Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die träumende Welt 03 - Das Zeitalter des Chaos

Titel: Die träumende Welt 03 - Das Zeitalter des Chaos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Wylie
Vom Netzwerk:
Handbewegung zeigte sie auf die Stadt ringsum.
    »Warum bist du überhaupt hierhergekommen?« erkundigte sich Cai. »Hast du denselben Ruf verspürt wie die Schwalben?«
    »Nein. Mein Grund war viel banaler«, erwiderte sie mit einem versonnenen Lächeln. »Ich habe keine Familie, und der einzige Mann, den ich je gemocht habe, war bereits nach Süden gesegelt - er hatte den Ruf vernommen. Schließlich beschloss ich, ihm zu folgen.«
    »Und hast du ihn gefunden?«
    »Nein - und vermutlich werde ich ihn auch nie finden. Selbst wenn er sich noch in Cleve aufhält und nicht weiter nach Süden gereist ist - ich könnte jahrelang suchen, ohne ihn zu finden. Hier geht es anders zu als auf den Inseln.«
    »Das tut mir leid.« Cai hätte ihr gerne erzählt, dass ihn die Liebe auf den Südkontinent verschlagen hatte, brachte aber kein Wort über seine Lippen. Trotzdem war es wie ein stillschweigendes Band zwischen ihnen. Sie waren beide hierhergekommen, weil sie jemanden suchten.
    »Es war ohnehin eine törichte Idee«, meinte Zana. »Das war mir schon klar, bevor ich hierherkam.«
    »Töricht ist nicht das Wort, das ich gebrauchen würde«, widersprach Cai ruhig. »Menschlich vielleicht.«
    Das läuft auf dasselbe heraus«, erwiderte sie. »Sieh doch, was in diesem Land geschehen ist. Wenn das kein Beweis ist für die Torheit der Menschen, dann weiß ich es nicht.«
    Bei einem weiteren Glas erzählte sie Cai von ihrer Ankunft in Altonbridge, zusammen mit den Leuten, die von den Schwalben noch übrig waren. Monatelang hatte sie, gefangen in ihrer Armut, in der elenden Barackensiedlung außerhalb der Stadtmauern gelebt. Die restlichen Schwalben hatten sich kurz nach ihrer Ankunft verstreut, und Zana war alleine und ohne Freunde zurückgeblieben. Dann war der Untergrund an sie herangetreten, und sie hatte in deren Vorhaben eine Ablenkung von der hoffnungslosen Suche nach ihrem verschollenen Liebhaber gefunden. Aufgrund ihrer Intelligenz und ihrer Fähigkeiten wurde sie schon bald ein wichtiges Mitglied der Organisation, doch erst nach der Revolution kamen ihre Fähigkeiten richtig zum Vorschein. Irgendjemand musste versuchen, Ordnung in den Trümmerhaufen namens Altonbridge zu bringen, und sie stürzte sich bereitwillig auf diese Aufgabe, arbeitete lange und hart. Ihr Murren war nur gespielt.
    Zana sprach bescheiden von sich, doch Cai durchschaute ihre Selbstbezichtigungen und den Spott über ihre offenkundig scharfe Intelligenz, und war nicht überrascht, dass sie solche Fortschritte erzielt hatte. Er sah aber auch ihre Verletztheit und machte sich Gedanken über ihre Vergangenheit. Ich habe keine Familie. Er hätte ihr gerne dabei geholfen, diese inneren Wunden zu heilen, aber er wusste, dass er sich viel zu sehr selbst heilen musste, um ihr eine große Hilfe sein zu können. Bei all seiner neuen Entschlossenheit war Cai nicht blind für seine Grenzen.
    »Sich von der Gilde und ihrer widerwärtigen Korruption zu befreien, war das Beste, was dieser Stadt passieren konnte«, schloss Zana, »aber es ist schade, dass es Blutvergießen und so viel Leid gekostet hat. Wenigstens kann ich mit meinen eigenen beschränkten Mitteln beim Wiederaufbau helfen.« »Du stellst dein Licht unter den Scheffel«, meinte Cai ernst zu ihr.
    Zana zuckte mit den Achseln.
    »Das ist genug über mich«, meinte sie. »Erzähl mir von dir, Zauberer.«
    Cai zuckte zusammen.
    »So hat mich seit Jahren niemand mehr genannt«, begann er, und fügte dann, als er ihr Unbehagen sah, hinzu, »Ich bin es selbst schuld. Ich habe mich bei Chad auf ziemlich dramatische Art eingeführt, in der Hoffnung, er könnte mich zu jemandem bringen, der mir hilft.«
    »Also bist du nun ein Zauberer oder nicht?« fragte sie amüsiert.
    »Ich bin einer. Aber mir wäre es lieb, wenn du die Bezeichnung nicht in der Öffentlichkeit gebrauchen würdest.« Die langen Jahre, in denen er seinen Zaubererstatus geleugnet hatte, hatten bei Cai eine Abneigung gegen diesen Titel erzeugt, auch wenn er jetzt zu seinen Fähigkeiten stand.
    »Also gut. Erzähl mir von deinem Leben vor Gemmas Abreise.«
    Cai schwieg eine Weile.
    »Hat sie viel darüber erzählt, über mich?« fragte er schließlich.
    »Eigentlich nicht«, erwiderte Zana. »Aber keiner der Schwalben hat je viel über seine Vergangenheit gesprochen. Sie waren alle von der Zukunft besessen, davon, hierherzukommen - die Götter wissen, warum.« Ich hätte es nicht so eilig gehabt, dachte sie für sich, wenn ich einen so attraktiven

Weitere Kostenlose Bücher