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Die Traenen Des Drachen

Titel: Die Traenen Des Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Bull-Hansen
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wischte sich den Schnee von der Brust und ging hinein.
     
    Wir hatten beim Essen Türen und Fenster geöffnet. Viani lüftete, um den Rauch und den Schweiß von zehn Tagen aus der Hütte zu bekommen, und ich glaube, von uns allen, die wir die letzten Tage dort drinnen verbracht hatten, war sie am glücklichsten darüber, dass sich der Sturm endlich gelegt hatte.
    »Wir ziehen heute weiter«, sagte Loke, als wir unsere Schalen auf den Tisch stellten. »Wir müssen versuchen, die Wurzel zu finden. Ich weiß, dass es kaum noch Hoffnung gibt, rechtzeitig zum Gamle nach Hause zu kommen, aber es ist dennoch meine Pflicht als Trolljäger, zu tun, was ich kann.«
    »Ich werde euch begleiten«, sagte ich. Jetzt, da das Wetter wieder gut war, erschien es mir nicht mehr so Furcht erregend, in den Schnee hinauszugehen.
    Doch ich war nicht der Einzige, der so dachte.
    »Wir werden euch alle begleiten«, lächelte Noj. »Wir werden unsere Speere nehmen, auf die Ebene hinuntergehen und dort graben, wo wir Vokkerfüße vermuten.« Er hob seine Schultern, als sei das die einfachste Sache der Welt.
    »Wir können in die Kalanen hinaufsteigen und schauen, wo wir suchen müssen.«
    Er deutete aus dem Fenster. Die Löcher in der Felswand waren nicht besetzt. Niemand war während des Unwetters dort hinaufgekommen.
     
    Das Felsenvolk wachte langsam auf, als wir an den Hütten vorbeigingen. Die Kinder waren bereits draußen und sprangen wie Hirschkälber um uns herum. Männer und Frauen grüßten durch die geöffneten Türen. Zwei von ihnen, der blonde Mann mit dem gewaltigen Schnurrbart und ein Junge, der kaum älter als ich sein konnte, warfen sich wollene Umhänge über ihre Schultern und begleiteten uns.
    Noj führte uns zwischen zwei Hütten hindurch, hinter denen, verdeckt durch einen Stapel Holz, eine in den Fels gehauene Treppe emporführte. Wie ein weißer Streifen im Fels zog sie sich bis zum obersten Aussichtsloch empor.
    »Passt auf, wo ihr eure Füße hinsetzt«, sagte Kirgit und huschte an mir vorbei. »Es ist glatt hier.«
    Und was sie sagte, entbehrte nicht der Wahrheit. Der Wind hatte eine Eisschicht auf die Stufen gelegt. Zum Glück gab es ein Tau, das mit Befestigungsösen im Fels neben der Treppe verankert war und an das ich mich klammern konnte.
    »Hier steige ich jeden Tag hoch«, rief Noj. Er lehnte seinen Oberkörper über den Abgrund und sah an dem Blondschopf, dem Jungen, Viani und Kirgit vorbei zu mir zurück. »Haltet euch nur am Tau fest, dann klappt es schon.«
    »Bald sind wir so hoch wie die Krone einer Tanne«, brummte Loke. Er und seine Schüler hingen wie Perlen einer Kette an dem Tau.
    Zwei Mastlängen über dem Boden führte die Treppe nach rechts auf einen Absatz empor. Wir machten die letzten Schritte und waren oben in der Kalane.
    Es gab reichlich Platz, fast wie in einer der Hütten unter uns. Schneewehen bedeckten den Boden. Die Seitenwände waren gebogen und trafen sich oben in einer Spitze, wie die Portale in Vandar unten in den Sieben Reichen. An der rechten Seite waren zwei Holzbänke befestigt worden, eine weitere auf der anderen Seite der Kalane. Zwischen ihnen ragten verrußte Steine aus dem Schnee.
    Doch diese Dinge bemerkte ich erst später, denn vor uns öffnete sich eine Aussicht, wie ich sie noch nie zuvor gesehen hatte. Der Himmel traf die Ebene ganz weit dort hinten, und wenn ich mich Richtung Osten wandte, sah ich den Strand, wo die Ebene ins Meer führte. Und wieder spürte ich, wie es unter meiner Haut juckte. Ich wollte an die Kante treten und mich in die Tiefe stürzen, doch da erkannte ich etwas Glitzerndes vor uns in der Luft. Bul, der neben mir stand, warf sich zur Seite, und ein Eisenhaken landete vor meinen Füßen. Er kratzte über die Steine und glitt zur Kante zurück, ehe sich einer der Haken an einem Felsvorsprung verfing.
    »Das ist ein Enterhaken!« Noj war sogleich vorn an der Kante, schaute hinab und fluchte. Der blonde Mann und der Junge hasteten nach vorn. Ich folgte ihnen.
    Kaum eine Mastlänge unter uns blitzten eiserne Schilde auf. Belagerungshütten klammerten sich auf einem breiten Absatz fest, der bis zur Felsenbrücke hinüberführte. Dort knisterten Flammen in einem Haufen Zweige, der an das Tor gelehnt war. Überall, hinter jedem Balken und jeder Planke, lagen Köcher mit Pfeilen, Speere und Leitern. Und zwischen ihnen starrten uns dunkle Gesichter und weiße Augen an.
    »Beeil dich, Tor!« Noj klopfte dem Jungen auf die Schulter. »Lauf hinunter und

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