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Die Träume der Libussa (German Edition)

Die Träume der Libussa (German Edition)

Titel: Die Träume der Libussa (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tereza Vanek
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ihrem Krankenbett nicht belasten. Zum ersten Mal war ihm klar
geworden, dass Kroks Tod mehr bedeutete als einen persönlichen Verlust. Er
hätte viel darum gegeben, nun den Rat dieses alten, erfahrenen Kämpfers zu
hören. Vlasta schlug vor, man solle das Treiben der Mönche von einigen
vertrauenswürdigen Dienstboten beobachten lassen. Nach dem Markt würde er sich
mit ihr in der Hütte eines eingeweihten Handwerkers treffen.
    Mnata ließ seinen
Blick über die Menge schweifen. Einige der anderen Krieger hatten sich mit
ihren Mädchen ebenfalls an dem Stand eingefunden. Hodka hielt einem jungen Mann
einen Vortrag über die Bedeutung ritueller Feste für den allgemeinen
Zusammenhalt. Die todernst gemeinten Dauerreden dieser jungen Frau konnten
anstrengend sein, und ihr Begleiter leerte gelangweilt seinen Krug.. Svatava
kam mit einigen Begleiterinnen vorbei und verwickelte Scharka in ein Gespräch.
Etwas weiter entfernt stand Vlasta. Seit Tschastawas Rückkehr in Kazis Haus
wirkte sie noch bedrückter, doch da die Heilerin mit der Pflege von Libussa
beschäftigt war, musste ihre Tochter sie vertreten. Mnata hob seinen Krug und
lächelte Vlasta aufmunternd zu. Wie schrecklich war so eine unerfüllte
Leidenschaft! Er selbst hatte wirklich unglaubliches Glück gehabt. Scharka
hätte genug andere Männer an seiner Stelle haben können, Söhne der fürstlichen
Clans anderer Stämme oder angesehene Krieger, deren Familien in Praha lebten.
Die Götter hatten ihn vor dieser Erfahrung bewahrt, wofür er ihnen dankbar sein
musste.
    Seine
Zufriedenheit wurde getrübt, als er inmitten der farbenfroh gekleideten Menge
eine bräunliche Kutte entdeckte. Es war der jüngere Mönch, Frederik, den viele
Leute hier ins Herz geschlossen hatten. Er wurde von einigen Umstehenden
freundlich begrüßt. Mnata war sein verträumtes Jungengesicht ebenfalls
sympathisch, aber Frederiks Zugehörigkeit zum Frankenreich machte eine
Freundschaft unmöglich. Neben Frederik erkannte er eine andere vertraute
Gestalt, Vojen in seiner bunten Aufmachung der Schamanen. Frederik redete
eifrig auf ihn ein, während er zwei Krüge Met erstand. Den eigenen leerte er
schnell. Rote Flecken erschienen auf seiner blassen Haut. Die blauen Augen
begannen zu strahlen, als wäre er von seinen eigenen Worten begeistert. Er war
mindestens so redselig wie Hodka, aber vielleicht nicht ganz so langweilig,
denn Vojen lauschte aufmerksam. Mnata rückte unauffällig an die beiden heran,
in der Hoffnung, einiges von dem Gespräch mitzubekommen. Wortfetzen drangen an
sein Ohr. Es ging um ein Tier, das eher durch ein Nadelöhr gehen könne, als
dass ein Reicher ins christliche Totenreich käme. Überrascht grübelte er, dass
kein Tier dieser Welt eine solche Aufgabe bewältigen konnte. Mochten die
Christen keinen Reichtum? In diesem Fall wäre der Frankenkönig ein eigenartiger
Christ, obwohl er damals in Verden sehr schlicht gekleidet gewesen war. Konnten
Mörder in dieses Reich Eintritt gewinnen, solange sie wie Bettler aussahen? Er
hätte gute Lust gehabt, dem begeisterten Frederik diese Frage zu stellen, doch
auf einmal warf ihm Vojen einen so feindseligen Blick zu, dass Mnata verstört
zurückwich.
    Vojen, der damals
behauptet hatte, Mnata werde aus Praha vertrieben, hatte immer noch den
arglistigen Blick einer Schlange. In Mnata zog sich vor Widerwillen alles zusammen.
Er war Kazis Sohn stets aus dem Weg gegangen, weil er ihn für einen
unerbittlichen Feind hielt, doch plötzlich wurde ihm bewusst, dass Vojen ein
mürrischer Außenseiter war, der es allein seiner Abkunft zu verdanken hatte,
dass er überhaupt in der Gemeinschaft geduldet wurde. Mnata hingegen hatte
Freunde unter angesehenen Mitgliedern des fürstlichen Clans, war Gefährte der
zukünftigen Fürstin und womöglich bald Stammesführer. Härter hätte das
Schicksal Vojen kaum strafen können.
    Scharka hatte
sich von dem Mädchen verabschiedet und war wieder zu ihm getreten. Glücklich
legte Mnata seinen Arm um ihre Schulter. Da drangen plötzlich leise Worte an
sein Ohr, schwebten aus der gesichtslosen, unüberschaubaren Menge heraus: „Dort
ist er ja, der dreckige Awar.“
    Mnata stand
völlig regungslos. Auf einmal erwachten die zornigen Gesichter der Bauern, die
mit Knüppeln und Stöcken auf ihn einschlugen, wieder zum Leben. Nur mit Mühe
widerstand er dem Drang, sich zu ducken.
    „Wer hat das
gesagt?“, hallte Scharkas zornige Stimme durch das Gedränge. „Wer ist dieser
Feigling? Er soll offen

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