Die träumende Welt 03 - Das Zeitalter des Chaos
weiß, wohin er gehen soll.«
Der junge Mann verließ eilig den Raum, wobei er den beiden Männern entschuldigend zulächelte.
»Hoffentlich bringst du mir Verstärkung«, meinte die Frau zu Dale. »Kein Mensch hier hat auch nur einen blassen Schimmer, wie man eine Stadt regiert.«
»Was würden wir ohne dich nur tun, Zana?« grinste Dale.
»Sehr viel weniger wahrscheinlich«, gab sie kopfschüttelnd, aber mit einem Lächeln zurück. »Wer ist das?«
»Ein Freund von Gemma.«
»Oh.« Zana starrte Cai an. »Also keine Verstärkung?«
»Ich glaube nicht, dass ich im organisatorischen Bereich von großem Nutzen wäre«, meinte Cai.
»Er ist Zauberer«, fügte Dale als Erklärung hinzu.
»Oh«, machte Zana noch einmal. Es entstand eine Pause. »Gibt es noch etwas, das ich wissen sollte?«
»Ja«, meinte Dale. »Du wirst mit ihm nach Newport gehen.«
Vier Stunden später trafen sich Cai und Zana wie vereinbart in einem nahe gelegenen Gasthaus. Dale hatte Zana die Situation kurz erklärt und die beiden dann alleine gelassen, damit sie ihre eigenen Pläne schmieden konnten. Sie hatte die Gelegenheit, nach Newport zu kommen, sofort beim Schopf ergriffen, denn sie sah darin sowohl eine Möglichkeit, der endlosen Mühen zu entgehen, die der Wiederaufbau in Altonbridge mit sich brachte, als auch Gemma wiederzusehen - darauf hatte sie schon eine ganze Weile gewartet. Dale hatte unter vier Augen mit ihr gesprochen, hatte ihr seine Befürchtungen erläutert und sie gebeten, den Neuankömmling genau im Auge zu behalten, doch das hatte ihre Begeisterung nicht dämpfen können.
Cai war bereits dort, als sie kurz nach Mittag eintraf. Der Wirt begrüßte sie herzlich und schenkte ihr ungefragt etwas zu trinken ein. Auf dem Weg zum Tisch des Zauberers winkte Zana verschiedenen anderen Gästen zu.
»Auf deine Gesundheit«, sagte sie und nippte anerkennend an ihrem Glas. »Der beste Wein in der Stadt.« Sie ließ sich entspannt auf ihren Stuhl fallen und betrachtete Cai neugierig. »Wo sind die Bienen?«
»Auf dem Dach«, erklärte er. »Ich denke, der Wirt hätte etwas dagegen, wenn sie hier drinnen wären.«
»Da ist was dran«, gab sie ihm recht. Die beiden lächelten sich an.
»Wann brechen wir auf?« wollte Cai wissen.
»Du hast es eilig«, kommentierte sie.
»Ich komme von weit her - und hätte viel eher kommen sollen.«
Zana nickte nachdenklich.
»Nun, ich werde ein paar Tage brauchen, um die Dinge hier zu regeln«, entschied sie. »Ich kann nicht einfach so fort«, erklärte sie, als sie seinen bestürzten Ausdruck sah. »Das würde das Chaos bedeuten.« Sie hielt inne. »Oder besser, es wäre ein noch schlimmeres Chaos, als es ohnehin schon ist. Bis dahin könnten wir uns gegenseitig ein wenig kennenlernen. Wo wohnst du?«
»Im Dolphin. Es war der erste Gasthof, den ich gefunden habe.«
»Du hast Glück gehabt«, meinte sie. »Die meisten Gasthäuser in der Nähe des Hafens sind ziemlich schlecht.«
»Du scheinst dich gut auszukennen ...«, sagte er.
»Ich war selbst mal in der Branche«, erklärte Zana. »Ich hatte mein eigenes Gasthaus auf Haele, bevor ich hierherkam.«
»Daher hast du also deine Geschäftskenntnisse.«
»Ha! Beim Aufbau einer Stadt zu helfen, ist ein klein wenig anders.«
»Dale meinte, du seist auf dem gleichen Schiff gekommen wie Gemma.«
»Stimmt. Sie gehörte zu einer Gruppe von Leuten, die sich die Schwalben nannten. Ich habe ihnen dabei geholfen, ein Schiff zu finden - hat allerdings nicht viel genützt, wie sich herausstellte.«
»Wieso?«
Zana erzählte ihm von Tod ihres ständig betrunkenen Kapitäns, dem darauffolgenden Schiffbruch, der sie an einen menschenleeren Abschnitt der Küste Cleves geworfen hatte. Sie fuhr fort und beschrieb ihre Versuche, Unterschlupf zu finden, sowie Gemmas rätselhaftes Verschwinden.
»Monatelang dachte ich, sie sei tot, doch dann hörte ich durch den Untergrund Gerüchte über sie. Sie ist jetzt ziemlich berühmt.« Sie erzählte Cai, was sie über Gemma erfahren hatte, und er erkannte vieles davon aus seinen Fernkontakten wieder.
»Vermutlich sind die Erzählungen ein wenig ausgeschmückt«, schloss Zana, »aber selbst dann ist irgendetwas an meiner Reisegefährtin sehr wichtig.«
Cai nickte. In dieser Hinsicht brauchte man ihn nicht zu überzeugen.
»Als ich herausfand, dass sie lebt, wollte ich sofort los und sie besuchen«, fuhr Zana fort, »doch zu diesem Zeitpunkt war ich bereits in all das hier verstrickt.« Mit einer
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