Die Träume der Libussa (German Edition)
letzten Satz ausgesprochen, schämte sie sich, derart um sein Bleiben zu
betteln. Angespannt wartete sie, was er erwidern würde. Sein Blick schien
einfach nur überrascht, als er zu reden begann:
„Während Tyrs
Herrschaft, da wusste ich, wenn Thetka und ich ihn besiegen konnten, damit du
Hohepriesterin in allen Ländern unseres Volkes bleibst, dann gab es wirklich
Hoffnung auf ein Leben entsprechend der alten Sitten, die auch Bauern Freiheit
und Rechte gewähren. Ich war überzeugt, du würdest jetzt einen der Fürstensöhne
zu deinem Gefährten wählen. Aber ich hoffte trotzdem, dass ... dass du mich
vielleicht noch sehen willst, wenn ich deinen schlimmsten Gegner aus dem Weg
räumen würde. Als deine Schwester Kazi dann plötzlich in Staditz auftauchte und
mir erzählte, was du vorhast, da … da war ich froh, dass du mich zu dir holen
wolltest. Meine Mutter und Magda sind tot. Mich hält nichts mehr in meinem
Dorf, und ich will gern bei dir in Chrasten leben.“
Libussa fühlte,
wie die Unsicherheit von ihr abfiel. Erleichtert und glücklich drängte sie sich
an Premysl, der nun weniger verkrampft wirkte. Das Seidenkleid hatte ungeahnte
Vorzüge. Der zarte Stoff schien den Reiz jeder Berührung noch zu steigern.
Premysl befreite ihr Haar vorsichtig von der Flechtfrisur und küsste ihre
pochenden Schläfen.
„Es muss
anstrengend sein, wie eine Götterfigur auszusehen. Ist das jetzt deine tägliche
Pflicht?“
Sie schüttelte
den Kopf. „Nur bei den großen Festen, die viermal im Jahr stattfinden. Und dann
noch bei besonderen Anlässen wie heute.“
„Ich will keine
Göttin. Auch keine Priesterin. Nur mein Mädchen aus dem Wald.“
Sie lachte.
„Ich bin das Mädchen aus dem Wald. Merkst du das nicht?“
Er schob seine
Hand unter den Seidenstoff und begann, ihren Körper zu erkunden. „Ich glaube,
jetzt merke ich es langsam.“
Das Seidenkleid
landete bei den bereits abgelegten Umhängen. Sie fühlte seine Haut auf der
ihren. Dies war der Augenblick, nach dem sie sich verzehrt hatte. Alle Sorgen
schienen bedeutungslos, jetzt, da sie wieder mit Premysl vereint war. Sie
schmiegte sich an ihn, wollte in ihm versinken, damit sie beide nichts mehr
trennen konnte. Ungeduldig zerrte sie an seiner Kleidung, um ihn davon zu
befreien.
Als sie sein
Eindringen in ihren Körper spürte, schloss die Augen, damit ihre Empfindungen
stärker wurden.
„Ich kam
hierher, um bei dir zu sein. Und nur deinetwegen bleibe ich. Aus keinem anderen
Grund, verstehst du?“, flüsterte ihr Premysl ins Ohr. Sie fragte sich, warum er
jetzt über solche Dinge reden musste. Die Lust wogte durch jeden Winkel ihres
Körpers. Sie presste sich an ihn, um ihn tiefer in sich aufnehmen zu können.
Sein Stöhnen, bevor er in ihre Arme sank, schien ihr leise im Vergleich zu
ihrem eigenen Schrei.
Sie sah das
stolze Leuchten in seinen Augen und vergrub ihren Kopf an seiner Schulter. Zum
ersten Mal seit vielen Monaten schlief sie sorglos und völlig entspannt bis zum
Morgen.
Das Tageslicht drang nun heller
durch die Fensteröffnung. Mit den längeren Tagen war auch der Sonnenschein
zurückgekehrt. Da die Feuerstelle noch brannte, streifte Libussa eine der
Wolldecken ab. Ihr war immer noch warm.
Sie sah den
hellbraunen Haarschopf auf ihrem Kissen und vergrub ihre Finger darin. Zum
ersten Mal konnte sie in Ruhe Premysls schlafenden Körper betrachten, denn im
Wald war es zu dunkel gewesen. Sie entdeckte Narben an seinem Rücken und an den
Schultern, vermutlich die Spuren von Schlägen. Die Erinnerung an Thetkas
Geschichte kehrte zurück. Sanft ließ sie ihre Finger über die einstigen Wunden
gleiten, als könne sie dadurch längst vergangenen Schmerz lindern. Er drehte
sich um und erwiderte mit geschlossenen Augen ihre Berührungen. Wieder stieg
Hitze in ihr hoch. Wie aus weiter Ferne hörte sie ein Klopfen.
„Herrin, die
Gäste warten. Es ist Zeit für das Morgenmahl.“
Libussa gönnte
sich noch einen kurzen Moment, um Premysls Streicheln zu genießen. Dann riss
sie sich zusammen. „Wir müssen aufstehen. Es wäre unhöflich, die Gäste lange
allein zu lassen.“
Er zog sie
wieder an sich. „Sie werden es dir schon einmal verzeihen. Lass uns hier etwas
essen. Ich hole es selbst, wenn du mir verrätst, wo in dieser riesigen Festung
eine Küche ist.“
Seine Finger
fanden wieder jene Stellen ihres Körpers, die sich nach seiner Berührung
sehnten. Libussas Atem ging schneller, und fast schon wollte sie auf seinen
Vorschlag
Weitere Kostenlose Bücher