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Die Träume der Libussa (German Edition)

Die Träume der Libussa (German Edition)

Titel: Die Träume der Libussa (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tereza Vanek
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Premysls Stimme. „braucht er sie für Leute, die ihren Wert
kennen. Händler um Beispiel.“
    Mnata erinnerte
sich, dass Ibn Said, der Sklavenhändler, Münzen mit sich geführt hatte. Zwar
wurden bei den slawischen Völkern allgemein nur Waren getauscht, doch andere
Händler und manchmal auch Fürsten hatten diese Metallscheiben angenommen, wenn
sie aus teurem Material waren. Aber was hätte Gundolf von den Händlern kaufen
wollen, um einen Sack voller Münzen dafür zu brauchen?
    „Das ergibt doch
keinen Sinn", bestätigte Vlasta seine Überlegungen. „Gundolf war nicht
einmal auf dem Marktplatz.“
    „Aber er sprach
mit den Händlern bevor der Markt losging. Ich habe es zufällig mitbekommen,
weil ich in aller Frühe hinunter zum Fluss ging, um Wäsche zu waschen. Dort
sind auch die Hütten für die Händler", flüsterte aufgeregt die junge Magd,
die als Erste gesprochen hatte. „Mir schien der alte Betbruder nicht erfreut,
beobachtet zu werden. Er hat manchmal diesen finsteren Blick, als wolle er
einen mit einem Fluch belegen. Ich beeilte mich wegzukommen.“
    „Und hast
folglich keine Ahnung, worum es in dem Gespräch ging", führte Premysl ihre
Rede weiter. Das Mädchen lief dunkelrot an und senkte den Blick.
    „Ich wusste ja
nicht, dass es wichtig sein könnte. Außerdem redete er in seiner Muttersprache.
Doch kurz schien es mir, dass er einem der Händler etwas in die Hand drückte.“
    Nach diesen
Worten reckte sie selbstbewusst das Kinn, sichtlich erfreut, doch etwas
Wichtiges beigesteuert zu haben.
    Vlasta schüttelte
verwirrt den Kopf. „Zu welchem Zweck soll er ihnen fränkische Münzen gegeben
haben? Um heimlich irgendetwas zu kaufen, das er vor uns verbergen will? Waffen
hat er sicher keine mitgenommen. Das wäre aufgefallen. Außerdem bezweifle ich,
dass dieser Kerl mit einem Schwert umgehen kann."
    „Es gibt
Möglichkeiten ohne Waffen zu siegen", erklärte Premysl nun. „Dieser Mann
scheint mir nicht dumm. Er gab den Händlern Münzen, damit sie ihm einen Wunsch
erfüllten.“
    Überraschte
Augenpaare richteten sich auf Libussas Gefährten.
    „Hat es
irgendwelche Gerüchte auf dem Marktplatz gegeben?“
    Premysl stellte
die Frage in den Raum, ohne jemand Bestimmten anzusprechen. Hedwig zuckte mit
den Schultern und sah ihren Herrn ratlos an.
    „Es ging um die
Awaren", kam es plötzlich von einem jungen Knecht, der sich bisher im
Hintergrund gehalten hatte. „Ich hörte, sie wollten uns wieder angreifen, nun,
da der Frankenkönig ihre Reichtümer geplündert hat.“
    Ein Schauer fuhr
Mnata über den Rücken, als er sich an die Bemerkung am Stand des Metbrauers
erinnerte. Seit vielen Jahren war er nicht mehr derart beschimpft worden. Die
Knechte und Mägde in der Hütte vermieden es, ihn anzusehen.
    „Die Awaren sind
damit beschäftigt, das Heer des Frankenkönigs abzuwehren. Sie haben nicht die
Kraft, andere Völker anzugreifen", erklärte Premysl mit Nachdruck. Der
Knecht sah verwirrt aus.
    „Aber Herr, sie
brauchen neues Land, wenn sie aus dem ihren vertrieben werden. Mit gefangenen
Sklaven können sie Vermögen erwerben.“
    „Und warum
sollten sie Ländereien erobern wollen, die unmittelbar neben dem Frankenreich
liegen, das ihre größte Bedrohung ist? Es würde mehr Sinn machen, wenn sie
wieder ostwärts zögen, in jene Richtung, aus der sie ursprünglich gekommen
sind, denke ich. Dort haben sie vielleicht Verbündete“, entgegnete Premysl und
zu Mnatas Erleichterung kam kein Widerspruch. Ich bin trotz allem ein Mitglied
der Familie und des Clans, daran wird sich nichts ändern, dachte er
erleichtert.
    Dann erhob sich
Premysl. „Wir haben geklärt, was es zu klären gab. Jetzt können sich alle
zurückziehen", verkündete er laut. Mnata sah ihn ungläubig an, denn er
hatte noch Hunderte von Fragen im Kopf. Die Bediensteten entfernten sich
erleichtert, nur Hedwig zögerte, bevor sie die Stufen hinauf ins Freie stieg.
Ein Kopfnicken Premysls hielt sie zurück. Bald schon befanden sich nur noch die
Mitglieder des Fürstenclans in der Hütte, außer dem Schmied, der Sächsin und
jenem jungen Mädchen, das Gundolf bei den Händlern beobachtet hatte.
    „So, und nun
lasst uns reden", meinte Premysl.
    „Warum konnten
wir es vorher nicht?“, bohrte Vlasta ungeduldig nach.
    „Höre auf,
Menschen zu trauen, nur weil sie zu unserem Volk gehören!“, herrschte Libussas
Gefährte sie plötzlich an. „Wir haben einen gefährlichen Feind, der sich
Verbündete kauft oder durch Lügen

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