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Die träumende Welt 02 - Das Schattenreich

Die träumende Welt 02 - Das Schattenreich

Titel: Die träumende Welt 02 - Das Schattenreich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Wylie
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zweifelte Arden an ihrer Existenz. Sie war eindeutig nicht natürlichen Ursprungs und in dieser Wüstenlandschaft eine Absurdität. Die Pferde schienen jedoch nicht nervös zu sein. Sie trabten weiter, als wäre der Weg voraus vollkommen frei.
    Nur das nicht! Der alarmierende Gedanke traf Arden plötzlich wie ein Schock, und genau im selben Augenblick sah er - oder dachte es zumindest - ein schwaches, bläuliches Flackern im Innern der Wolke. Er lenkte die Pferde nach rechts, trieb sie zum Galopp, doch der Dunst blieb vor ihnen und hielt mühelos mit ihnen Schritt. Arden verharrte, und die Nebelbank rollte heran. Es gab kein Entrinnen.
    Arden stieg ab und wartete - außer sich vor Zorn und doch schicksalsergeben. Der Dunst schluckte ihn, und blaue Lichter schossen in schwindelerregender Geschwindigkeit vorbei. Dann war der Nebel plötzlich verschwunden, und er fand sich in der Halle eines Landhauses wieder, das er nur zu gut kannte. Die schwebende Stadt hatte ihn wieder.
    Beim ersten Mal hatten Gemma und Mallory ihn begleitet. Es hatte ihm damals nicht gefallen, und jetzt gefiel es ihm noch weniger. Innerlich kochte er vor Wut, doch es gab niemandem, an dem er seinen Ärger hätte auslassen können. Die Eingangshalle war leer.
    Zu beiden Seiten gab es mehrere Türen, jede mit einem anderen geschnitzten Emblem im Holz. Hinter diesen Türen befanden sich Bibliotheken. Tausende und Abertausende von Büchern, mit denen Arden nichts anfangen konnte. Jede Bibliothek stellte eine alternative Geschichte oder Zukunft dar. Arden wusste immer noch nicht recht, wie es funktionierte. Vor ihm befand sich ein breite Treppe, die im Bogen hinauf zu einem Balkon mit Geländer führte. Davon gingen weitere Türen ab, doch was hinter ihnen lag, wusste Arden nicht - und wollte es auch nicht wissen. Er wollte nur raus.
    Er blieb ganz still stehen, versuchte, sich zu beruhigen, dachte angestrengt nach. Von seinem früheren Erlebnis wusste er, dass an diesem Ort keine Zeit verging. Theoretisch brauchte er bloß zu warten, und irgendwann würde man ihn wieder in seiner Welt absetzen, ohne dass er Zeit verloren hätte. Die Pferde würden seine Abwesenheit nicht einmal dann bemerken, wenn - für ihn - Stunden oder gar Tage verstrichen wären. Doch das war Theorie. Praktisch war es ihm unmöglich, daran zu glauben, dass er hier keine Zeit >vergeudete<, und er ärgerte sich bitterlich über die scheinbare Verzögerung.
    Arden beschloss, das Haus nicht zu verlassen. Diesen Fehler wollte er so schnell nicht wiederholen. Er hasste dieses Landhaus, weil es all seine liebgewonnenen Vorstellungen von Wirklichkeit zerstörte. Doch die öde, unmenschliche Stadt draußen hasste er noch mehr. Er schauderte beim Gedanken an diesen nichtssagenden Irrgarten.
    Jedenfalls, so schloss er, hatte Gemma in einer dieser Bibliotheken die Antwort auf das Rätsel des schaukelnden Steins gefunden, wodurch sie das Tal hatte retten können. Obwohl Arden das Haus nicht mochte: bei dieser Gelegenheit hatte es sich als nützlich erwiesen. Vielleicht ließ sich auch diesmal etwas Brauchbares in Erfahrung bringen. In diesem Fall war es wenig hilfreich, hier wie eine Statue zu verharren.
    Arden atmete tief durch und musste an die exzentrischen Bewohner des Hauses denken. Die Vorstellung war beängstigend, noch einmal ihren Zorn zu spüren zu bekommen. Doch was blieb ihm anderes übrig? Er atmete tief durch und nahm all seinen Mut zusammen.
    »Wynut! Shanti!« brüllte er. »Wo seid ihr?«
    Im Nu tauchten zwei Gestalten vor ihm auf, schienen sich aus der Luft am anderen Ende der Halle zu materialisieren. Dies geschah so plötzlich, dass Arden einen Sprung zur Seite machte.
    »Wo sind die anderen?« fragte der eine der beiden.
    »Wo ist der Schlüssel?« wollte der andere wissen.
    Arden starrte sie an und fühlte sich ziemlich krank. Er hatte die beiden nie zuvor gesehen.
    »Wer seid ihr?« fragte er zögernd. Er erinnerte sich noch ganz genau an Wynut und Shanti. Der erste war zwergengroß gewesen und hatte Arden gerade bis an die Hüfte gereicht, während der andere gut einen Kopf größer war als die meisten Männer. Diese beiden waren gleich groß, ein wenig kleiner als er selbst. In jedem anderen Punkt jedoch entsprachen sie genau seiner Erinnerung. Beide trugen sie dieselbe formlose braune Robe und einen ausladenden Lederhut. Unter der Krempe funkelten tiefliegende Augen. Die Nasen waren lang und spitz, die Bärte weiß und zottig.
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