Die träumende Welt 02 - Das Schattenreich
müde zu sein, und waren froh, eine Nacht lang ruhen zu können. Arden blieb nichts weiter übrig, als zuzustimmen, wenn er auch richtigerweise vermutete, dass er Mühe haben würde, schlafen zu können.
Bei der kristallinen Dämmerung war Arden nervös und verschlafen, doch als man ihn zu dem Treffen trug, fing sein Verstand an zu arbeiten. Er ging sämtliche Punkte durch, die er mit C'tis und den anderen besprochen hatte, und rief sich seine Antworten auf sämtliche denkbaren Einwände ins Gedächtnis. Als er dann jedoch in die Halle getragen wurde und die dichten Reihen der Menschen ringsum erblickte, war sein Kopf völlig leer.
Die Propheten saßen zusammen, eine feste, mitternachtsschwarze Masse, in der ihm jedes Gesicht zugewandt war. Die Menschenmenge hatte nur eine kleine Fläche in der Mitte der Höhle freigelassen, und dort setzte man Ardens Trage ab. C'tis half ihm, sich aufzusetzen, und lächelte ihm freundlich zu, dann zog sie sich zurück. Ihre Schritte hallten laut in der ansonsten stillen Halle.
Einer der Propheten erhob sich und gab so das Zeichen zum Beginn der Debatte. Er sah Arden direkt ins Gesicht.
»Deine Taten haben viele Zweifel verstummen lassen, doch andere sind geblieben und neue hinzugekommen. Wirst du uns helfen, eine Antwort zu finden?«
»Mit meinem ganzen Herzen«, erwiderte Arden.
Damit hatte die Debatte begonnen.
Man bat Arden um einen Bericht aus erster Hand über seine Begegnung mit den Elementalen, und obwohl die Einzelheiten seinen Zuhörern bereits bekannt gewesen sein mussten, stießen seine Worte doch auf großes Interesse. Anschließend befragte man ihn zu seinen emotionalen Reaktionen auf die Blauflammenwesen, zu den Gefühlen von Freundlichkeit und Wärme und zu der Veränderung im Verhalten der Elementalen. Man bat andere, die dabei gewesen waren, zu erzählen, was sie gesehen hatten, und schließlich wurden zwei Soldaten vorgeführt, die Arden nicht wiedererkannte. Offenbar hatten sich die beiden bereit erklärt, Ardens Versuch zu wiederholen. Beide hatten die Begegnung mit einem Elementalen überlebt, und obwohl sie zu nervös gewesen waren, diesen mysteriösen Wesen die wechselseitige Wärme zu entlocken, hatten sie auch keine Feindseligkeit verspürt. Sie erklärten sich zu einer Wiederholung des Experiments bereit und gaben der Hoffnung Ausdruck - sollten sie Gelegenheit dazu erhalten -, das Niveau ihres Austausches verbessern zu können, damit andere es ihnen nachtun konnten.
All das war neu für Arden, und die unerwartete Unterstützung gab ihm Auftrieb.
Als nächstes fand eine genaue Untersuchung des Kampfes in der Halle der Winde statt, sowie der Umstände, die zu Ardens Festnahme geführt hatten. Zu diesem Teil der Debatte trug er nur wenig bei. Einen großen Teil dieser Zeit war er bewusstlos gewesen, daher beschrieben meist andere das Geschehen. Er erfuhr vom Tod von L'tha und mehreren anderen und dass seine Gefährten zurückgedrängt worden waren und ihn hatten zurücklassen müssen.
Dann rückte Arden wieder in den Mittelpunkt der Debatte. Man stellte ihm endlos Fragen über seine Gefangenschaft, über die Vandalen, über die Versuche von Aric und Wray, ihm Informationen zu entlocken. Er antwortete, so gut er konnte, doch gelegentlich verließ ihn die Erinnerung, was dazu führte, dass die Befragung teilweise recht aggressiv wurde.
Danach folgte der Unterpunkt, auf den Arden und alle anderen gewartet hatten. Er beschrieb seine beiden kurzen Gespräche mit Dacey und rief sich, wann immer möglich, den genauen Wortlaut ins Gedächtnis zurück.
»>Jordan hat schon seit einiger Zeit Verbindung zu den Höhlenbewohnern aufnehmen wollen, denn er glaubt, dass er ihnen helfen kann, und im Gegenzug sie ihm«< zitierte er.
»Was will dieser Jordan von uns?« fragte einer der Propheten.
»Ich kann nur Vermutungen anstellen«, antwortete Arden. »Dacey hatte keine Gelegenheit, sich genauer darüber auszulassen.« Er beschrieb, was er über den Untergrund und seine Ziele wusste. Das dauerte lange, und seine Zuhörer kamen aus dem Staunen über die Einzelheiten der Oberweltpolitik nicht mehr heraus. »Ich glaube, dass Jordan entweder glaubt, dass ihr ihm bei seinem Kampf helfen könnt, oder dass ihr dazu beitragen könnt, die Aufbauphase nach der Revolution zu beschleunigen«, schloss er. »Wie, weiß ich allerdings nicht.«
Es folgten weitere Fragen - einige davon verrieten einen tiefen Argwohn über Daceys Rolle als Spion bei den Grauen Vandalen und über
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