Die träumende Welt 03 - Das Zeitalter des Chaos
dort befunden hat, jetzt jedoch ...«
»Zufällige Teilungen ... undurchdringlich «, zitierte Cai leise flüsternd. Der Blauflammenwall verblasste zur Bedeutungslosigkeit neben der Gewaltigkeit dieser Barriere.
»Genau das denke ich auch«, sagte Jordan.
Sie starrten einige Augenblicke nach Westen, während farbige Punkte vor ihren Augen tanzten.
»Vor einiger Zeit hat der Wall aufgehört, sich zu bewegen«, fuhr der Anführer des Untergrunds fort. »Und eine ganze Weile blieb er auch an derselben Stelle. Doch gerade habe ich gehört, dass er sich wieder in Bewegung gesetzt hat. Und zwar Richtung Clevemouth.«
Niemand brauchte Cai zu erklären, welches Chaos und welches Leid das bedeuten würde. Er drehte sich zu seinem Gefährten um und las in seinen Augen denselben Gedanken.
Halte die elementalen Feuer zurück.
»Ich möchte, dass du und Wray ihn euch anseht«, erklärte Jordan ruhig. »Die meisten Leuten wagen sich zur Zeit nicht einmal in die Nähe des Walls, und ihr beide seid die einzigen, die im Augenblick so etwas wie Experten sind.«
»Ich werde gehen«, beruhigte Cai ihn, »aber ich habe keine Ahnung, ob ich irgendetwas tun kann. Wenn ich ganz ehrlich sein soll, ich bezweifele es. Wie weit ist es bis Clevemouth?«
»Ungefähr hundertfünfzig Meilen Luftlinie, über die Straße aber fast noch einmal die Hälfte mehr«, klärte Jordan ihn auf.
Cai schüttelte erstaunt den Kopf. So weit entfernt, und doch so deutlich zu erkennen !
»Zumindest könnt ihr ein paar verwertbare Erkenntnisse gewinnen«, meinte Jordan, dem das Staunen des Zauberers nicht entgangen war. »Wer weiß, wenn das stimmt, was Wray dir erzählt hat, kannst du diesen Wall vielleicht auch verschwinden lassen!« Er musste grinsen, Cai jedoch bemerkte es nicht.
Ich bin hergekommen, um Gemma zu finden, sagte er sich, und nicht, um mich mit Kräften anzulegen, die mein Vorstellungsvermögen übersteigen.
»Komm«, meinte Jordan und legte ihm freundschaftlich die Hand auf die Schulter. »Heute Abend können wir nichts weiter tun. Gehen wir etwas essen.« Er ging voran über die gewundene Steintreppe. »Möchtest du noch jemanden mitnehmen?«
»Zana«, antwortete Cai sofort, von seiner Entschiedenheit selbst ein wenig überrascht. »Sie ... sie hat mich durch dieses Land begleitet«, fügte er hinzu.
»Also gut«, willigte Jordan ein. »Ich hatte gehofft, sie mit ihren Fähigkeiten hier einsetzen zu können, aber wir werden uns schon durchkämpfen. Hewe wird bestimmt auch mitkommen wollen.« Cai war erfreut darüber. Das Auftreten des kräftigen Mannes hatte etwas Beruhigendes. »Ich würde selbst gerne mitkommen«, fügte Jordan hinzu, »aber ich werde hier gebraucht.« Das war weder Prahlerei, noch enthielt es den Unterton von falscher Bescheidenheit. Es war eine schlichte Feststellung.
Sie speisten zusammen in Jordans Räumen und teilten sich ein einfaches, aber sättigendes Mahl.
»Warum hast du dich ausgerechnet jetzt dazu durchgerungen, Leute nach Süden zu schicken?« wollte Cai auf einmal wissen.
»Nun, wir wussten, dass wir früher oder später gehen mussten«, erwiderte Jordan. »Den Ausschlag hat etwas gegeben, was du uns aus dem Buch erzählt hast.«
»Und was?« fragte Cai verwundert nach.
»Der Satz ihre Experimente nahmen rasch an Kraft und Größe zu«, antwortete Jordan. »Und die neue Logik, die sie erschaffen haben.« Er hielt inne. »Das stand noch nicht im Buch, als Gemma es gelesen hat.«
»Oh.« Cai kämpfte mit den sich daraus ergebenden Folgerungen. »Es hat sich also verändert, diesmal aber zum Schlechten?«
Jordan nickte. »Es scheint schneller zu werden, deutlicher«, sagte er. »Daraus, und aus dem, was Wynut dir erzählt hat, wird deutlich, dass uns allmählich die Zeit davonläuft. Ganz ehrlich, es gibt hier noch so viel zu tun, dass wir es uns nicht erlauben können, Leute auf eine Mission zu schicken, die sich möglicherweise als Jagd auf Phantome herausstellt. Andererseits können wir es uns auch nicht leisten, es nicht zu tun. Ich denke, wir dürfen nicht länger zögern - auch wenn es eine hilflose Geste ist.«
»Wenigstens können wir vielleicht ein paar verwertbare Informationen gewinnen«, sagte Cai, den Jordans abschätziger Kommentar überraschte.
»Du zitierst ganz offenkundig einen sehr klugen Mann«, gab Jordan lächelnd zurück. »Den Rüffel muss ich mir gefallen lassen.«
Cai grinste, und für einen Augenblick sah Jordan den Funken jugendlicher Sorglosigkeit, der früher in
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