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Die träumende Welt 03 - Das Zeitalter des Chaos

Titel: Die träumende Welt 03 - Das Zeitalter des Chaos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Wylie
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hatte jetzt die Kontrolle übernommen - und hetzte seinen Körper nach vom, während seine Zunge gestammelte Versionen der alten Zaubersprüche stammelte, die er in den Archiven Newports gelernt hatte.
    Die anderen erstarrten bestürzt und reagierten ein paar Augenblicke lang überhaupt nicht. Dann rannte Cai ihm - trotz seiner Angst - hinterher.
    »Nein!« versuchte er ihn zu warnen.
    »Lass ihn laufen!« schrie Hewe, doch seine Worte verhallten ungehört, da Cai weitersprintete. Hewe und Zana sahen sich kurz an, dann folgten sie widerstrebend.
    Die Überraschung der anderen hatte Wray einen Vorsprung verschafft, und er erreichte den unteren Rand des Walls, bevor Cai ihn einholen konnte. Der Vandale warf sich in den Wall hinein.
    Der schluckte ihn in einem Stück. Im schillernden Blau entstand kurz ein grünlich schillerndes Kräuseln, dann war die sanft fließende Bewegung wiederhergestellt. Ein fürchterlicher Schrei zerriss die Luft - und endete wie abgeschnitten. Cai kam ein paar Schritte vor dem Wall zum Stehen. Die Bienen umschwirrten ihn in einem irren Tanz. Hewe und Zana näherten sich vorsichtig, doch bevor sie ihn erreicht hatten, fällte Cai seinen Entschluss. Er trat, umgeben von den Bienen, einen Schritt nach vorn. Ihr Summen war lauter als je zuvor.
    »Cai! Nicht!« rief Zana, und Hewe machte einen Satz nach vorne, um ihn aufzuhalten. Doch sie kamen zu spät, und der Zauberer schien dahinzuschmelzen und war verschwunden.
    Cai war eingehüllt in einen gefrorenen, weißen Nebel: Raureif glitzerte auf seiner Kleidung, seinen Haaren, und er hörte, wie die Bienen sich über die Kälte beschwerten, spürte, wie ihre Kräfte nachließen. Sie werden sterben, dachte er benommen. Ich muss mich beeilen. Er sah sich um, konnte aber nichts erkennen - nicht einmal den Boden unter seinen Füßen.
    Noch ein Schritt nach vorn, und er erspähte einen grauen verschwommenen Flecken inmitten des Weiß. Wray hatte sich zu einer Kugel zusammengerollt, die Hände vor die Augen geschlagen. Der Zauberer packte ihn unter den Armen und begann, ihn zurückzuziehen. Der Schwarm verlieh ihm ein wenig seiner schwindenden Kraft, trotzdem konnte er nur taumeln und spürte, wie ihn unsichtbare Kräfte niederdrückten.
    Cai nahm alle Kraft für einen allerletzten Versuch zusammen. Er spannte seine Muskeln an und sagte sich, Jetzt oder nie.
    Dann verschwand der Nebel. In verzweifelter Erleichterung starrte Cai auf die Welt hinter dem Wall und sah ... nichts.
    Er schrie auf und stürzte, während er den leblosen Körpers Wrays hielt. Der Bienenschwarm umsummte seinen Kopf, und die scharfe Kälte wich der Wärme des Morgens. Er hörte Zana verzweifelt fragen: »Alles in Ordnung«, besaß aber nicht die Kraft, zu antworten. Dann spürte er, wie er aufgehoben und fortgetragen wurde, und das Gefühl der Kälte wurde weiter zurückgedrängt. Sacht wurde er auf dem Boden abgelegt.
    »Ich gehe Wray holen«, sagte Hewe. Sein Ton verriet, dass er ihren grau gekleideten Kollegen ebenso gerne zurücklassen würde. »Hol ihm etwas zu trinken.« Schwere Schritte entfernten sich.
    »Hier, nimm das«, meinte Zana. Nach einer Pause fügte sie hinzu: »Willst du nichts?«
    Cai konnte nicht antworten. Als er keinerlei Anstalten machte, die Wasserflasche zu ergreifen oder auch nur anzusehen, kam Zana ein schrecklicher Verdacht.
    »Cai«, flüsterte sie vor ihm kniend und ergriff seine Hände. »Kannst du mich nicht sehen?«
    Der Zauberer schüttelte langsam den Kopf, den Blick auf einen Punkt irgendwo oberhalb ihrer rechten Schulter gerichtet
    Er war vollkommen blind.
26. KAPITEL
    Der Weg zurück nach Newport war für die vier Reisenden wie ein Alptraum. Cais plötzliche Behinderung hatte ihnen allen einen Schock versetzt und bedeutete, dass er bei jeder Kleinigkeit nun Hilfe brauchte. Besonders den Zauberer selbst versetzte sein fehlendes Sehvermögen in Schrecken. Er hatte sich immer einer vollkommenen Gesundheit erfreut, selbst, als er seine magischen Fähigkeiten geleugnet hatte. Nichts gegen seine Blindheit unternehmen zu können, machte es für ihn noch schwerer, sich darauf einzustellen, dass er Hilfe brauchte. Die Folge war, dass er oft gereizt auf Zana reagierte, die nie von seiner Seite wich. Er hasste sich für seine Unfreundlichkeit und entschuldigte sich oft, denn er wusste, dass sie die letzte war, die es verdient hatte, seinen Unmut zu spüren. Zana ihrerseits war verzweifelt und enttäuscht, dennoch hielt sie verbissen an ihrer Aufgabe fest

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