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Die Tränen der Massai

Die Tränen der Massai

Titel: Die Tränen der Massai Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Coates
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Jai seufzte und mit der Zunge schnalzte, als er ihre Bluse auszog.
    Als sie sich mit ihm hinlegte, war ihr Sieg vollständig. Sie fühlte sich mächtiger, als sie sich je hätte vorstellen können. Jai war ihr Opfer und ihr Retter. Ihr Herz war erfüllt von der Freude darüber, eine Person zu sein und nicht nur ein niedriges Mitglied eines lächerlichen Stammes.
    Aber als Onkel sie drei Tage später allein im Bett in der Ecke entdeckte, änderte sich alles.
    Das Haus war leer. Er war betrunken. Und er tat ihr weh. Aber sein schlimmstes Verbrechen war, dass er das wunderbare Gefühl von Macht zerstörte, das sie nur drei Tage zuvor als erstes Geschenk ihres Frauseins erlebt hatte.

Kapitel 17
    Aus Peabodys Ostafrikaführer (5. Auflage):
    Was Hauptstädte betrifft, so war Nairobi ein Fehler oder zumindest ein Zufall. Es hätte einfach ein Eisenbahndepot in dem von Seuchen heimgesuchten Sumpf bei Meile 325 der Uganda-Eisenbahn sein sollen.
    Vielleicht brauchten die Eisenbahnbauer, nachdem sie hier eingetroffen waren, einen Ort, um ihre Begeisterung wiederzugewinnen, nachdem sie unzählige Männer bei der Überquerung des Tsavo an die Menschen fressenden Löwen verloren hatten. Oder vielleicht waren sie erschöpft davon, die Überfälle der Kikuyu abzuwehren. Aus welchem Grund auch immer, Nairobi wuchs stetig weiter.
    Heute, neunzig Jahre später, ist die Stadt das kosmopolitische Juwel Ostafrikas.
     
     
    D as Exotica-Café in der Muindi Street war alles andere als exotisch. Aber Malaika und ihr Kollege von AmericAid, David Shakombo, aßen dort hin und wieder zu Mittag, wenn sie sich ungestört über die neuesten Entwicklungen im Büro unterhalten wollten. Das Essen und die Preise waren ortsüblich, im Gegensatz zu den teuren Touristenlokalen näher an ihrem Arbeitsplatz.
    Passanten, die auf dem Markt eingekauft hatten, eilten an ihrem Tisch auf dem Bürgersteig vorbei, beladen mit vollen
Chondos
oder zusammengebundenen Hennen, die flatterten und gackerten. Die schmale Seitenstraße war voll gestopft mit dreirädrigen Karren, die hoch mit Holzkisten voller Enten, Obst, Gemüse oder mit Schichten blutroter Kadaver beladen waren.
    David aß sein Bratenfleisch mit einer Begeisterung, die man von einem so schlanken Mann nicht erwartet hätte. »Seit du aus Kisumu zurückgekehrt bist, hatten wir noch gar keine Gelegenheit, miteinander zu sprechen«, sagte er. »Wie war die Konferenz?«
    »Es ist sehr gut gelaufen«, antwortete Malaika und schob das Gemüse auf ihrem Teller herum.
    »Hm. Gut. Isst du dein
Ugali
nicht?« Er zeigte mit der Gabel auf den Maisbrei, der unberührt auf ihrem Teller geblieben war.
    »Nein, nimm es ruhig. Ich bin satt. Sie zeigen endlich Interesse.«
    »Die Nyanza-Leute? Gut.« Er schob den Brei auf seinen Teller.
    »Wieso dieser plötzliche Wechsel?«
    »Sieht aus, als hätte die Vereinten Nationen es endlich geschafft.«
    »Die UN ? Mr. Morgan? Der, den du für einen weiteren faulen
Mzungu
gehalten hast?«
    »Ja, Jack Morgan. Er hat eine gute Präsentation abgeliefert. Ein paar neue Ideen. Er hat zwei oder drei Außenposten ohne Personal, aber mit Telefonverbindungen für die reisende Krankenschwester und die Projektleute vorgeschlagen. Er hat es wirklich ziemlich gut gemacht. Ich habe ihn vielleicht falsch eingeschätzt.«
    »Und unser Programm? Wie sieht es damit aus?«
    »Sie scheinen alle mit unserem Gesundheitsprogramm glücklich zu sein – nun, da es mit dem landwirtschaftlichen und dem Veterinärdienst der UN koordiniert ist.«
    »Das ist wirklich gut, Schwester.« Er benutzte oft diese Anrede für eine gute Freundin. »Wann fangt ihr an?«
    »Wir beginnen das Pilotprojekt in einer oder zwei Wochen. Nach der Tanzveranstaltung.«
    »Was für eine Tanzveranstaltung?«
    »Das UNDP will eine Party geben, um das wunderbare integrierte Entwicklungsprogramm zu feiern. Sie wird im Intercontinental stattfinden.«
    »Meine Güte! Das Intercontinental! So viel Geld! Wer zahlt für diese Party?«
    »Sie.«
    »Oh-oh. Wenn wir nur dieses Geld haben könnten … Wie sieht es mit Machakos aus?«
    Das Machakos-Projekt war das nächste, das Malaika und David in Gang bringen wollten, aber sie brauchte noch die Genehmigung des Amtes für regionale Entwicklung.
    »Nichts. Wieder mal Onditi.« Sie legte ihre Gabel auf den immer noch vollen Teller und schob ihn beiseite. »Ich kann nichts erreichen.«
    »Mach dir keine Sorgen, Schwester. Gott wird einen Weg finden.«
    »David, wie kann ich mir keine Sorgen

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