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Die träumende Welt 02 - Das Schattenreich

Die träumende Welt 02 - Das Schattenreich

Titel: Die träumende Welt 02 - Das Schattenreich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Wylie
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Winkel zu erkennen. Trotz allem konnte er mehrere Öffnungen im Felsen erkennen und wusste, dass er reichlich Gelegenheit für Erkundungen haben würde. Seine Zuversicht stieg weiter.
    Er bemerkte einen kreisrunden Flecken an der Wand über ihm, auf der keine Pilze wuchsen. Es schien Markierungen auf dieser Fläche zu geben, doch von seinem Sitzplatz konnte er sie nicht genau erkennen. Er blickte lange angestrengt hin und beschloss schließlich, da er sich entschieden besser fühlte, aufzustehen, um besser sehen zu können.
    Langsam und vorsichtig brachte er sich in eine aufrechte Stellung, bis er auf seinem rechten Bein stand und sich mit dem Rücken an die Pilze lehnte. Dann drehte er sich mit dem Gesicht zur Wand.
    Die Zeichnungen waren grob, aber unverkennbar von Menschenhand, und Arden freute sich, dass offenbar schon andere Menschen vor ihm hier gewesen waren. Wenn sie gekommen und wieder gegangen waren, dann konnte er das auch. Erst nach diesem Gedanken erfasste er die Einzelheiten der Markierungen. Der gesamte untere Rand des Kreises war von menschlichen Figuren gesäumt. Die Obergrenze war mit einer seltsamen Folge von Symbolen verziert - wellenähnliche Linien, zackige Spitzen und etwas, das wie Flammen aussah. In der Mitte der Zeichnung befand sich jedoch eine einzelne Figur, und diese war es auch, die Ardens Aufmerksamkeit erregte.
    Glieder und Körper glichen Ästen im Vergleich zu dem großen, runden Kopf des Wesens, und in jeder Hand hielt es eine halbmondförmige Form, die eindeutig einen der Pilze darstellen sollte. Das Gesicht wurde von zwei riesigen, starrenden Augen beherrscht: sie hielten Ardens Blick für ein paar Augenblicke wie hypnotisch gefangen. Dann wanderte sein Blick hinab zum Mund, zwischen dessen verdrehten Lippen eine lange schwarze Zunge hing, die bis unter das Kinn reichte. Die Wirkung war grotesk, wie bei einer kindlichen Darstellung eines Alptraumwesens, und Arden war hin- und hergerissen zwischen Amüsiertheit und Ekel.
    Das hat man also davon, wenn man diese Pilze isst, dachte er und fühlte sich plötzlich schwach.
    Er ließ sich vorsichtig zu Boden, mit dem Rücken gegen die Wand.
    Nur wenige Augenblicke später waren die Monster da.
20 . KAPITEL
    Zuerst sah er sie aus den Augenwinkeln, eine substanzlose Bewegung. Sobald er sich drehte, um sie anzusehen, verschwanden sie, als wollten sie sich über seine Langsamkeit lustig machen. Er hörte Stimmen, dann das Geheul von Tieren und schwere Schritte, doch sein eigener Schrei war unhörbar.
    »Wer seid ihr?«
    Ein hallendes Geflüster gesellte sich zu den Geräuschen in seinem Kopf, als hätten die Höhlen seine Stimme vermessen, sie für unbrauchbar erklärt und seine Worte verschluckt, wie der Berg ihn verschluckt hatte. Er hatte Angst.
    Was geschieht mit mir?
    Er spürte keinen Schmerz in seinem verletzten Bein. Tat sächlich schien sein gesamter Körper ihm nicht mehr zu gehorchen - er reagierte nicht auf seine Befehle und gestattete ihm lediglich den Gebrauch seiner Augen. Jeder dunkle Winkel der Höhle wurde zu einem Hort grauenerregender Geschöpfe. Es war nur eine Frage der Zeit, bis sie über ihr hilfloses Opfer herfallen würden.
    Dann kam der Wurm hervor, und ganz tief in seinem Innern schrie Arden. Der Körper des Ungeheuers war so breit wie der eines Mannes, und als er in die Höhlenmitte gekrochen kam, reckte sich sein Vorderteil in die Höhe, höher als ein Pferd. Sein Gliederkörper hatte eine dumpfe, schleimig grüne Farbe - doch den allerschlimmsten Anblick bot der Kopf dieses scheußlichen Geschöpfs. Das Wesen besaß zwar keinen Hals, doch sein Gesicht war das eines Menschen, und Arden blickte plötzlich hilflos in die Augen seines Vaters.
    »Du bist tot!« kreischte er angewidert.
    »Hier nicht«, erwiderte das Ungeheuer mit einem bösartigen Grinsen.
    »Aber ich habe dich getötet.«
    »Mich wirst du niemals los werden«, stellte der Wurm ruhig fest. »Außerdem habe ich noch immer deine Mutter.« Ein langer, grüner Schwanz glitt aus der Dunkelheit in einem Bogen heran und hielt einen zerdrückten Klumpen aus Fleisch und Tuch gepackt. Entsetzt musste Arden mitansehen, wie der Kopf seiner Mutter sich aus dieser undefinierbaren Masse erhob und ihn aus leeren Augen anstarrte.
    »Möchtest du deine wunderschöne Mutter nicht begrüßen?« fragte die Bestie. »Keiner von euch beiden hat mir entkommen können, wie sehr ihr euch auch angestrengt habt.« Das Ungetüm schüttelte sich vor Vergnügen. Es war das

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