Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Tränen der Massai

Die Tränen der Massai

Titel: Die Tränen der Massai Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Coates
Vom Netzwerk:
umgingen.
    »Malaika?«
    »Hm?«
    David sah sie mit verwundertem Grinsen an. »Ich fragte, willst du hier aussteigen, während ich das Auto parke?«
    »Oh.« Sie waren in der Moi Avenue vor ihrem Büro. »Tut mir Leid, David, ich habe über etwas nachgedacht.« Sie stieg aus, ging ins Gebäude und nickte dem jungen US -Marineinfanteristen zu, der am Eingang Wache hielt.
    »Oh, Ms. Kidongi!« Der junge Mann am Empfang hielt sie auf, als sie in ihr Büro gehen wollte. »Ich hatte gerade ein Ferngespräch für Sie.«
    »Wer war es?«
    »Aus Daressalam.«
    »Wer hat angerufen?«
    »Er hat es nicht gesagt.«
    Sie starrte den jungen Mann wütend an.
    »Ehrlich. Ich hab ihn gefragt: ›Wer spricht da bitte, Sir?‹, aber er hat es nicht gesagt.«.
    »Hat er eine Telefonnummer angegeben?«
    »Nein. Aber ich hörte, wie die Vermittlung ›Palm Beach Hotel‹ sagte«, fügte er verlegen hinzu. »Tut mir Leid, Ms. Kidongi. Vielleicht wird er zurückrufen, oder …«
    Sie sah seine bedauernde Miene nicht, aber sie murmelte: »Es ist schon gut, Henry«, und fing an, in ihrer Handtasche zu suchen. Sie fand ihren Pass und seufzte erleichtert.
    Henry strahlte über ihr Lächeln. »Oh, und Ms. Kidongi, Mr. Kibera möchte Sie so bald wie möglich sehen.«
    Aber sie war schon an der Tür.
    »Ms. Kidongi?«
    An der Moi Avenue sprang sie in ein Taxi. »Flughafen«, sagte sie.
     
    Der Wein war klar und kühl. Das Aroma von Ananas und reifen Birnen und eine Spur von Eiche. Jedenfalls stand das so auf dem Etikett.
    Eine Flügelspitze senkte sich, als der Pilot eine winzige Kurskorrektur vollzog. Die abgedunkelte Kabine summte in einem anderen Rhythmus, bis die Triebwerke wieder ihr monotones 35 000-Fuß-Dröhnen annahmen.
    Nach der Landkarte auf der Leinwand befanden sie sich über der Mitte von Australien. Die Acrylfenster verwischten die Grenze zwischen riesigem leerem Land und grenzenlosem Himmel. Blitzende Sterne sanken auf den Horizont zu und verschwanden schließlich, wo die schwarze, konturenlose Masse des Outback begann. Kein Lichtschimmer zwischen Land und Himmel.
    Auf der Leinwand stand, dass sie in einer Stunde und zwanzig Minuten in Sydney sein würden. Jack goss sich die letzten Tröpfchen Chardonnay in sein Plastikglas. Die Stewardess war nirgendwo zu sehen. Menschen schliefen auf ihren zurückgekippten Sitzen, die Köpfe unbequem zur Seite gelehnt. Die Glücklichen, die allein in der Mittelreihe saßen, lagen ausgestreckt da, die Köpfe auf Kissen und unter Decken.
    Er drückte den Rufknopf. Ein entferntes
Ding
erklang vom Ende der Kabine.
    Auf dem Weinetikett stand Rosemount Chardonnay 1989. Die neue Ernte.
    Wie ist der Chardonnay?
    Nicht schlecht.
    Rosemount. Ein Freund von mir in der australischen Botschaft besorgt ihn mir. Auf der zollfreien Liste der UN gibt es keine australischen Weine.
    Das Leben in den Tropen ist hart.
    Aber es hat seine Momente.
    Ja, die Tropen waren hart gewesen, aber nicht auf die Weise, wie er es erwartet hätte. Als er vor etwa neun Monaten in einem ähnlichen Jumbo nach Afrika geflogen war, hatte er einen schlichten Plan gehabt: ruhig bleiben, den Kopf einziehen und Verpflichtungen und Komplikationen meiden. Der lange, langweilige Monat in Daressalam hatte ihm Zeit gegeben, darüber nachzudenken. Er hatte in jeder Hinsicht versagt.
    Es hatte in Dar nicht viel anderes zu tun gegeben, als nachzudenken und zu warten. Zu warten, bis seine gefälschten Reisepapiere kamen. Zu warten, bis die Chartergesellschaft den Flug bestätigte. Zu warten, bis der Stromausfall im Hotel behoben war, damit sie das Bier wieder kühlen konnten. Er hasste warten. Daressalam war heiß. Es war langweilig. Und was am schlimmsten war, es war nicht Nairobi.
    Er erinnerte sich an den Blick vom Balkon seines Apartments auf dem Nairobi Hill. Der Uhuru-Park dehnte sich von ihm aus, das Kenyatta-Center dominierte die Skyline. Das Intercontinental Hotel.
    Hübsches Kleid.
    Danke.
    Weiß steht Ihnen gut.
    Sie hatte auch an dem Abend, als sie sich an der Bushaltestelle getrennt hatten, Weiß getragen. Ein weißes T-Shirt und Jeans.
    »Pass auf dich auf«, war alles, was ihm auf der Bustreppe noch eingefallen war.
    »Das tue ich«, hatte sie zurückgerufen.
    Oh, er hätte mehr sagen können, aber »pass auf dich auf« war alles, wozu er in diesem Augenblick in der Lage war. Es war alles so schnell gegangen. Er war ein Flüchtling. Wenn er zur Polizei ging, würde es eine Verhandlung geben.
Verhandlung? Soll das ein Witz

Weitere Kostenlose Bücher