Die Tramps von Luna
Passagierschiff mit Frachtbetrieb. Deshalb war es wahrscheinlich auch so lange verwaist auf dem Platz geblieben. Es flog zu langsam, um mit den großen Frachtern der Handelsgesellschaften konkurrieren zu können, es faßte nur so wenige Passagiere, daß es sich als Chartermaschine ohne Fracht nicht lohnte.
Die Zwillinge gingen hinunter zum Maschinenraum. Hazel inspizierte das Wohnquartier, nickte anerkennend, als sie die Kombüse sah, und begab sich schließlich auch in den Kontrollraum. Dort entdeckte sie ihren Sohn im Pilotensitz und rutschte prompt neben ihn in den Kopilotensitz, bei dem die Schaumgummipolsterung entfernt worden war. »Alle Stationen fertig!« sagte sie und sah ihren Sohn an.
Er warf ihr einen Blick zu und grinste. »Alles zum Start vorbereiten!«
»Kontrollen eingeschaltet. Towersignal positiv. Fertig zum Countdown!«
»Minus dreißig. Neunundzwanzig – achtundzwanzig …« Er unterbrach sich und meinte verlegen: »Das tut gut.«
»Und ob, Roger. Kaufen wir die Kiste, bevor wir zu alt dazu sind. Ich komme mir vor, als hätte ich Moos angesetzt.«
Roger Stone schwang seine langen Beine vom Sitz. »Hm, vielleicht hast du recht.«
Hazels Stiefel klirrten über die Deckplatten. »Das ist mein Sohn! Vielleicht mache ich doch noch einen ganzen Mann aus dir. Mal sehen, was die Zwillinge inzwischen zerlegt haben.«
Die Zwillinge waren immer noch im Maschinenraum. Roger stieg zuerst nach unten. Er wandte sich Castor zu: »Nun, Junge, wie sieht es aus? Wird es hoch genug aufsteigen, damit sich ein Absturz lohnt?«
Castor runzelt die Stirn. »Wir haben bisher noch nichts Negatives gefunden, aber die Schubeinheiten fehlen. Und der Reaktor ist nichts als eine Attrappe.«
»Was hattest du gedacht?« fragte Hazel. »Daß man einen Reaktor in einem abgemeldeten Schiff läßt? Selbst wenn ihn niemand stehlen würde, wäre bald das ganze Heck verseucht und …«
»Gib nicht so an, Hazel«, sagte ihr Sohn. »Cas weiß das doch. Die Logdaten können wir später studieren, wenn wir ein metallurgisches Gutachten bekommen haben. Das heißt, ich weiß noch gar nicht, ob wir das Schiff nehmen. Das Überholen kostet sicher ein Vermögen.«
»Pah!« widersprach Hazel. »Du bekommst wohl kalte Füße. Die Reparatur übernehme ich zusammen mit Pol und Cas. Das kostet dich nur eine Mietgebühr auf der Werft. Und über den Kaufpreis werden wir uns mit Ekizian lange unterhalten.«
»Ich werde die Reparaturen persönlich überwachen.«
»Willst du streiten? Egal, jetzt gehen wir erst zu Dan. Und ich rede mit ihm – verstanden?«
Alteisen-Dan freute sich über ihren Besuch, besonders, als er erfuhr, daß sie nicht den Detroiter VII, sondern ein größeres Schiff wollten. Hazel beharrte darauf, privat mit ihm zu verhandeln, und so führte er sie in das innere Büro. Mister Stone hatte nichts dagegen, denn er wußte, daß sie erbarmungslos schacherte. So wartete er mit den Zwillingen draußen. Eine Weile später rief Mister Ekizian seine Sekretärin zu sich.
Ein paar Minuten danach tauchte sie wieder auf, gefolgt von Dan und einer zufriedenen Hazel. »Alles erledigt«, verkündete Großmutter.
Der Händler grinste säuerlich hinter seiner Zigarre hervor. »Ihre Mutter ist eine kluge Frau, Herr Bürgermeister.«
»Immer langsam«, protestierte Roger Stone. »Das waren gleich zwei Irrtümer. Erstens ist noch nichts erledigt, und zweitens bin ich nicht mehr Bürgermeister. Wie sehen die Bedingungen aus?«
Ekizian sah Hazel an, und die preßte die Lippen zusammen. »Also, Sohn, es ist folgendermaßen«, sagte sie. »Ich bin zu alt, um mir das viele Hin und Her mitanzuhören. Deshalb habe ich das Schiff gekauft.«
»Du?«
»Ja. Das ganze wird ein Syndikat. Dan richtet das Schiff her; ich organisiere die Fracht und bringe sie zusammen mit den Jungs zu den Asteroiden. Natürlich zu einem dicken Gewinn. Ich wollte schon immer einmal Kapitän sein.«
Castor und Pollux hatten sich im Hintergrund gehalten und die anderen beobachtet. Auf Hazels Worte hin wollte Pollux etwas sagen, aber Castor blinzelte ihm zu und schüttelte den Kopf. Mister Stone fauchte: »Unmöglich! Da mache ich nicht mit.«
»Ich bin volljährig, Sohn.«
»Mister Ekizian, Sie müssen wahnsinnig sein.«
Der Händler nahm die Zigarre aus dem Mund und starrte das Ende an. »Geschäft ist Geschäft.«
»Nun – wenigstens werde ich meine Söhne daran hindern, diesen Unsinn mitzumachen.«
»Mhm …«, sagte Hazel. »Vielleicht. Vielleicht auch
Weitere Kostenlose Bücher