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Die träumende Welt 02 - Das Schattenreich

Die träumende Welt 02 - Das Schattenreich

Titel: Die träumende Welt 02 - Das Schattenreich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Wylie
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selber eine Fackel gebrauchen. Der Gedanke half ihm, die eher beängstigenden Phantasien zu verscheuchen.
    Er begann zu singen - Balladen, die ihm Mallory beigebracht hatte, derbe Seemannslieder, die er vor langer Zeit in den Gasthäusern an der Küste gehört hatte. Auch wenn er nur das schwache Flüstern des Echos seiner Stimme hörte, so trösteten ihn doch die Worte und die Erinnerungen, die sie hervorriefen.
    Stunden später ließ ein winziger Lichtpunkt vorne seinen Optimismus erneut aufleben. Wie sich herausstellte, handelte es sich um einen schmalen Kristall in der Tunneldecke, der jedoch nur vorübergehend die Dunkelheit durchbrach. Arden war jedoch so froh, überhaupt wieder etwas zu sehen - seine eigenen Hände, seine zerrissenen Hosen und den Fels ringsum -, dass er beschloss, dort Rast zu machen. Gleich darauf übermannte ihn die Erschöpfung, und er schlief ein.
    Als er aufwachte schmerzte sein verletztes Bein höllisch. Er hatte es offenbar im Schlaf verdreht, und obwohl die Bewegung ihn geweckt hatte, war es zu spät, um zu verhindern, dass der Schmerz durch. seinen gesamten Körper schoss. Er biss die Zähne zusammen und versuchte, seine frühere Begeisterung wiederzuerlangen. Schließlich, so versuchte er sich einzureden, musste dieser Tunnel irgendwohin führen. Die Vorstellung, er könnte sich nach all der Anstrengung als Sackgasse herausstellen, war zu grausam, um länger über sie nachzudenken.
    Arden machte sich erneut auf den Weg und entfernte sich singend von dem schwachen Licht. Die Abwärtsneigung des Tunnels verstärkte sich zu seiner großen Bestürzung, und er verfluchte den Fels und beschwor ihn, nach oben zu führen. Viele Stunden lang blieben seine heftig vorgebrachten Wünsche unbeachtet, und er stieg immer weiter in die Gewölbe der Erde hinab. Zu allem Überfluss hatte er mittlerweile kaum noch erträgliche Schmerzen in seinem Bein, und nur sein angeborener Starrsinn ließ ihn weiterkriechen.
    Selbst der wäre beinahe der Verzweiflung gewichen, als er mit den tastenden Händen auf seinem Weg gegen ein festes Hindernis stieß. Es war glatt und kalt und füllte - wie Arden schnell herausfand - die gesamte Breite des Tunnels aus. Nach oben erstreckte es sich weiter, als er reichen konnte, und er wollte gerade aufstehen, als ihm ein anderer Gedanke kam. Die Wand, die ihm den Weg verstellte, fühlte sich sehr glatt an. Sie konnte unmöglich natürlichen Ursprungs sein - man hatte den Tunnel absichtlich verschlossen. Er strich noch einmal mit den Fingern über die Oberfläche. Sie fühlte sich an wie - Metall. Nicht Stein. Das war ein neues Rätsel und ein neuerlicher Beweis dafür, dass Arden nicht der erste war, der diesen unterirdischen Weg beschritt. Tastend suchte er nach der Verbindung zwischen Fels und Hindernis und fühlte, dass die beiden aneinander angepasst waren.
    Aber wieso? fragte er sich. Wenn dies ein vielbegangener Weg war, dann hatte es keinen Sinn, ihn zu versiegeln. Es sei denn ... Arden strich noch sorgfältiger über die metallene Oberfläche. Es sei denn, man wollte, dass nur wenige die geheiligte Höhle erreichen können. Und das würde wiederum bedeuten ... Seine Fingen fanden den witzigen Spalt, den sie suchten ... eine Tür!
    Er fuhr mit dem Fingernagel am unteren Rand entlang. Die Tür war perfekt in ihren Rahmen eingepasst. Sie war rechteckig, doch es gab keinen Griff, den Arden vom Boden aus hätte erreichen können, also erhob er sich mühsam und stützte sich dabei mit dem Rücken gegen die Wand. Als er sich endlich aufgerichtet hatte, betastete er die Oberfläche der Tür voller Erwartung mit den Fingern, fand jedoch nichts, bis auf ein paar unregelmäßige Vertiefungen in der Nähe des oberen Randes. Einen Griff gab es nicht.
    Arden schlug vor Enttäuschung mit der Faust gegen die Tür und hörte trotz des hohlen Donnerns nur ein fernes Echo dieses Klangs.
    Er verfluchte die völlige Dunkelheit und konzentrierte sich wieder auf die Markierungen. Sie fühlten sich an, als hätte jemand Worte oder Zeichnungen in das Metall geritzt.
    Vielleicht handelte es sich um eine Anleitung zum Öffnen der Tür. Er versuchte, die Kratzer mit den Fingerspitzen nachzuzeichnen, wurde jedoch nicht klug aus ihnen und musste schließlich aufgeben, als sein rechtes Bein unter der Belastung einzuknicken drohte. Bevor er sich wieder zu Boden gleiten ließ, schlug er noch einmal gegen die Tür, drückte mit aller Kraft, die er aufbringen konnte, gegen beide Seiten. Es war

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