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Die Träumerin von Ostende

Die Träumerin von Ostende

Titel: Die Träumerin von Ostende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric-Emmanuel Schmitt
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gestehen, wie hoffnungslos einsam sie war, und beschloss daher, einen Verlobten zu erfinden. Zumindest hier, in Zimmer 221, sollte sie eine normale Frau sein.
    »Was hat er denn getan?«
    »Hm? Oh, nichts … Nichts Bestimmtes … Ich frage mich … Ich frage mich nur, ob er nicht fremdgeht …«
    »Sie sind eifersüchtig?«
    Stéphanie wusste nicht, was sie sagen sollte. Eine solche Frage war für sie nicht nur ungewohnt, sondern sie hatte soeben auch bemerkt, dass sie auf Karl eifersüchtig war.
    Sie schwieg. Er lachte.
    »Dann sind Sie also eifersüchtig!«
    »Wer ist das nicht?«
    »Ich. Aber das tut hier nichts zur Sache. Reden wir lieber von Ihnen. Wie heißt er denn?«
    Stéphanie hätte gern geantwortet, aber ihr kamen nur Hundenamen in den Sinn, Rex, Titus, Médor, Tommy … Sie presste ein verzweifeltes »Ralf!« hervor.
    Natürlich auch ein Hundename. Sie kannte einen Dobermann, der so hieß, hoffte aber, dass Karl nichts merkte. Ralf, ein Mensch konnte doch schließlich Ralf heißen, oder?
    »Ralf ist ausgesprochen dumm, falls Sie meine Meinung interessiert.«
    Uff, er hatte ihre Lüge geschluckt …
    »Sie kennen ihn nicht.«
    »Wenn einem eine so prächtige Frau begegnet, die so wundervoll riecht wie Sie, dann zieht man doch als Erstes mit ihr zusammen. Und Sie haben mir eben gesagt, dass Sie nicht zusammenleben.«
    »Das dürfen Sie ihm nicht vorwerfen! Vielleicht bin ja ich es, die nicht möchte …«
    »
Sie
möchten nicht?«
    »Nein.«
    »Ich kann nur wiederholen, Ralf ist ein Idiot. Er verdient Sie nicht. Fremdgehen bei einer Frau, die so gut riecht …«
    Stéphanie geriet in Panik. Ich rieche? Fünfundzwanzig Jahre lang war sie nicht ein einziges Mal auf die Idee gekommen, dass ihr ein Geruch anhaften könnte … Instinktiv schnupperte sie an ihrem Arm. Was hatte sie für einen Geruch? Sie roch nichts. Was meinte er? Sie benutzte weder ein Parfüm noch ein Eau de Toilette. Ihre Seife? Der Duft war im Nu verflogen … Das Waschpulver? Der Weichspüler? Nein, das gesamte Krankenhauspersonal ließ die Wäsche in ein und derselben Wäscherei waschen. Ihr Geruch? Ihr Eigengeruch? Roch sie gut oder schlecht? Und vor allem, wonach?
    Sie konnte sich nicht länger als dreißig Sekunden zurückhalten, dann fragte sie atemlos:
    »Wonach rieche ich? Nach Schweiß?«
    »Sie machen mir vielleicht Spaß! Nein, ich habe keine Ahnung wie Ihr Schweiß riecht. Und das ist gut so, er muss göttlich riechen, das würde mich viel zu sehr aufregen.«
    »Sie scherzen wohl?«
    »Ich versichere Ihnen, Sie haben einen berauschenden Duft an sich, und wenn Ralf Ihnen das nie gesagt hat, dann ist er ein unverbesserlicher Idiot.«
    Als sie am Abend wieder in ihrem Apartement war, wollte Stéphanie der Sache auf den Grund gehen.
    Nachdem sie die Vorhänge zugezogen hatte, legte sie ihre Kleider ab und versuchte, sich selbst zu riechen. Sie schnüffelte an jedem nur erreichbaren Teil ihres Körpers und machte vor und nach dem Duschen die abenteuerlichsten Verrenkungen. Vergebens.
    Obgleich sie sich nackt nicht ausstehen konnte, zog sie sich nicht wieder an und probierte es mit einer anderen Methode: Sie versuchte ihren Geruch, den sie beim Gehen hinterließ, durch eine abrupte Kehrtwendung aufzufangen. Kaum hatte sie drei Schritte getan, drehte sie sich blitzschnell um, hielt die Nase in den von ihr verursachten Luftzug und kam sich dabei wie eine Ballerina vor. Auch wenn ihr Unterfangen alles andere als erfolgreich war, bereitete es ihr doch ein großes Vergnügen, so umherzuspazieren, mit nackten Schenkeln und Brüsten.
    Zum Abendessen zog sie, eingeschüchtert durch die Förmlichkeit von Teller und Besteck, einen Bademantel über; öffnete ihn während des Essens jedoch immer weiter, bis sie ihn schließlich in der Hoffnung, doch noch etwas von ihrem Geruch zu erhaschen, ganz abstreifte.
    Schließlich nahm sie sich ihren Wandschrank vor, roch an der Wäsche, die sie getragen und nicht getragen hatte, und begann wieder von vorn … Sie bemerkte etwas, einen Hauch nur, einen zarten Duft, bereits verflogen, als sie dachte, sie hätte ihn festgehalten.
    Sie beschloss, nackt schlafen zu gehen. So könnte sie, wenn sie aufwachte, ihren Geruch in den Laken finden. Als sie sich eine Stunde lang unruhig hin und her gewälzt und sich befühlt und abgetastet hatte, kam sie zu dem Schluss, dass Nacktheit sie wahnsinnig machte, zog ihren Pyjama an und versank in einen Dämmerschlaf.
     
    Am nächsten Tag betrat sie leise Karls

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