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Die träumende Welt 02 - Das Schattenreich

Die träumende Welt 02 - Das Schattenreich

Titel: Die träumende Welt 02 - Das Schattenreich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Wylie
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oben, und Arden spürte, wie das Boot gleichmäßig angehoben wurde. Die verbliebenen Mitglieder der Gesellschaft sicherten den ersten Teil dieses Anstiegs, dann hielten sie auf den Stufen und später auf der Strickleiter weiter Schritt. Arden kam es vor, als würde er von eben jener Magie in die Höhe gehoben, an die er nicht recht glaubte. Er schaukelte leicht, während er auf den riesigen unterirdischen Felsendom blickte. Das Panorama ließ ihm keine Zeit, über seine heikle Lage nachzudenken. Das Glitzern vielfarbiger Kristalle wurde von Fels und Wasser zurückgeworfen. Tiefe Schatten verbargen womöglich noch größere Geheimnisse, und aus der Felswand selbst schienen Gesichter hervorzuwachsen. Tiere und andere vertraute Formen bildeten die seltsamsten Formationen, nur um wieder zu verschwinden oder sich zu verwandeln, sobald sein Blickwinkel sich änderte.
    Als die gesamte Gesellschaft den oberen Rand erreicht und man die Ausrüstung wieder aufgeteilt hatte - und der Seilzug für nachfolgende Reisende wieder verstaut war -, ruhte man sich eine Weile aus, unterhielt sich leise und ließ den Blick über die Weite der Höhle schweifen. Dann brachen sie wieder auf und durchquerten weitere Tunnel und Höhlen in dieser scheinbar endlosen Wabenformation aus Stein.
    Wann immer es möglich war, fuhren sie über das Wasser, das waren die angenehmsten Streckenabschnitte. Sobald die metallenen Boote gestakt wurden oder sie sich dem langsam treibenden Fluss überließen, verzogen sich ihre seltsam weißen Gesichter zu einem Lächeln. Am Ende eines jeden Reisetages machten sie regelmäßig halt, und in diesen Augenblicken wurde Arden auch die größte Aufmerksamkeit zuteil. Man gab ihm frische Kleidung und untersuchte behutsam seinen Körper. Dies war auch die Zeit, wenn die Gruppe ein Feuer entzündete und aß. Arden beobachtete, wie sie ihre Vorräte durch im Fluss gefangene Fische ergänzten, durch Strünke, die ihn an Seegras erinnerten, und sogar durch Unidentifizierbare Wurzeln, die sie von der Decke einer der Höhlen geschnitten hatten. Eine Mahlzeit enthielt Scheiben eines dunklen Pilzes, der - aus Gründen, die Arden nicht verstand - ihm das Wasser im Munde zusammenlaufen ließ. Als das Essen dann kam, war es jedoch ebenso geschmacklos wie alles andere auch, und er spürte eine eigenartige Enttäuschung. Seine Bewacher langten tüchtig zu und stritten zum Spaß um einen Nachschlag. Sie sprachen miteinander, doch Arden hörte sie noch immer nicht. Er hatte zwar vergessen, wie er seine Zunge gebrauchen konnte, doch ihre gute Laune hatte etwas Tröstliches.
    Nach diesen Abendmahlzeiten stellte Arden manchmal fest, dass er zitterte und sein Blick verschwamm. Das Gefühl schien weit entfernt - fast als geschähe es einem anderen -, und er fand es eher ärgerlich als bedrückend. Er wollte richtig sehen können, seine Beobachtung dieser seltsamen Geschöpfe fortsetzen, die ihn so freundlich behandelten und in denen er immer mehr seine Gefährten und nicht seine Bewacher sah.
    Das letzte Teilstück ihrer Reise war erreicht, als sie einen weiteren breiten See überquerten. Erst glaubte Arden, sie könnten unmöglich Weiterreisen, denn die Höhlendecke senkte sich herab und schien ihnen den Weg zu versperren. Trotzdem wurden die Boote bereit gemacht, während einer der Ruderer seine Metallstange an einer besonderen Stelle in das dunkle Wasser tauchte, offenbar um die Tiefe auszuloten. Die Boote schienen auf eine massive Felswand zuzuhalten. Beim Näherkommen bemerkte Arden, dass die Decke von der Wasseroberfläche eine Armesbreite entfernt war. Noch immer war ihm nicht klar, wie dort Platz für die Boote sein konnte, folgte aber trotzdem der Handbewegung und legte sich neben seine beiden Gefährten auf den Rücken, und sie glitten sicher unter dem Fels hindurch. An dieser Stelle reckten seine Mitreisenden die Beine in die Höhe und stießen das Boot voran, indem sie verkehrt herum an der Decke liefen. Nasser, schwarzer Stein strich so dicht vorbei, dass Arden ihn vom Boot aus hätte berühren können.
    Wenig später kräuselten sich weiße und rote Lichtreflexionen auf dem Gestein, und Arden merkte, dass es heller wurde. Als die Höhle sich vor ihnen weitete, konnte er sich aufsetzen und umsehen.
    Am fernen Ende des Seeufers leuchteten Feuer, und eine große Anzahl der weißhäutigen Geschöpfe stand da und beobachtete ihre Ankunft. Das Echo der Willkommensrufe hallte durch seinen Kopf, als die Boote sich dem Ufer

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