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Die Traenen des Mangrovenbaums

Die Traenen des Mangrovenbaums

Titel: Die Traenen des Mangrovenbaums Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne de Witt
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furchtlos die Chilis probiert hatte, stieß einen erstickten Ausruf aus, blies die Backen auf und löschte mit einem Glas Tee. »Puh! Wie bringen die Leute hier das Zeug runter? Aber alles andere ist gut. Ich hatte ehrlich gesagt ein bisschen Angst vor der javanischen Küche. So weit von zu Hause weiß man nie, was sie einem vorsetzen. Einer von Vaters Agenten erzählte einmal, hier isst man eine Frucht namens Durian, die so gräulich stinkt, dass man sie nicht in ein Hotel oder an Bord eines Schiffes mitnehmen darf.«
    Anna Lisa ließ den Blick über die appetitlich angerichteten bunten Fruchtstücke schweifen. »Na, hier ist sie jedenfalls nicht, das hätten wir schon bemerkt. Wie fühlst du dich? Mich hat die Hitze beinahe umgeworfen, als wir an Land gegangen sind.«
    »Mich auch. Aber daran werden wir uns gewöhnen müssen. Wenigstens ist die Luft hier frisch. Ach, werde ich gut schlafen in einem Bett, das nicht rollt und schaukelt wie eine Hängematte! Ich lege mich nach dem Essen nieder. Und du?«
    Anna Lisa hätte gerne einen kleinen Spaziergang gemacht, um das so völlig fremde Land ein wenig zu erkunden, aber sie befürchtete, das könnte unziemlich sein, und außerdem schwang in Simeons Frage die hoffnungsvolle Erwartung mit, sie würde sich zu ihm legen. Also antwortete sie: »Was meinst du wohl? Dass ich bei der Gluthitze einen Stadtbummel mache? Ich lege mich auch nieder.«
    Wie sie erwartet hatte, gefiel ihrem Mann diese Antwort.
    Ihr Schlafzimmer an Land war weitaus bescheidener eingerichtet als die Kabine an Bord der Anne-Kathrin, aber beide fühlten sich auf der Stelle wohl darin. Es war ein hübscher, luftiger Raum, niedrig, aber ziemlich groß und mit geschnitzten Möbeln ausgestattet, die eine eigentümliche Mischung von holländischem und javanischem Stil darstellten. Ein Moskitonetz hing halb aufgerollt über dem Bett. Durch das innenseitige Fenster blickte man in einen dicht mit Palmen und Zykadeen bewachsenen Hof zwischen den verschiedenen Pavillons, der eine wundervoll schattige Oase in der Mittagshitze bildete. In der Mitte lagen knapp übereinander zu Stufen aufgereiht drei flache Steinschalen. Seerosen schwammen in dem graugrünen Wasser. Als Anna Lisa den Batikvorhang zuzog – sie hatte an die Affen gedacht, die so frech ins Badezimmer gespäht hatten –, herrschte ein farbiges Dämmerlicht im Zimmer.
    Mit dem Quartier zufrieden war auch Tietjens, die nach einem halben Eimer frischen Wassers und der von Herrn Schuit gelieferten Kaninchenmahlzeit auf ihrer Rollmatratze in einen trägen Verdauungsschlaf versunken war. Sie grummelte nur dösend vor sich hin, als das junge Ehepaar sich zu Bett legte.
    Beide waren von dem Wechsel von Wasser zu Land und dem reichlichen Mittagessen so müde, dass sie bis tief in den Nachmittag hinein schliefen. Aber kaum war Simeon erwacht, fiel ihm ein, dass er noch mehr vorgehabt hatte. Er stupste Anna Lisa so lange, bis sie, noch schlaftrunken, die Augen aufschlug. »He!«, murmelte sie. »Warum ziehst du mir die Decke weg?«
    Simeon lachte und warf das leichte Batiktuch über das Fußende des Bettes. »Damit ich dich besser sehen kann. Mir ist eingefallen, dass ich noch gar nicht weiß, was für eine Frau ich geheiratet habe. Komm, lass mich sehen, wie du aussiehst.«
    »Wenn ich dir nicht gefalle, ist es jetzt ohnehin zu spät fürs Meckern«, erwiderte sie, gab aber mit einer verführerischen Bewegung nach, als er ungeschickt an ihrem Nachthemd zerrte. »Komm, lass mich das machen.« Zwar fühlte sie sich immer noch ein wenig gehemmt, sich vor fremden Augen zu entblößen, aber der bunte Vorhang vor dem kleinen Gitterfenster tauchte das Zimmer in ein behagliches Zwielicht, und außerdem umhüllte ein Moskitonetz das Bett mit seinen weißen Schleiern. Sie zog das rüschenbesetzte Nachthemd über den Kopf, drückte es aber dann schützend an Brust und Bauch.
    Simeon zupfte daran. »Komm, lass mich sehen! Du musst! Ich bin dein Ehemann!«
    Sie ließ das zusammengeknüllte Nachthemd fallen, zog es aber gleich wieder hoch. Er protestierte heftig. »Das gilt nicht! Das war zu kurz!«
    »Ist es so besser?«
    Er seufzte tief und wollüstig auf. Anna Lisa fuhr der Gedanke durch den Kopf, dass er zum ersten Mal wirkliches Interesse an ihrem Körper zeigte und dass dieser Körper ihm offenbar sehr gut gefiel. Wie immer drückte er sein Gefallen in botanischen Schmeicheleien aus. »Oh! Was du für kleine rosa Brustwarzen hast, wie Rosenknospen! Ach, alles an dir

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