Die träumende Welt 02 - Das Schattenreich
näherten.
Seine Begleiter betraten das Ufer und wurden herzlich begrüßt, dann richteten sich alle Augenpaare auf Arden, der noch immer im Boot saß. Unter diesen forschenden Blicken zerriss etwas Hartes in seinem Kopf und löste sich.
Er lächelte.
24 . KAPITEL
»Erd-Tiefe!« stieß J'vina hervor. »Er lebt!«
Das Lächeln verblasste rasch, als der Fremde seinen Mund zu einem lautlosen Schrei öffnete. Er krümmte sich, hielt sich die Hände vor den Leib, und C'tis eilte an seine Seite, als um sie her ein Höllenlärm losbrach. Die Umstehenden hatten seine schwarze Zunge erblickt.
Die Heilerin rief nach Wasser, während sie besorgt nach ihrem Schützling sah. Er zitterte und hatte die Augen vor
Angst und Schmerzen weit aufgerissen. Was immer diesen zurückgezogenen und empfindungslosen Zustand verursacht hatte, es hatte ihn auch vor den Schmerzen seines gebrochenen Beins und der entsetzlichen Übelkeit der Grünlicht-Krankheit bewahrt. Jetzt war dieser Schutz verschwunden, und er war wieder verletzlich. C'tis hielt ihm die zittrigen Hände und sprach leise auf ihn ein, während sie ihre Fähigkeiten dazu benutzte, ihn von innen heraus zu beruhigen und sein Leid ein wenig zu mildern. Ihre Blicke trafen sich, und zum ersten Mal gab es so etwas wie gegenseitiges Verständnis. Sein Mund bewegte sich unbeholfen, doch das einzige Geräusch, das herauskam, war ein schwaches Krächzen.
»Versuch nicht zu sprechen«, bedrängte sie ihn. »Entspann dich.« Über die Schulter rief sie: »Wo bleibt das Wasser?«
B'van reichte ihr einen vollen Becher, den sie an die Lippen des Mannes hielt. Er trank gierig - und wurde blass. Er warf sich auf die Seite und erbrach sich. Von den Zuschauern am Ufer war ein angeekelter Aufschrei zu hören. C'tis nahm keine Notiz davon, sondern stützte ihn, bis die Krämpfe nachließen. Dann säuberte sie ihm Mund und Gesicht und schüttete ihm Seewasser über Kopf und Nacken.
D'vor bahnte sich einen Weg durch die Menge.
»Was ist denn hier los?«
»Er ist wieder bei vollem Bewusstsein«, erklärte ihm die Heilerin. »Und es geht ihm sehr schlecht. Hilf mir, ihn hier rauszuschaffen.«
B'van und C'tis hoben den Fremden hoch und trugen ihn aus dem Boot. D'vor und J'vina machten ihnen einen Weg frei.
»Wir bringen ihn in die Flüstergalerie«, entschied C'tis. Die anderen machten ein überraschtes Gesicht, widersprachen aber nicht.
»Ich hatte gehofft, die Farbe seiner Zunge noch eine Weile geheimhalten zu können«, meinte D'vor. Er klang ärgerlich.
»Das ist jetzt nicht mehr zu ändern«, meinte B'van zu ihm. »Geh einfach weiter.«
Die restlichen Mitglieder des Kontrolltrupps hatten sich wieder zu ihnen gesellt, und es gelang ihn, sich einen Weg durch die lärmende Menge zu bahnen. Sämtliche Zuschauer schienen den seltsamen Fremden aus der Nähe bewundern zu wollen.
Verfolgt von Neugierigen marschierte die Gruppe durch mehrere Dorfhöhlen, passierten die Zweitschmiede und die Anbautanks.
»Hey, C'lin!« rief J'vina, als sie sich ihrem Ziel näherten. Der Mann, auf den sie zeigte, eilte zu ihnen, immer wieder fragende Blicke auf ihre Last werfend.
»Wir bringen ihn in die Flüstergalerie«, erklärte D'vor. »Versiegele sie für uns, ja?«
»Sonst können wir ihm unmöglich helfen«, fügte C'tis voller Eifer hinzu. »Du hättest dir ruhig einen günstigeren Zeitpunkt aussuchen können«, meinte sie zu ihrem Schützling. Noch ein paar Stunden, und seine Veränderungen wären ihr gerade recht gekommen.
»Na schön«, antwortete C'lin. »Ich hoffe nur, ihr habt eine gute Erklärung dafür!«
»Haben wir!« erwiderte J'vina mit Nachdruck.
Ihr Kriegerkollege nickte, dann begann er, über den Lärm der Menge Befehle zu brüllen. Augenblicke später hielt eine Gruppe von Soldaten die unerwünschten Zuschauer zurück, so dass die Mitglieder des Kontrolltrupps den engen Tunnel betreten konnten, der in die Flüstergalerie führte.
Man legte den Fremden auf den Boden der gewölbten Höhle, und während C'tis niederkniete, traten die anderen zurück, damit sie ihre Arbeit machen konnte. J'vina kehrte in den Tunnel zurück - den einzigen Eingang der Höhle sowohl um bei seiner Bewachung zu helfen, als auch C'lin die Erklärung zu liefern, die er hören wollte.
Nach einer Weile hob C'tis den Kopf und sah D'vor an.
»Ich weiß, es ist ungewöhnlich«, meinte sie, »aber ich würde ihn gerne hierbehalten. Meinst du, wir bekommen die Erlaubnis?«
»Ich tue, was ich kann«, antwortete
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