Die Tränen der Massai
Sie herzlich ein, sich ihnen heute Abend beim Abendessen anzuschließen.
Aber sie hatte es für die übliche Werbung für das Hotelrestaurant gehalten. »Nein. Ich glaube nicht.«
»Die beiden wollten sich nur dafür bedanken, dass wir die Konferenz hier veranstalten.« Die Serviererin nahm seine Bestellung entgegen. Als sie wieder weg war, lehnte er sich zurück und sagte: »Ach übrigens, das Transportproblem ist gelöst.«
Ihre Kaffeetasse verharrte auf halbem Weg zu ihren Lippen. »Tatsächlich?« Er sah unglaublich selbstzufrieden aus.
»Ja. Ich habe es gestern mit dem Kommissar geklärt.«
»Wirklich?« Sie stellte die Kaffeetasse ab. »Ich dachte, die Vereinten Nationen hätten das bereits erfolglos versucht.«
»Ja. Nun ja, die Leute im Büro haben es versucht, aber manchmal braucht man eben … kreative Lösungen. Sie wissen schon, ernsthafte Verhandlungen von Angesicht zu Angesicht.«
»Ich verstehe.«
»Aber wie ich schon angenommen hatte, war es am Ende kein großes Problem.«
»Meinen Glückwunsch.«
»Danke.« Er zerpflückte sein Brötchen.
Ohne das selbstzufriedene Lächeln hätte sie es ihm vielleicht durchgehen lassen. Aber so faltete sie die Serviette und legte sie ordentlich vor sich auf den Tisch, dann stand sie auf und sagte: »Falls Ihre kreative Lösung mehr als zwanzigtausend gekostet hat, haben Sie viel zu viel bezahlt.«
Er öffnete und schloss den Mund wie ein Fisch auf dem Trockenen, war aber nicht imstande, eine Antwort hervorzubringen, bevor sie ihren Zimmerschlüssel vom Tisch genommen und mit strahlendem Lächeln gesagt hatte: »Wir sehen uns im Konferenzraum.«
Die letzten Konferenzteilnehmer hatten den Konferenzraum des Hotels Florence verlassen, aber Jack und Malaika saßen noch am Kopf des Tischs. Malaika suchte ihre Papiere zusammen und steckte sie in die Aktentasche.
»Wie fanden Sie die Konferenz?«, fragte Jack mit einem Blick auf die Essensreste auf den Papptellern.
»Es ist besser gelaufen, als ich erwartet hätte. Ihre Idee mit einem großen kostenlosen Abendessen in Nairobi hat geholfen.«
»Ja, ich denke schon.« Er fügte nicht hinzu, dass es Bhatra gewesen war, der auf diesem Vorgehen bestanden hatte.
»Können Sie wirklich so etwas tun – die Außenposten per Telefon miteinander verbinden?«
»Das hat mein Telekom-Mann mir gesagt.«
»Es ist eine tolle Idee.«
»Nun, ich dachte, wenn Ihre Krankenschwester sich um ein paar tausend Quadratkilometer kümmern muss, sollten wir ein paar Notfallpläne aufstellen. Zuerst habe ich an mobile Telefone gedacht, aber Bear sagte mir, dass er in dieser Region keinen Empfang bekommt. Dann dachte ich, wie wäre es mit dem guten alten normalen Telefon? In einer Zelle. Und warum nicht die Zelle zu einem Außenposten machen? Und den Außenposten zu einer kleinen Gesundheitsstation? Mein Spezialist hat dann diese Lösung mit den Funkverbindungen gefunden. Und die UN haben es gebilligt.«
»Das haben Sie alles schon erledigt?«
Er hatte gerade einen Bissen Käse-und-Schinken-Sandwich im Mund. »Hm«, murmelte er. »Sie scheinen überrascht zu sein.«
»Oh! Eigentlich nicht. Es ist nur … danke, dass Sie die Konferenzleitung übernommen haben.«
»Schon in Ordnung, aber warum wollten Sie es nicht selbst machen? Sie haben schließlich die ganze Vorarbeit geleistet.«
»Das ging nicht. Afrikanische Männer fühlen sich sehr unbehaglich, wenn eine Frau eine solche Position übernimmt. Sie hassen es, wenn sie die Kontrolle verlieren. Und wenn es um Geschäfte und um wichtige Dinge geht …« Sie zuckte die Achseln. »Nun ja …«
Der Verlauf der Konferenz war interessant gewesen. Die Männer – es gab keine Frauen im Provinzrat von Nyanza – hatten sich Malaikas Ideen geduldig angehört, sich aber standfest geweigert, ihnen zuzustimmen, bevor sie wussten, was Jack davon hielt. Ein Nicken, ein Wort der Unterstützung von ihm, und einer nach dem anderen hatten sie sich einverstanden erklärt und dabei nicht ein einziges Mal diejenige anerkannt, von der die Ideen eigentlich gekommen war. Malaika war es trotz ihrer wachsenden Empörung gelungen, in dieser feindseligen Umgebung ruhig zu bleiben, und Jack hatte erneut ihre professionelle Haltung bewundert.
»Auf jeden Fall danke ich Ihnen für Ihre Hilfe«, sagte sie.
»Gern geschehen.« Er wischte sich die Hände an der Serviette ab, dann folgte er ihr in die Empfangshalle. »Nun, ich werde noch schwimmen gehen, bevor ich mich auf den Rückweg
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