Die träumende Welt 03 - Das Zeitalter des Chaos
konnte ich sie beruhigen. Ich wünschte nur, wir wären früher aufgebrochen!«
»Vorbei ist vorbei«, meinte Zana voller Mitgefühl zu ihm. Auch sie hatte Jordans Kummer bemerkt und wusste, dass dieses seltsame Lichtlose Königreich bei ihm einen tiefen Eindruck während seines Besuchs der dortigen Höhlen hinterlassen hatte. »Was jetzt zählt, ist die Zukunft.«
»Du hast recht«, erwiderte er. Er lächelte sie zwar dankbar an, aber die Traurigkeit wich trotzdem nicht aus seinen Augen. »Manchmal jedoch muss man lange, sehr lange mit der Vergangenheit leben.«
Es entstand eine Pause, in der jeder von ihnen seine ganz persönliche Wahrheit in dieser Bemerkung fand. Dann brach Jordan endlich den Bann, den er selbst erzeugt hatte.
»Genug davon«, meinte er entschieden. »An die Arbeit. Jedenfalls haben wir jetzt eine klarere Vorstellung von unserem Ziel, und das haben wir dem Lichtlosen Königreich zu verdanken.«
»Wohin also?« fragte Hewe rasch, der froh war, sich wieder praktischen Dingen widmen zu können.
»Es gibt drei Möglichkeiten«, erwiderte Jordan. »Als erstes wäre da der Wasserfall, von dem Arden uns erzählt hat, dort, wo der Berg in Bewegung geraten ist. Dort scheint einer der Ausgangspunkte des Gifts zu liegen. Außerdem haben sie dort einen Weg an die Erdoberfläche gefunden. Dort können wir also mit dem Kontrolltrupp Zusammenstößen. Dann gibt es einen zweiten Eingang, gut zwanzig Meilen westlich von dort, wenn er auch nicht im Zusammenhang mit der Verschmutzung zu stehen scheint. An beiden Punkten haben sie Leute postiert, die uns erwarten.«
»Und die dritte?«
»Ungefähr fünfundvierzig Meilen südlich des Wasserfalls. Dort war es ihnen nicht möglich, sehr dicht unter die Oberfläche zu gelangen, weil die Verschmutzung zu stark ist.«
»Wie weit sind diese Punkte von der Stelle entfernt, wo wir die Wolke gesehen haben?« erkundigte sich Cai.
»Das wissen wir nicht«, antwortete Jordan. »Und bis wir näher dran sind, besteht auch keine Möglichkeit, es herauszufinden.«
»Je schneller wir also dorthinkommen, desto besser«, stellte der Zauberer nüchtern fest.
»Wie? Bist du sicher, dass du immer noch mitkommen willst?«
»Versuch nur, mich aufzuhalten«, gab Cai zurück, dessen Entschlossenheit offenkundig war.
»Ich bin vielleicht blind, aber ich bin noch immer ein Zauberer ... und ich habe nicht den weiten Weg gemacht, um hier tatenlos herumzusitzen!«
Jordan warf Zana einen kurzen Blick zu.
Sie nickte und beantwortete damit seine unausgesprochene Frage.
»Das könnte ein harter Ausflug werden«, stellte Hewe fest. Als Antwort erhielt er einen derart vernichtenden Blick, dass er sofort schützend die Hände hob. »Ich habe kein Sterbenswörtchen gesagt«, erklärte er den anderen grinsend.
Der Expeditionstrupp, der Great Newport bei Tagesanbruch verließ, bestand aus gut achtzig Personen. Über die Hälfte von ihnen waren Graue Vandalen unter dem Kommando von Galar und Tomas. Deren gute Stimmung stand im Gegensatz zu dem ernsten Auftreten der restlichen Gruppe, die von Jordan und Hewe angeführt wurde. Die Stadt blieb in den fähigen Händen ihrer Stellvertreter Egan und Ambros, die beide betrübt darüber waren, dass man sie zurückließ - und gleichzeitig doch auch ein wenig erleichtert.
Cai hatte drauf bestanden, dass Wray ihn begleitete. Der Vandale brachte noch immer kein verständliches Wort hervor, und fast jeder begegnete ihm mit Geringschätzung und Misstrauen. Der Rest ihrer Gruppe bestand aus Mitgliedern des Untergrunds, die man wegen ihrer Zähigkeit, ihrer Fähigkeit, zu überleben und ihrem Geschick beim Kampf ausgewählt hatte. Heiler und Kräuterkundige befanden sich ebenfalls darunter.
Der Aufbruch am frühen Morgen wurde von vielen Bewohnern der Stadt mit nachdenklichem Schweigen ver folgt. Für sie war es ein deprimierender Anblick, ein Zeichen dafür, dass die Unruhe in ihrem Leben auch weiter anhalten würde.
Die Truppe schien erbärmlich klein, um sie gegen den unbekannten, aber offenbar mächtigen Widersacher aufzubieten. Doch man war nicht in der Lage gewesen, Proviant und Ausrüstung für eine größere Truppe bereitzustellen. Es wurden bereits Pläne geschmiedet, eine größere Zahl Soldaten auszubilden und Vorräte für eine zweite Gruppe zu sammeln, doch das war ein Projekt auf lange Sicht. Jordan war sich darüber im Klaren, dass sofort gehandelt werden musste.
Ihr Weg sollte sie erst nach Süden führen, wo sie den unwirtlichen, wenig
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