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Die Träume der Libussa (German Edition)

Die Träume der Libussa (German Edition)

Titel: Die Träume der Libussa (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tereza Vanek
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eingehen, doch Kvetas Stimme an der Tür holte sie in die Wirklichkeit
zurück.
    „Es geht
wirklich nicht. Wir haben noch viel Zeit. Nicht jeden Morgen sind Gäste im
Haus. Aber jetzt ist es wichtig. Du musst als mein Gefährte anerkannt werden.“
    Entschlossen
sprang sie auf und schüttete sich Wasser aus einem Krug ins Gesicht. Dann
wühlte sie in ihrer Kiste nach einem schlichteren Gewand, denn das Seidenkleid
wollte sie schonen. Da ihr Haar völlig zerzaust war, zog sie ihren Kopfputz
darüber. Sie hatte jetzt keine Zeit, sich aufwändig herzurichten.
    Premysl war
widerwillig in seine Beinkleider geschlüpft und hatte die Tunika übergestreift.
Seine Füße steckten immer noch in den Bastschuhen. Erst jetzt fiel ihr auf,
dass er Frostbeulen hatte. „Du brauchst vernünftige Schuhe. So kannst du nicht
vor den Gästen erscheinen. Ich werde Kveta bitten, irgendwo ein Paar Stiefel
aufzutreiben. Es müssen noch welche von Onkel Krok im Haus sein, da bin ich mir
sicher.“
    Völlig
unerwartet erschien eine Falte zwischen seinen Brauen. „Was missfällt dir an
meinen Schuhen, Libussa?“
    Sie fuhr
zusammen, denn seine Stimme hatte verärgert geklungen. „Gar nichts“, meinte sie
ausweichend. „Aber sie sind nicht warm genug.“
    „Das lass ruhig
meine Sorge sein. Ich werde Tücher darum wickeln, so wie ich es immer getan
habe.“
    Sie hörte auf,
in der Kiste nach der silbernen Kette für ihre Kopfbedeckung zu suchen.
Offenbar bedurfte die Angelegenheit einer längeren Erklärung. „Premysl, du bist
jetzt mein Gefährte. Ich habe mit dir die Hochzeitszeremonie vollzogen, und
wenn Gäste im Haus sind, dann wirst du an der großen Tafel zu meiner Seite
sitzen. Dabei kannst du nicht in Bastschuhen herumlaufen. Es tut mir leid, aber
das ist unpassend.“
    „Ach ja? Soll
ich mich jetzt wie ein Fürst ausstaffieren? Hör zu, Libussa. Du wusstest immer,
dass ich ein Bauer bin. Angeblich hat es dich nicht gestört. Jetzt gefallen dir
auf einmal meine Schuhe nicht. Ein Maultier wird nicht zum edlen Ross, nur weil
man ihm teures Zaumzeug umschnallt. Du bist die Fürstin und Hohe Priesterin
hier. Was soll ich eigentlich sein? Ein hübsch herausgeputzter Hund an deiner
Seite? Ein fahrender Händler erzählte mir einmal, dass in anderen Ländern die
reichen Fürsten solche Tiere ...“
     
„Premysl!“, unterbrach sie ihn seufzend. „Hör jetzt mit deinen fahrenden
Händlern und ihren Geschichten auf. Ich habe dich zu mir kommen lassen, weil
... weil ich dich liebe. Und außerdem bist du ein kluger Mann, dessen Rat ich
als Fürstin sicher oft brauchen werde. Und als mein Gefährte und Ratgeber hast
du nun einen anderen Rang. Du solltest dich dementsprechend kleiden, damit du
von unserem Volk ernst genommen wirst. Du bist doch kein Maultier, sondern ein
Mensch wie ich.“
    Sie wühlte
wieder nach dem Silberband. Ihre Unruhe ließ sie fahrig werden.
    „Dein Ratgeber
will ich sein, wenn du es wünschst. Aber ich habe diese Schuhe selbst gemacht
und werde sie nicht wegwerfen, solange sie noch in Ordnung sind“, kam es nun
zornig von Premysl. Sie wandte sich um und ihr Ärger schwand, nachdem sie
seinen verletzten Blick bemerkte. Es ihr wieder einmal gelungen, ihn zu
kränken. „Nun gut, dann werden wir diese Schuhe aufheben. Ich lege sie in meine
Kiste, und dort kannst du sie jederzeit wieder herausholen. Aber bei diesem
Wetter sind Stiefel wirklich passender. Zieh sie mir zuliebe an. Bitte.“
    Sie lächelte
ihn an und legte ihre Hände auf seine Schultern. Als er sie an sich drückte,
atmete sie erleichtert auf.
    „Hilf mir bitte
mit dem Band.“
    Er befestigte
die endlich gefundene Silberkette an ihrem Hinterkopf. Vorher hatte Libussa an
jeder Seite einen der Ringe entfernt, denn durch den Vollzug der
Hochzeitszeremonie war sie vom jungen Mädchen zur Frau geworden. Einen davon
überreichte sie Premysl. Bei einer Trennung bekäme sie ihn wieder und der Bund
wäre dadurch aufgelöst. Dann wies sie Kveta an, schleunigst ein Paar
Männerstiefel zu besorgen. Zuletzt holte sie den Bronzestab aus ihrer Truhe,
und mit einem Mal überkam sie völlige Gewissheit, was sie damit tun sollte.
    „Der gehört
jetzt uns beiden“, sagte sie leise und streckte ihm das Zeichen der Fürstin der
Tschechen entgegen.
    Er trat einen
Schritt zurück. „Ich will ihn nicht, Libussa. Hast du vergessen, was ich heute
Nacht zu dir gesagt habe?“
    „Wir haben
nicht viel geredet“, erwiderte sie kichernd, aber dann fiel es ihr wieder

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