Die träumende Welt 03 - Das Zeitalter des Chaos
wurde. Dadurch, dass sie Arden behandelt hatte, wusste sie, dass ihr Volk und die Oberweltler sich im Wesentlichen glichen, und opferte ihre Zeit und Mühe vorbehaltlos. Mit Gemma tauschte sie Aufzeichnungen aus, und die beiden stellten viele Ähnlichkeiten in der Arbeitsweise ihrer Kräfte und Sinne fest. Obwohl sie beide über die Gesundheit und die mögliche Erschöpfung des jeweils anderen besorgt waren, verbrachten sie dennoch lange Stunden damit, sich bis zum letzten zu verausgaben - und wurden dabei innige Freundinnen.
Anfangs hatten viele von C'tis Patienten Angst vor ihr - wegen ihres Aussehens. Doch schon bald zerstreute sie die Zweifel aller bis auf die Ängstlichsten und Voreingenommenen mit ihrer ruhigen Kompetenz und unleugbaren Effektivität. Gemma bemerkte ihre Hingabe und verstand, weshalb Arden eine so hohe Meinung von ihr hatte.
C'tis war diejenige aus dem Lichtlosen Königreich, von der man am meisten zu sehen bekam, und ihr Auftreten half, viele der wüsten Gerüchte über die fremdartigen Krieger zu zerstreuen. Trotzdem gab es immer noch endloses Gerede über sie. Zu den geläufigsten Geschichten gehörten die Erzählungen von unsichtbaren Soldaten, die sich ungesehen anschleichen und geräuschlos zuschlagen konnten, und die von schwarzen Riesen, die im Dunkeln sehen konnten - obwohl sie keine Augen besaßen.
Wer die Wahrheit kannte - auch wenn sie noch immer in der Minderheit waren berichtigte diese weitverbreiteten Irrtümer und bestätigte die Fakten. Diese Minderheit ging ganz bewusst vor; Jordan fand, dass es nicht schaden könne, wenn man einen angeblich unbesiegbaren Verbündeten hatte. Außerdem wollte er die Geschehnisse in der Stadt nicht komplizieren, indem er die Bitte des Lichtlosen Königreichs und sein Versprechen, ihnen zu helfen, öffentlich bekannt machte. Daher erzählte er nur wenigen Vertrauten die ganze Geschichte und verließ sich auf deren Verschwiegenheit. Das Rätsel des Tiefen Südens war sogar noch weniger Menschen bekannt. Darum musste man sich zu gegebener Zeit kümmern, jetzt jedoch hätte es nur von den dringlicheren Aufgaben abgelenkt. Panik und Verzweiflung wären im Augenblick wirklich alles andere als hilfreich.
Bei den eingeschränkten Möglichkeiten des Untergrundes war es ein Glück, dass die Stadt mehrere Monate lang nach außen hin mit Frieden gesegnet war. Es gab keine weiteren Angriffe durch die Himmelsraben, und daher auch keine sichtbaren Zeichen der Macht des Südens. Darüber hinaus schien sich der Blauflammenwall westlich von Clevemouth stabilisiert zu haben. Er hatte sich der Stadt stetig, wenn auch langsam genähert, jetzt jedoch schien er stillzustehen. Damit war eine weitere Bedrohung von außen geringer geworden, was es den Bürgern von Cleve erlaubte, sich ganz auf ihre eigenen Belange zu konzentrieren. Nur wenige waren vorausschauend genug, zu erkennen, dass die gesamte Welt bedroht war - und das war - wenigstens im Augenblick - auch gut so.
7. KAPITEL
In dieser hektischen Zeit in Gemmas Leben gewannen zwei Ereignisse für sie herausragende Bedeutung. Das erste war, etwas mehr als einen Monat nach ihrem Kampf mit Mendle, der Aufbruch der Männer und Frauen aus dem Lichtlosen Königreich. Es war unvermeidlich gewesen, dass sie sich irgendwann entschließen würden, in ihr eigenes Reich zurückzukehren. D'vor und T'via mussten ihrem Volk und den Propheten Bericht erstatten, V'dal wurde als Führer benötigt, und sowohl C'lin als auch J'vina - wie auch viele andere aus der Gruppe - wollten in ihre vertraute Umgebung zurückkehren. Von allen aus dem Kontrolltrupp wollte nur C'tis wirklich bleiben, denn sie wusste, dass man ihre Fähigkeiten als Heilerin wirklich vermissen würde. Doch sie wollte nicht, dass die Gruppe sich spaltete und sie allein zurückblieb. Und im Herzen sah sie auch die Notwendigkeit ihrer Rückkehr ein.
Vor ihrem Aufbruch fanden ausgiebige Unterredungen mit Jordan und den anderen statt; man schmiedete Pläne für zukünftige Kontakte. D'vor erklärte sich einverstanden, den Propheten nicht nur von ihren Heldentaten in der Oberwelt zu berichten, sondern wollte auch versuchen, sie zu überzeugen, Erkundungstrupps in die gefährlichen, vergifteten Regionen der Höhlen im Süden zu entsenden. Sinn der Sache war es, die Quelle der Verschmutzung zu entdecken. Wenn möglich, sollte auch versucht werden, zu bestimmen, wo sich dieser Ort überirdisch befand. Auf diese Weise hätte man ein konkretes Ziel, wenn schließlich eine
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