Die träumende Welt 03 - Das Zeitalter des Chaos
Fortschreiten sei zwar langsam, aber stet, und die Mehrzahl der Einwohner befand sich bereits auf der Flucht über die Küstenstraße. Schluchzend erklärte ihnen der Bote, sein Zuhause sei inzwischen sicher gänzlich von dem unbezwingbaren Wall geschluckt worden. Von der Evakuierung hatte er nicht viel mitbekommen, doch die wenigen Einzelheiten, von denen er berichten konnte, waren schlimm genug. Jordan beruhigte ihn, so gut es ging, und entließ ihn zu einer Mahlzeit und seiner wohlverdienten Ruhe.
»Damit wäre es entschieden«, beschloss der Anführer des Untergrunds. »Wie bald können wir aufbrechen?«
»Morgen«, er klärt e Hewe ihm. »Aber mir wäre es lieber, wenn wir einen weiteren Tag zur Vorbereitung hätten. Der heutige lag ist fast schon vorbei.« Er, Cai und Zana, mittlerweile zur ständigen Begleiterin des Zauberers geworden, hatten sich die betrübliche Geschichte mit wachsendem Entsetzen angehört. Sie wussten, wie überwältigend die Ausw irkungen des Elementalenwalls sein konnten. Der Wahnsinn zog wortwörtlich durchs Land.
»Was können wir tun?« fragte Zana hilflos.
»Nicht viel«, antwortete Jordan. »Wir können uns auf die Ankunft der Flüchtlinge vorbereiten und versuchen, ihre Not so gering wie möglich zu halten. Und wir können denen Hilfe schicken, die sich noch weiter hinten auf der Straße befinden. Die Dörfer werden bald überrannt werden.« Er hielt inne. »Wir werden für sie tun, was wir können. Aber jetzt liegt unsere einzige Chance darin, die Wurzel des Übels zu finden und zu zerstören. Ich wünschte nur, wir hätten nicht so lange gewartet. Gemma oder nicht.«
»Vielleicht hatten die Vandalen die ganze Zeit schon recht«, schlug Hewe verbittert vor.
»Der Wall scheint zu der Zeit an Tempo zugelegt zu haben, als die Wolke auftauchte«, meinte Cai ruhig.
»Ja, das ist mir auch aufgefallen«, gab Jordan zurück. »Wenigstens haben wir eine grobe Vorstellung, in welche Richtung wir uns halten müssen!«
Die zweite Eingabe um Hilfe wurde am darauffolgenden Morgen vorgebracht, als Jordan eine Nachricht empfing, dass zwei Krieger aus dem Lichtlosen Königreich in der Stadt eingetroffen seien und ihn dringen sprechen müssten. Er eilte hinab in die unterirdischen Tunnels, denn er wusste, dass die Besucher das Treffen im Dämmerlicht erheblich angenehmer finden würden. Cai wollte ihn begleiten, da ihn die Erzählungen von dieser seltsamen Rasse fasziniert hatten. Man redete es ihm aus. Er kam zwar ohne sein Augenlicht zunehmend besser zurecht, doch das Bewegen in unbekanntem Gelände war noch immer schwierig und zeitraubend. Er war enttäuscht, dass er die Menschen aus dem Lichtlosen Königreich nicht kennenlernen konnte, bekam jedoch versprochen, dass Jordan ihm nach seiner Rückkehr ausführlich Bericht erstatten würde.
»Die grundlegenden Tatsachen lauten wie folgt«, erklärte Jordan ihm später. »Du weißt, dass sich das Gift in ihrem Gebiet von Süden her ausbreitet. Daher haben sie verschiedene Trupps - Kontrolltrupps - in die gefährlichsten Regionen ausgesandt, um genau festzustellen, woher die Verschmutzung stammt, damit wir sie überirdisch lokalisieren können. Sie haben einigen Erfolg gehabt, aber darauf komme ich gleich. Vor ein paar Tagen haben alle südlichen Trupps Erschütterungen gemeldet, Erdrutsche und eine Störung im normalen Verlauf der unterirdischen Flüsse. Sie wurden davon überrascht, einige Einzelheiten sind daher noch ein wenig unklar, aber die Gesamtauswirkungen sind deutlich genug. Das Tempo, mit dem das Gift sich ausbreitet, ist drastisch gestiegen, größtenteils aufgrund eines plötzlichen Wasseranstiegs auf einigen Teilstrecken des Flusses. Die Überschwemmung hat einige Siedlungen zerstört, und einige der Kontrolltrupps sind abgeschnitten worden.« Jordan stieß einen leisen Seufzer aus, als er an seine Freunde unter der Erde dachte. »Die Propheten haben uns benachrichtigt, dass nur wenig von ihrem Land zu retten übrig ist, wenn die Quelle der Verschmutzung nicht ausfindig gemacht und vernichtet wird. Die Grünkrankheit hat bereits viele Opfer gefordert.« Seine Stimme versagte, und Hewe wandte den Kopf ab. Noch nie hatte er Jordan den Tränen so nahe gesehen - es war wahrlich kein angenehmer Moment.
»Umso mehr ein Grund, sofort aufzubrechen«, meinte Cai.
»Ja«, pflichtete Jordan ihm bei, der allmählich seine Fassung wieder erlangte. »Sie brauchen uns, um eine Armee nach Süden zu entsenden, und wenigstens in dem Punkt
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