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Die Träume der Libussa (German Edition)

Die Träume der Libussa (German Edition)

Titel: Die Träume der Libussa (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tereza Vanek
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langweile dich, nicht wahr?“
    Nun sah er sie
endlich an, doch sein Blick wirkte niedergeschlagen und Libussa verspürte den
Wunsch, ihn aufzuheitern.
     „Nein, du
langweilst mich nicht. Ich habe gerade an die Fürstin der Lemuzi gedacht.
Thetka, die Tochter der Hohen Priesterin, vergleicht sie wegen ihrer rundlichen
Figur immer mit einem Ei. Meistens trägt Olga bunte Kleidung, und deshalb meint
Thetka, sie sei wie die Eier, die wir jedes Jahr im Frühling bemalen. Beim
letzten Korochun-Fest im Winter ist Olga in Chrasten mit ihren Silberfellen
aufgetaucht. Thetka flüsterte allen Umstehenden zu, dem Ei sei plötzlich ein
Pelz gewachsen.“
    Premysl lachte
und Libussa stimmte erleichtert ein. Noch einmal berührte seine Hand ihren
Unterarm, wo sie zaghaft eine Weile liegen blieb.
    „Verrätst du
mir jetzt deinen Namen? Ich konnte dich meiner Familie gar nicht vorstellen.“
    Fieberhaft
überlegte Libussa, ob sie ihm nicht einfach einen falschen Namen nennen sollte,
aber dann schien es ihr auf einmal verkehrt, diesen Jungen zu belügen. „Ich
diene einer hohen Herrin“, begann sie zaghaft, „Sie wäre nicht froh, mich hier
zu wissen. Es ist daher besser, wenn niemand weiß, wer ich bin.“ Das kam der
Wahrheit am nächsten. Es schmerzte sie, als Premysl seine Hand wieder
zurückzog.
    „Nun gut,
Mädchen ohne Namen. Ich denke, das Abendessen müsste jetzt fertig sein.“
     
    Sie saßen zu viert am Boden der
Hütte, deren Enge Libussa nun weniger bedrückend schien. Premysls Mutter
verteilte eine dünne Suppe auf Holzteller. Dann riss sie einen kleinen Laib
Brot in vier Teile.
    ‚Sie haben
wenig zu essen, weil die Lemuzi es ihnen nahmen’, dachte Libussa. ‚Jetzt geben
sie mir davon. Ich werde das nächste Mal etwas aus Chrasten mitbringen, nur
darf es nicht wie eine milde Gabe wirken, denn das würde sie verletzten…’
    Doch sie war
sich noch immer nicht sicher, ob sie wirklich wiederkommen wollte.
    Das Mahl verlief schweigend.
Premysl half seiner Mutter beim Hinsetzen und Aufstehen, denn die alte Frau
hatte Schmerzen in den Gelenken. Seine Schwester mit dem runden Gesicht ließ
ihr Brot immer wieder fallen, bis er es in kleine Stücke riss und auf ihren
Teller legte. Libussa überlegte, dass sie ihr Leben lang umsorgt worden war.
Premysl musste sich um andere kümmern. Bei diesem Gedanken fühlte sie sich auf
einmal minderwertig. Die Suppe schmeckte überraschend gut, aber Premysls Mutter
musterte sie gelegentlich mit einem misstrauischen Blick, als ahne sie, dass
die Fremde etwas zu verbergen hatte. Schließlich nahm die alte Frau den Rest
der Suppe, legte einen weiteren Laib Brot dazu und sagte: „Eine Gabe für die
Waldgeister und Vilas. Damit sie uns in Frieden lassen. Kannst du das
hinausbringen, mein Junge?“
    Premysl
runzelte die Stirn. „Es sind nicht die Geister, vor denen wir uns schützen
müssen. Das Essen brauchen wir für uns selber.“
    „Sei
vernünftig, Sohn“, murmelte die Alte und versuchte allein aufzustehen. Libussa
erhob sich rasch und sagte: „Lass gut sein, ich werde eine Gabe bringen.“ Sie
nahm eines ihrer Kupferarmbänder ab und ging hinaus. Die eingezäunten runden Flächen
am Waldrand, wo die Bauern den Geistern Geschenke darbrachten, kannte sie
bereits aus dem Umland von Chrasten und fand sie auch hier sehr schnell.
    „Vielleicht
sind die Geister aber klüger als die Menschen und wissen, dass man Schmuck
nicht essen kann“, begrüßte Premysl sie bissig, als sie wieder in die Hütte
trat. Libussa fühlte, wie ihr Tränen in die Augen schossen.
    „Du hast eine
böse Zunge, mein Sohn. Das Mädchen hat es richtig gemacht. Die Vilas lieben
schönen Schmuck, so wie alle Frauen“, sagte Premysls Mutter, als habe sie den
Schmerz ihres Gastes gespürt. Ihr zahnloses Lächeln schien Libussa das erste
Zeichen echter Freundlichkeit in dieser Hütte.
    „Ich danke für
eure Gastfreundschaft. Aber jetzt muss ich gehen“, meinte sie.
    „Es ist
gefährlich nachts im Wald", erklärte Premysls Mutter. „Die Geister!“
    „Es gibt
Schlimmeres im Wald als die Geister, Mutter. Aber du hast Recht. Wir schicken
keine Frau in der Dunkelheit allein hinaus.“
    „Ich habe keine
Angst und komme schon zurecht“, erwiderte Libussa und ging eilig zur Tür.
    Wieder legte sich Premysls Hand
wärmend auf ihren Arm. „Bleibe bis morgen! Es ist wirklich besser.“ Seine Augen
schienen um Verzeihung zu bitten. Libussa zögerte. Sie sah, wie die alte Frau
das Essgeschirr säuberte und

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