte zu der verzerrten Rapmusik, die aus dem Kassettengerät dröhnte. »
Pansiansi! Pansiansi!«,
rief er über den Lärm hinweg. »
Twende! Twende!«
Das
Matatu
rumpelte durch eine Reihe von Schlaglöchern und fuhr weiter.
    Sie hatten kurz in der kleinen Innenstadt von Mwanza angehalten,

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