Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Träume der Libussa (German Edition)

Die Träume der Libussa (German Edition)

Titel: Die Träume der Libussa (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tereza Vanek
Vom Netzwerk:
fahrenden Händler und begann sogleich zu überlegen, wo sie all diese
Leute unterbringen konnte. Ihr Herz hämmerte vor Aufregung, denn dies schien
eine günstige Gelegenheit, Prahas Ruhm zu steigern. Ein derart großes
Handelsschiff war bisher noch niemals eingetroffen.
    ((Leerstelle))
    „Mein Name ist Muhammad Ibn
Said“, erklärte ein hoch gewachsener Mann, als das Schiff die Anlegestelle
erreicht hatte und Knechte halfen, es mit Seilen zu befestigen. Er musste der
Handelsherr sein. Zu ihrem Staunen bemerkte Libussa, dass viele der übrigen
Menschen an Bord Fesseln trugen und ängstlich um sich blickten. Sie fröstelte
trotz der milden Abendluft. Der fremde Händler war dunkelhäutig und sein
Gesicht glich dem eines Adlers, edel und stolz. „Ich habe während meines
Aufenthalts in Kiew von diesem Ort gehört und komme nun hierher, um meine Waren
anzubieten“, fuhr er fort. „Die Händler in Kiew schwärmten von deiner Weisheit
und deiner Schönheit, hohe Frau. Ich sehe nun, dass sie die Wahrheit sprachen.“
    Libussa nickte
zur Begrüßung, wie es sich gehörte. Doch die Worte dieses Mannes schmeckten wie
mit zu viel Honig gefüllter Kuchen. Sie waren ihr unangenehm.
    „Woher kommst
du, Fremder?“
    „Aus den
Ländern des Propheten“, erwiderte er, und als ihm klar wurde, dass sie mit
dieser Antwort nichts anfangen konnte, lächelte er nachsichtig.
    „Meine Heimat
heißt Cordoba. Eine prächtige, reiche Stadt, doch neige ich mein Haupt
angesichts der Größe dieses Ortes.“
    Libussa
vermeinte, Spott in den dunklen Augen aufblitzen zu sehen.
    „Ich heiße dich
willkommen, Fremder“, sagte sie mit fester Stimme, denn sie zweifelte, seinen
Namen richtig aussprechen zu können. „Du kannst deine Waren in zwei Tagen in
meiner Festung anbieten. Dann ist Markttag. Bis dahin soll das Gebäude am Ufer
der Vltava deinen Leuten zur Verfügung stehen. Erweise mir die Ehre, dich in
meiner Festung als Gast zu begrüßen.“
    Das Lächeln
schien auf dem Gesicht des Fremden festgewachsen zu sein. Doch aus seinen Augen
sprach Unmut. „Ich habe viel Ware, Fürstin“, sagte er, und gleichzeitig irrte
sein Blick verwirrt über die versammelten Anwesenden, als suche er nach einem
geeigneteren Gesprächspartner. Kurz blieben seine Augen an Premysl hängen, doch
als dieser nicht die erwartete Reaktion zeigte, wandte er sich wieder Libussa
zu. „Ich bringe Sklaven ins Land. Viele davon. Ich muss sie sicher unterbringen
können, bevor sie verkauft werden.“
    „Es ist bei uns
nicht üblich, mit Menschen zu handeln!“, sagte Premysl nun, ohne auf Libussas
Zustimmung zu warten. Der fremde Händler musterte ihn überrascht.
    „Ein jedes Volk
braucht Sklaven. Sie können eure Siedlung reich machen.“
    „Diesen
Reichtum brauchen wir nicht!“
    Libussas
Unbehagen wuchs. Im Herzen stimmte sie Premysl zu, doch wie oft hatte Onkel
Krok betont, dass der Handel wichtig für Praha war! Vermutlich wäre es keine
gute Idee, diesen offensichtlich wohlhabenden Händler vor den Kopf zu stoßen.
    „Es ist, wie
mein Gefährte sagte“, erklärte sie daher. „Wir handeln nicht mit Menschen, doch
du hast sicher andere Waren, die du anbieten könntest. Bringe sie in zwei Tagen
nach Praha. Dann findet dort der Markt statt. Deine Sklaven kannst du hier am
Ufer unterbringen. Es würde mich ehren, dich bald an meiner Tafel zu sehen,
Fremder. Erzähle uns von der Pracht deiner Heimat.“
    Dann überließ
sie den Händler der Hilfe ihrer Knechte und zog sich gemeinsam mit Premysl
zurück.
     
    „Das kann nicht dein Ernst sein?
Ein Sklavenhändler!“ Premysl stand mitten in ihrer Kammer und schrie. Seine
Stimme traf Libussa wie ein Schlag ins Gesicht. Sie trat einen Schritt zurück
und atmete tief durch. Bisher hatten sie sich nur selten gestritten.
Angeschrien hatte Premysl sie noch niemals.
    „Auch die
Nordmänner, die hier waren, halten Sklaven“, erklärte sie so gefasst wie
möglich. „Überall wird mit ihnen gehandelt. Als wir Kriege mit anderen Völkern
führten, da behielten auch wir Gefangene bisweilen als Sklaven.“ 
    „Das war etwas
anderes!“, entgegnete er entschieden. „Diese Leute blieben als Knechte und
Mägde bei uns, doch wenn sie sich unserer Lebensweise anpassten, wurden sie mit
den Jahren zu einem Teil der Dorfgemeinschaft und gingen sogar Ehen mit unseren
Leuten ein. Doch dieser Mann, der seine Nase für meinen Geschmack zu hoch
trägt, handelt mit Menschen als wären sie Vieh. Er kauft sie unterwegs ein, nur
um

Weitere Kostenlose Bücher