Die träumende Welt 03 - Das Zeitalter des Chaos
hören. Er wirbelte herum und sah, dass der Blauflammenwall so kalt und mächtig war wie ehedem. Und doch war er hindurchgelangt! Während seines Flugs mit dem Schwarm hatte er nicht das Gefühl gehabt, sich zu bewegen, irgendwie jedoch hatte er das Unmögliche geschafft.
»Ich dachte, du hättest ihn zerstört«, meinte Wray kleinlaut.
Ihn zerstört? dachte Cai verwundert und drehte sich wieder zu seinem grau gekleideten Begleiter um. »Was ist passiert?« erkundigte er sich.
»Eine ganze Weile gar nichts«, antwortete der andere Mann. »Du warst mindestens eine Stunde lang da drin.« Wray hielt inne und hoffte, Cai werde ihm verraten, was er gefunden hatte. Statt dessen wirkte Cai benommen. Wray zügelte seine Neugier und fuhr fort. »Dann tauchten die Bienen so schnell und plötzlich wieder auf, dass ich sie gar nicht alle verfolgen konnte. Der Wall wurde in der Mitte ganz durchlässig, und auf einmal war er nicht mehr da. Er war völlig verschwunden! Du bist mit geschlossenen Augen hindurchgeschwebt - völlig starr und reglos.«
Geschwebt?
»Dann hast du die Augen aufgemacht und - Zack! - war der Wall wieder da«, schloss Wray. »So als wäre nichts geschehen.« Er hatte den Kopf fragend auf die Seite gelegt.
Was ist passiert? überlegte Cai, noch immer gedankenverloren.
»Ich habe die Marmorkammer gesehen«, gab Wray ihm das Stichwort, um mehr herauszubekommen, doch der Zauberer reagierte nicht. »War das dort hinter dir das Buch? Hast du darin gelesen?« Der Vandale versuchte erfolglos, seine wachsende Ungeduld zu verbergen, und seine Stimme bekam einen quengelnden, nörgelnden Unterton. »Wie hast du den Wall bewegt? Ich muss es wissen!« Er ging einen Schritt auf Cai zu. Anklänge seiner früheren Besessenheit glänzten in seinen Augen. »Red schon!«
Endlich kehrte Cai in die Gegenwart zurück und bemerkte Wrays drohende Körperhaltung. Für einen kurzen Augenblick blitzte die Macht des Zauberers in seinen Augen auf, was Wray auf der Stelle erstarren ließ.
»Ich werde es dir erzählen«, sagte Cai, »aber ich bin selbst nicht sicher, ob ich es verstanden habe.« »Wie hat Wray deine Erklärung aufgenommen?« erkundigte sich Jordan.
»Nicht sehr gut«, gab Cai zurück. »Er brachte es nicht fertig, seine frühere Herrschaft über die Elementalen mit dem Bedürfnis nach Lachen und einfachem Glück in Einklang zu bringen. Er zitierte bloß aus den alten Verzeichnissen, die er gefunden hatte, und meinte, dort sei kein Hinweis auf so was zu finden.«
»Dafür dürften die Zauberer, die die Barriere errichtet hatten, gesorgt haben«, meinte Jordan nachdenklich.
»Schließlich verlor ich die Geduld mit ihm«, gestand Cai.
»Da bist du nicht der erste«, bemerkte Hewe. »Er ist eine schleimige kleine Kröte.«
»Aber er war sehr fleißig und hat sich sehr hilfsbereit gezeigt«, gab Jordan zu bedenken. »Vielleicht entwickelt er sich ja noch zu einem vernünftigen menschlichen Wesen, wenn er erst mal begreift, was Cai tatsächlich dort vollbracht hat.«
Dafür hatte Hewe nur ein verächtliches Grunzen übrig.
Cai war wieder bei den Führern des Untergrunds, um ihnen in allen Einzelheiten zu erzählen, was sich in der Blauflammenkammer abgespielt, und wie Wray anschließend darauf reagiert hatte. Jordan und Hewe hatten schweigend zugehört. Ihre Gesichter verrieten keinerlei Überraschung, nicht einmal, als Cai bei der Beschreibung seines >Fluges< ins Stammeln kam. Sein Durchschreiten des Walls aus Elementalen hatte sie sehr neugierig gemacht, und natürlich auch die herausgelösten Bruchstücke, die er im Buch hatte lesen können. Jordan versuchte mit seinem schnellen Verstand bereits, das Puzzle zusammenzusetzen und die Teile mit jenen zusammenzufügen, die er bereits in den Händen hielt.
»Die ersten drei Hinweise sind reine Beschreibungen«, sagte er langsam. »Auf den ersten Blick handelt es sich um dieselben Zerstörungen, von denen dir Wynut und Shanti erzählt haben - und die du in deinem Traum gesehen hast.«
»Hoffentlich hat Gemma recht, wenn sie sagt, wir könnten das Buch noch einmal ändern«, bemerkte Hewe. »Bis jetzt sieht unsere Zukunft nicht gerade vielversprechend aus.« Er grinste, und Cai wunderte sich über seine zur Schau gestellte Schnodderigkeit.
»Du musst den Fatalismus meines Partners entschuldigen«, meinte Jordan, als er Cais Gesichtsausdruck bemerkte.
»Keine Phantasie, das ist mein Problem«, gab Hewe fröhlich zu. »Manchmal hat es Vorteile, wenn man dumm
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