Die träumende Welt 03 - Das Zeitalter des Chaos
mehr als eine leichte, aber warme Brise.
Mittlerweile hatte die Wolke ihren Höhepunkt erreicht und löste ihre Verbindung zu Erde. Als sich die unteren Regionen der schweren Rauchglocke hoben, ging eine weitere Woge des Staunens durch die Menge. Es war jetzt erkennbar, dass sich die Landschaft vor ihnen radikal verändert hatte. Wo einst Berge gestanden hatten, befand sich jetzt ein rauchendes Tal.
Dar Emberoth existierte nicht mehr.
Wray sah es als erster, unternahm jedoch keinen Versuch, die Aufmerksamkeit der anderen darauf zu lenken, während er hinter ihnen ritt und seinen verletzten Stolz sowie seinen geschwollenen Kiefer pflegte. Irgendwie wusste sein verwirrter Geist, dass Cai von seiner Entdeckung in Kenntnis gesetzt werden wollte, und er zog ein boshaftes Vergnügen daraus, diese sowohl dem Zauberer als auch Zana und Hewe zu verschweigen, die die Veränderung mit eigenen Augen hätten sehen können. Er konnte sie alle nicht ausstehen. Der große Dummkopf, der mich in seiner Blödheit mit Verachtung straft, hat mehr Verstand in den Fäusten als in seinem Kopf. Diese unterwürfige Frau ist unbedeutend. Und der Zauberer, der sein Augenlicht nicht retten konnte, als er dem gegenüberstand, was ich allein gesehen habe! Er glaubt, er hat mich gerettet! Mich! Der keine Hilfe brauchte, der den Wall der Elementalen allein und ohne Hilfe geplündert hat. Pah! Ich werde es ihnen zeigen. Meine Zeit wird kommen.
Wieder starrte er nach Süden. Es war noch immer da. Wray unterdrückte ein Lachen und zuckte dann vor Schmerz zusammen, als sein geschundenes Gesicht sich beschwerte. Als Zana sich umdrehte, wandte er sich rasch ab, um sein Geheimnis nicht preiszugeben, doch es war zu spät. Zana blickte nach Süden und sah es sofort. Sie rief nach Hewe, der ein Stück vor ihnen ritt.
»Hewe, siehst du etwas - da drüben, im Süden?«
Widerwillig drehte er den Kopf.
»Die Wüste«, stellte er sachlich fest.
»Dahinter. Im Himmel.«
Hewe drehte sich widerstrebend um. Er sehnte das Ende dieser Reise herbei, und seine Gedanken waren ganz auf ihre Ankunft in Great Newport gerichtet. Unter normalen Umständen gefiel es Hewe, mit neuen Gefährten unterwegs zu sein, doch diesmal war das anders gewesen. Nachdem er sein eigenes Unvermögen vor dem Wall aus Elementalen hatte eingestehen müssen, fiel es ihm jetzt schwer, mit einem blinden Zauberer und einem verrückt gewordenen Grauen Vadalen zurechtzukommen. Er reagierte dennoch auf Zanas Drängen - und zügelte sein Pferd.
»Eine Wolke«, schlug er vor.
»Eine solche Wolke habe ich noch nie gesehen«, gab Zana zurück, als sie und Cai ihn erreicht hatten.
»Was ist? Wovon sprecht ihr?« wollte der Zauberer wissen.
»Dort drüben über dem südlichen Horizont steht eine riesige Wolke«, beantwortete sie seine Frage. »Sie sieht unnatürlich aus.«
»Beschreib sie mir«, befahl er.
»Sie sieht aus wie ein riesiger Baum«, sagte Zana langsam. »Oben dick und unten dünner.«
»Sie ist braun«, fügte Hewe hinzu. »Außer ihr ist keine andere Wolke zu erkennen.«
Hinter ihnen fing Wray plötzlich wild an zu brabbeln und mit einem Arm herumzurudern. Bevor einer der anderen reagieren konnte, hatte er seinem Pferd die Sporen gegeben und hielt auf Great Newport zu.
»Lass ihn laufen«, meinte Hewe angewidert. »Mit ein bisschen Glück fällt er herunter und bricht sich den Hals, bevor er ankommt.«
Cai fröstelte. Er hatte einen kalten, harten Kloß in der Magengrube. Zana sah ihn besorgt an.
»Hat das irgendetwas mit deinem schlechten Gefühl von heute Morgen zu tun?« fragte sie ihn.
»Keine Ahnung«, erwiderte der Zauberer. »Ich weiß es einfach nicht.«
Als sie weiterritten, blickten Hewe und Zana immer wieder nach Süden. Der Tag schleppte sich dahin, und die geheimnisvolle Wolke löste sich allmählich auf und nahm dabei, als die Winde sie in verschiedene Richtungen wehten, immer wieder phantastische Formen an.
Sie fanden Wray kurz nach Mittag. Er stand tieftraurig neben seinem erschöpften Pferd, diesmal jedoch machte sich nicht einmal mehr Hewe die Mühe, sich über den Irren aufzuregen, sondern ritt einfach vorbei. Wray stieg wieder auf und schloss sich der Gruppe kleinlaut an.
Erst als die Dunkelheit hereinbrach, fielen Cai die Worte wieder ein, die an seinem Unterbewusstsein genagt hatten, seit man ihm von der Wolke berichtet hatte.
Dieser Rückschlag jedoch spornte die Kräfte des Tiefen Südens zu noch größeren Anstrengungen an. Ihre Experimente nahmen
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