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Die träumende Welt 03 - Das Zeitalter des Chaos

Titel: Die träumende Welt 03 - Das Zeitalter des Chaos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Wylie
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sich selbst.
    Der letzte Zauberer , spottete ein leises Stimmchen.
    Ich werde dieses Buch lesen, beharrte er und versuchte, seinem Selbstvertrauen Auftrieb zu verleihen.
    Als Cai die Augen öffnete und erneut die Seiten vor sich betrachtete, war er bestürzt. Die Bienen bedeckten die gesamte Oberfläche des Buches in einem sich wellenförmig bewegenden Teppich aus Schwarz und Gold.
    Was tut ihr da? fragte er in der Hoffnung, dass sie mit ihrem Instinkt eine Antwort gefunden hatten.
    Wir zeichnen Bilder, lautete die rätselhafte Antwort.
    Ein Fenster öffnete sich in der Masse krabbelnder Insekten, und Cai beobachtete, wie die Bienenkönigin sich zielstrebig vom einen Ende der freien Fläche zur anderen bewegte. Dabei bildeten sich Worte auf dem freigewordenen Teil der Seite, so als wären ihre Beine in Tinte getaucht. Innerhalb weniger Augenblicke jedoch begann die feine Schrift zu verblassen. Der Zauberer beugte sich vor und begann, ängstlich zu lesen.
    »Flüsse aus Stein.«
    Ist das alles? fragte er sich sofort. Die Bienenkönigin bewegte sich zielstrebig auf eine neue Lücke zu, und der Vorgang wiederholte sich.
    »Feuer am Himmel .«
    Und dann:
    »... die lange, kalte Finsternis.«
    Das ist die Zerstörung, genau wie damals, dachte Cai voller Schrecken.
    Die nächsten Botschaften waren weniger apokalyptisch - aber noch rätselhafter.
    »... aus dem Einen wurden viele«, was gefolgt wurde von: »zufällige Teilungen ... undurchdringlich.«
    Und dann ein Satz, der wenigstens ein bisschen Sinn ergab.
    »Halte die elementalen Feuer zurück .«
    Cai wartete auf weitere Enthüllungen, doch jetzt verließen die Bienen die Buchseiten, krabbelten auf den Tisch und erhoben sich in die Luft. Er sah ihnen verzweifelt nach.
    Könnt ihr mir nicht noch etwas zagen? flehte er sie an.
    Manche Bilder lassen sich nicht zeichnen, erwiderte der Bienenschwarm, dessen facettenreiche Stimme ein wenig betrübt klang.
    Ich bin doch nicht nur wegen ein paar unverständlicher Satzbrocken hierhergekommen! dachte Cai insgeheim. Dahinter muss doch mehr stecken als bloß das!
    Die Bienen hatten sich jetzt fast alle in die Luft erhoben, und die Blätter des Buches waren so unlesbar wie zuvor. Es wirkte höchstens schlimmer, so als hätte der uralte Band die erzwungene - wenn auch nur teilweise - Enthüllung seiner Geheimnisse übelgenommen.
    Cai blätterte um. Leere Seiten starrten ihm entgegen, mit den nächsten war es das gleiche. Er blätterte zurück und las erneut die Stelle über Gemmas vorübergehenden Sieg. Dann, einer Eingebung folgend, ging er ganz zum Anfang zurück und überflog ein weiteres Mal die ersten Zeilen.
    Die Wörter aus Mythen, Märchenbüchern und Legenden flossen nur so dahin, doch sobald er einen Satz beendet hatte, stellte er fest, dass er sich an nichts erinnern konnte. Also musste er wieder von vorne beginnen. Die Worte waren durchaus klar und deutlich, dennoch blieben sie für seinen Verstand ungreifbar.
    Er versuchte es erneut mit einer späteren Seite, doch dasselbe geschah. Sein Kopf fing schließlich an zu schmerzen, und die Schrift vor seinen Augen verschwamm.
    Du hast gesehen, was du sehen solltest.
    Der Gedanke drängte sich ihm ungefragt auf. Erst dachte er, es sei der Schwarm, dann merkte er, dass die Bienen schwiegen. Er schüttelte sich, plötzlich war ihm kalt, und er spürte, wie die Kälte der eisigen Jahrhunderte in seine Knochen kroch.
    Vorsichtig schloss Cai das Buch. Fast hatte er erwartet, dass Staub aufwirbeln würde, doch nichts geschah. Alle seine Sinne sagten ihm, dass er hier nichts mehr in Erfahrung bringen konnte. Woher die Nachricht auch stammte, ihre Endgültigkeit war unmissverständlich.
    Als er sich zur Blauflammenbarriere umdrehte, ahnten die Bienen seinen nächsten Schritt und schossen an ihm vorbei zum verborgenen Ausgang.
    Halte die elementalen Feuer zurück.
    Zum erstenmal überlegte Cai, wie er aus diesem Raum wieder herausgelangen sollte. In seiner Unwissenheit hatte er den Wall aus Elementalen mittels Gedankenmustern durchbrechen können, die seinen eigenen Stärken eine gewisse Kraft verliehen hatten. Jetzt jedoch kannte er die wahre Natur des Walls. Der Widerwille, den er gegenüber seiner Konstruktionsweise empfand, machte es ihm unmöglich, jene grundlegende Freude heraufzubeschwören, die erforderlich war, um hindurchgelassen zu werden. Die herzlose Logik, mit der diese Barriere entworfen war, war ebenso beeindruckend wie abstoßend. Die altberühmten Zauberer hatten die

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