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Die träumende Welt 02 - Das Schattenreich

Die träumende Welt 02 - Das Schattenreich

Titel: Die träumende Welt 02 - Das Schattenreich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Wylie
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den Mann ruhig zu halten, damit er sein gebrochenes Bein nicht weiter verletzte, dann wickelte sie weiter das Seidenfischband ab. Der Fremde wehrte sich kurz, das Entsetzen stand ihm noch immer ins Gesicht geschrieben, dann fiel er in Ohnmacht.
    »Gut«, meinte C'tis leise und machte sich an die Arbeit.
    Ardens Verstand war immer noch umwölkt, doch das Durchschreiten der Tür bekam er mit. Sie schien übergroß sein und sah aus, als wäre sie aus beschlagenem Gold, besetzt mit Smaragden. Die neue Höhle war vergleichsweise dunkel, doch von oben fiel ein wenig kristallines Licht herein, das ihm das Sehen erleichterte. Man legte Arden auf dem felsigen Boden ab, und er fragte sich, ob die Wesen ihn alleine lassen würden. Dann beugte sich eines von ihnen über ihn. Er versuchte, sich auf das Gesicht zu konzentrieren, doch alles, was er sah, waren unglaublich große Augen inmitten eines verschwommenen Umrisses.
    Das Geschöpf hob seine langen Krallen, und Arden schrie auf, als es begann, sich das eigene Fleisch herunterzureißen. Weißes Blut quoll hervor, während das grässliche Geschehen weiterging. Dann erkannte Arden, was wirklich passierte - der Dämon stieß seine äußere Haut ab, und darunter kam eine andere Widerwärtigkeit zum Vorschein. Einen Augenblick lang sah er es ganz deutlich - eine bleiche, fast durchscheinende Haut, hellbraunes, kurz geschorenes Haar, feine Augen, ein winziger Mund und eine ebensolche Nase. Dann flackerte das Bild und setzte sich erneut zusammen, während er entsetzt zurückwich.
    »Nein!« versuchte er hervorzustoßen. »Du bist tot! Du bist nicht wirklich!« Doch seine geschwärzte Zunge gehorchte ihm nicht, und er wand sich und versuchte verzweifelt, vor diesem dämonischen Alptraum zu fliehen. Schwarze Krallen kamen aus der Dunkelheit und hielten ihn an Armen und Beinen, während die dämonische Verwandlung vor seinen Augen abgeschlossen wurde. Als seine Mutter ihre milchig weiße Hand nach ihm ausstreckte, um ihn zu erdrosseln, fiel Arden in Ohnmacht.
    C'tis tastete mit ihren empfindsamen Fingern Hals und Schläfen des Fremden ab und suchte nach dem besten Weg, sich in seinem Innern umzusehen. Die anderen warteten geduldig. Sie wussten, dass dieser Teil ihrer Fähigkeiten höchste Konzentration erforderte.
    »Es ist schwierig«, erklärte ihnen die Heilerin schließlich. »In seinem Blut ist so viel Erd-Wildheit, dass es mir die Sicht vernebelt.«
    »Und was vermutest du?« fragte D'vor.
    »Das Licht war nicht tödlich, dafür war er nicht lange genug drinnen«, erwiderte sie, »aber er hat von dem Wasser getrunken. Es wird ihn töten, wenn wir es nicht bald herausspülen.«
    D'vor wandte sich an V'dal. Zwar kannten sie alle die Hauptrouten durch die Höhlen, doch niemand verfügte über die umfassenden Kenntnisse ihres Wegführers. Sein Gehirn war ein Labyrinth, das ebenso vielschichtig war wie das Höhlensystem selbst, und sein Erinnerungsvermögen war absolut.
    »Wo gibt es das nächste trinkbare Wasser?« erkundigte sich D'vor.
    »Bei den Chiming Steps«, antwortete V'dal ohne Zögern. »In einer halben Stunde könnte ich wieder hier sein.«
    »Dann geh«, meinte D'vor. »Wir warten hier auf dich.«
    V'dal verschwand in einem dunklen Tunnel.
    »Können wir sonst noch etwas für ihn tun?« fragte D'vor.
    »Nein - ich habe alles getan, was für‘s erste möglich war«, gab C'tis zurück. »Ich habe seinen Puls stabilisiert und seine Lungen gereinigt, aber das Gift übersteigt meine Fähigkeiten als Heilerin.«
    Der Gruppenleiter nickte. »Hoffentlich schafft er es«, sagte er leise. »Ich würde gerne hören, was er zu erzählen hat.«
    C'tis bat L'tha, ihr beim Schienen und Verbinden des Beins zu helfen, indem sie einen kleinen Eisenstab daran befestigten, den sie mit Streifen aus Seidenfischbandagen fest umwickelten. Obwohl sie nicht die gesamte Verletzung beheben konnte, bestand eine gewisse Chance, dass der Knochen zusammenwachsen und verheilen würde. Mittlerweile hatten alle ihre glänzenden Bandagen von der unteren Gesichtshälfte entfernt.
    »Er hat sich das Raellim nur besorgen können, wenn er durch Soulskeep gekommen ist«, meinte J'vana nachdenklich. »Nur, wie ist er dort reingekommen?«
    »Hier entlang jedenfalls nicht«, meinte B'van. »Diese Tür lässt sich ohne Schlüssel nicht öffnen.«
    »Früher hatte Soulskeep viele Eingänge«, warf L'tha ein. »Wir haben zwar versucht, sie alle zu versperren, aber vielleicht sind einige noch immer offen.« Es klang

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