Die träumende Welt 02 - Das Schattenreich
zwecklos.
Arden hockte wieder mit dem Rücken am Metall und schlug wütend mit der Faust gegen den unteren Rand der Tür - doch dann richtete er sich plötzlich auf. Hatte das Metall ein winziges Stück nachgegeben? Hatten seine zerstörten Ohren das Echo eines scharfen Klickens vernommen?
Hastig betastete er den unteren Rand der Tür, und sein Herz machte einen Sprung, als er entdeckte, dass sie sich tatsächlich ein wenig verschoben hatte. Der untere Rand der Tür schloss nicht mehr völlig mit dem Rahmen ab.
Sie ist oben angeschlagen, nicht an den Seiten, erkannte er. Er fing wieder an, gegen sie zu hämmern, und wurde mit einer winzigen Verschiebung der Tür belohnt. Mehrere Schläge später waren seine Hände wund und schmerzten, aber die Tür hatte sich einen Knöchel breit bewegt. Wenigstens gab es einen kleinen Fortschritt.
Arden ruhte sich aus. Er war jetzt trotz der kalten Luft schweißgebadet und sehnte sich nach Wasser, mit dem er seinen rasenden Durst hätte stillen können. Komm schon, versuch es noch einmal, drängte er sich selbst. Sie muss bald nachgeben. Er manövrierte herum und begann mit beiden Fäusten auf das widerspenstige Metall einzutrommeln. Eins... zwei ... drei. Beim vierten Versuch gab die Tür nach, und Arden schlug seitlich hin, als Licht hereinströmte und ihn vorübergehend blendete. Als er sowohl sein Gleichgewicht als auch sein Sehvermögen wiedererlangt hatte, erkannte er, dass die Tür tatsächlich am oberen Rand angeschlagen war und dass sie jetzt zwar geöffnet war, kleinere Felsbrocken auf der anderen Seite sie jedoch immer noch versperrten. Ein seltsam grünliches Licht strömte durch den Spalt herein, und voller Freude warf er sich gegen die Tür und hämmerte dagegen, bis sie völlig geöffnet war. Er kroch hindurch und hatte Mühe, die herabgestürzten Brocken zu umgehen. Er sah sich um.
Er befand sich in einer langen Höhle und konnte deutlich Hunderte von Schritten weit sehen. Längs der einen Seite floss ein kleiner Bach. Wasser tropfte von Stalaktiten, und alles war in ein unnatürliches Leuchten getaucht, das aus dem Felsen selbst kam. Am stärksten war der Lichtschein oberhalb des Baches und an seinen Ufern, was Ardens unmittelbaren Trieb, seinen Durst zu stillen, bremste. Das grüne Licht warf eine ungesunde Farbe auf das Wasser, und nach seiner Erfahrung mit den Pilzen war er nicht darauf aus, sich gleich noch einmal zu vergiften. Er blickte den Bach hinauf und erkannte, dass er diese Richtung wählen musste. Der Weg sah breit genug aus, doch das unebene Gelände würde sein Fortkommen erschweren.
Er bewegte sich langsam und warf immer wieder einen Blick auf das Wasser zu seiner Rechten. Schließlich konnte er der Versuchung nicht länger widerstehen, ging hinüber, um ein wenig zu trinken. Das Wasser schmeckte zwar durchaus sauber, doch der grünliche Schimmer drehte ihm nach wie vor den Magen um. Wenig später trieb ein kleiner, augenloser Fisch den Bach hinab und auf ihn zu. Er war tot, und Arden wurde schlecht, als er ihn entdeckte.
Er ging weiter. Es war ein kleiner Trost, dass es bergauf ging und ihn jede Bewegung ein wenig näher an die Oberfläche führte. Dann blieb er mit seinem gefühllosen linken Fuß zwischen zwei Felsvorsprüngen hängen und verdrehte ihn sich. Arden schrie gequält auf, die Pein in seinem gebrochenen Bein war unerträglich geworden. Er hielt an und wartete, dass die überwältigenden Schmerzwellen nachließen. Eine vernünftige Überlegung war unmöglich, und zwei sich widersprechende Feststellungen hallten ihm durch den Kopf. Ich kann nicht mehr! Ich muss!
Die Lösung fiel ihm erst viel später ein, doch er zögerte und überlegte, ob es nicht besser wäre, sich seine Niederlage einzugestehen und einfach auf den Tod zu warten. Am Ende jedoch nahm er ein Stück Pilz aus seiner Tasche und schob ihn sich langsam und bewusst in den Mund. Sie haben schon einmal die Schmerzen betäubt. Sie werden es wieder tun ... Diesmal weiß ich, was mich erwartet, und ich kann damit umgehen ... Träume können mir nichts anhaben. Er kaute widerwillig und schluckte ...
Und lernte den Wahnsinn vollkommener Einsamkeit kennen, begraben unter Millionen von Tonnen durch nichts zu bewegenden Gesteins, alleine in einem Tunnel aus leuchtendem Fels, wo Fische, die keine Augen besaßen, größer wurden als ein Mann und nur die Kristalle zu atmen schienen. Alleine auf der ganzen Welt.
»Gemma!« schrie er, ohne zu wissen, wen er eigentlich damit meinte,
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