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Die Tränen der Prophetin: Roman (German Edition)

Die Tränen der Prophetin: Roman (German Edition)

Titel: Die Tränen der Prophetin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jocelyne Godard
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Tours gekauft, neben den vornehmen Stadthäusern der Notabeln – sollte sie doch dort das Bett mit ihm teilen.
    Doch verdammt! Mathias hielt es kaum noch aus! Gerade dann, wenn er sie auf dem Lager des Florentiners wusste, warm und weich, hingebungsvoll und verliebt, zärtlich und unsäglich schön, hätte er sie am meisten gebraucht. Dann träumte er Tag und Nacht nur davon, wie er sie in die Arme nahm, wie er sie küsste, den Anblick ihres nackten Körpers genoss und sich das Vergnügen nahm, das ihm verwehrt war. Im Laufe der Zeit verstärkte sich sein Verlangen nach ihr und wurde heftig und unüberwindlich, ein Verlangen, das er nicht mehr loswurde, seit sie ihn eines Tages auf einer Straße in Flandern zum ersten Mal angesehen hatte. Von diesem Augenblick an begehrte er Alix, auch wenn die sanfte Florine diese verrückte Sehnsucht eine Weile zu stillen vermocht hatte.
    Nachdem Alessandro abgereist war, kehrte Alix in ihr Haus zurück, umarmte Nicolas, gab Mathias einen flüchtigen Kuss auf die Backe und fragte ihn, ob alles in Ordnung war. Wie weh ihr sein Blick tat! Er verdarb ihr damit die ganze Freude an der Arbeit. Alix musste erst einmal viel Zeit mit dem kleinen Nicolas verbringen, um ihr schlechtes Gewissen zu besänftigen.
    Sie unterdrückte die Übelkeit, aber etwas später wurde es ihr
wieder so schlecht, dass sie sich übergeben musste, kurz bevor Bertille kam, die noch nichts bemerkt hatte. Das war auch besser so. Alix wollte zunächst nicht darüber reden. Erst musste sie sich allein mit einer düsteren Vergangenheit auseinandersetzen, in der es ihr nicht vergönnt gewesen war, die Kinder von Jacquou großzuziehen. Zwei Kinder hatte er ihr geschenkt. Beide Jungen waren direkt nach der Geburt gestorben! Nie hätte sie geglaubt, eines Tages von einem anderen Mann schwanger zu werden. Nun war es aber so, und sie wollte sich auf das Kind freuen.
    Ob es ein Junge wurde, fragte sich Alix erregt? Es fröstelte sie, und sie schloss die Augen, die sie erst wieder öffnen wollte, wenn sie die Antwort auf ihre Frage gefunden hatte. Ob es ein Mädchen wurde? Natürlich dachte sie auch darüber nach, aber erst seit wenigen Sekunden. Bisher hatte sie immer nur an einen Jungen gedacht. Doch je länger der Traum dauerte, umso mehr sah sie sich eine kleine Tochter zur Welt bringen. Gab es nicht schon den kleinen Nicolas, den sie wie ihren eigenen Sohn liebte und dem sie eine glückliche Zukunft versprochen hatte? Hatte Alessandro nicht bereits zwei Söhne?
    Als sie sich ein wenig besser fühlte, kehrte sie in die Wirklichkeit zurück, kleidete sich einfach wie immer, wenn sie zur Arbeit ging, frühstückte mit einer außergewöhnlich redseligen Bertille und verließ das Haus.
    »Du scheinst ja heute Morgen bester Laune zu sein, Bertille«, sagte sie zu ihr und wünschte ihr einen guten Tag.
    Alix ahnte nicht, dass der braven Bertille, die wie jede gute Hausfrau ihre Augen überall hatte, nicht entgangen war, wie sie sich über die Schüssel gebeugt hatte. Ach, noch war es für ihren Schützling nicht zu spät, ein Kind zu bekommen – nach dem großen Unglück, das ihr widerfahren war! Nur schade, dass es von diesem Italiener sein musste, den sie kaum kannte und der nach
Belieben kam und ging, und nicht von Mathias, der sich vor Liebe zu ihr verzehrte.
    Aber so war es nun einmal, und die Bertille freute sich darauf, noch ein Kind großzuziehen und es mit dem kleinen Nicolas aufwachsen zu sehen.
    In der Werkstatt fühlte sich Alix wieder richtig wohl. Auf dem größten Hochwebstuhl nahm ihre erste Madonna Gestalt an. Mathias arbeitete praktisch Tag und Nacht daran. Heute Abend würde er aber nicht so spät heimkommen, weil sie wieder zu Hause war, dachte sie und musste lächeln. In völliger Eintracht würden sie sich am Tisch gegenübersitzen und über die Arbeit, das Geld, die Aufträge und den kleinen Nicolas reden, der immer größer wurde.
    Alix vergewisserte sich immer wieder gern, dass Mathias ein guter Meister war und ihre Werkstätten richtig leitete. In dieser Hinsicht konnte sie sich voll und ganz auf ihn verlassen; es gab nichts, was man ihm vorwerfen konnte. Weder Arnold noch die anderen Arbeiter beklagten sich je über ihn. Mathias war zwar streng, aber gerecht, geradeaus und untadelig und sorgte in der Werkstatt für das notwendige Maß an Menschlichkeit, damit man ihn als Meister genauso achtete wie er umgekehrt seine Leute.
    Am Morgen nach ihrer Heimkehr begab sich Alix in das Kontor, das Julio

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