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Die Traumjoblüge - warum Leidenschaft die Karriere killt

Die Traumjoblüge - warum Leidenschaft die Karriere killt

Titel: Die Traumjoblüge - warum Leidenschaft die Karriere killt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Campus
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E-Mail von John, der gerade seine Ausbildung am College beendet hatte und schon viele Jahre meinen Blog las. Er hatte gerade eine Stelle als Steuerberater angetreten und war nicht wirklich glücklich damit. Obwohl er seine Arbeit als »mitunter interessant« empfand, beklagte er sich darüber, dass er täglich zu lang arbeiten müsse und meist nur nach strikten Vorgaben agieren dürfe, was es schwierig für ihn mache, durch seine Leistungen zu beeindrucken. »Mal abgesehen davon, dass ich nicht jeden Tag bis spät in die Nacht arbeiten möchte«, schrieb er, »finde ich es schlimm, dass meine Arbeit keinen tieferen Sinn hat, und dass ich im Endeffekt die sozial Schwachen an ihrer empfindlichsten Stelle treffe.«
    Was die leistungsorientierte Haltung in meinen Augen so spannend macht, ist die Tatsache, dass sich sämtliche Elemente eines Traumjobs in der Währung des Karrierekapitals bezahlen lassen; und das hat nichts damit zu tun, ob Ihre Tätigkeit auf Ihre Leidenschaften abgestimmt ist. Deshalb brauchen Sie auch keinen Gedanken daran zu verschwenden, ob Sie Ihre wahre Berufung gefunden haben – denn fast jeder Job eignet sich als Sprungbrett für eine große Karriere. John hatte diese Argumentation natürlich in meinem Blog gelesen und schrieb mir, weil er sich nicht vorstellen konnte, wie er sie auf seinen Job als Steuerberater anwenden könnte. Ihm machte die Arbeit keinen Spaß, und er wollte einfach nur wissen, ob er das – wie jeder Experte auch – einfach nur klaglos durchstehen müsse und sich besser darauf konzentrieren sollte, Erfahrung zu sammeln und Karrierekapital aufzubauen. In meinen Augen ist das eine sehr interessante Frage, und ich möchte Ihnen meine Antwort darauf nicht vorenthalten:
    »Klingt ganz danach, als ob es besser wäre, wenn Sie sich einen neuen Job suchten.« Beim Nachdenken über seine Frage war ich nämlich zu dem Schluss gekommen, dass die Theorie über | 69 | das Karrierekapital sich nur auf bestimmte Berufe anwenden lässt. Da ich John in jedem Fall weiterhelfen wollte, erstellte ich folgende Liste mit drei Merkmalen von Berufen oder Tätigkeiten, aus denen sich kaum Traumjobs entwickeln werden:
    Drei Ausschlusskriterien für die Anwendung der Theorie über das Karrierekapital
Die Tätigkeit bietet kaum Möglichkeiten, sich durch die eigenen Leistungen abzugrenzen oder sie zu kostbaren und seltenen Eigenschaften auszubauen.
Der Job ist in Ihren Augen sinnlos oder, schlimmer noch, schlecht für diese Welt.
Durch die Tätigkeit sind Sie gezwungen, mit Menschen zusammenzuarbeiten, die Sie nicht leiden können. 27
    Ein Job, auf den eine beliebige Kombination dieser drei Kriterien zutrifft, kann Ihr Bemühen, Karrierekapital anzuhäufen und später dann zu investieren, zunichte machen. Trifft Ausschlusskriterium 1 zu, besteht für Sie keine Möglichkeit, Ihr Wissen zu vertiefen. Treffen Kriterien 2 und 3 darauf zu, können Sie zwar Karrierekapital ansammeln, aber bis Sie so weit sind, haben Sie vermutlich graue Haare. In Johns Fall waren Kriterium 1 und 2 erfüllt, weshalb ihm keine andere Wahl blieb, als seine Zelte dort abzubrechen.
    Ich möchte Ihnen meinen Standpunkt anhand eines weiteren Beispiels verdeutlichen: Während ich an diesem Buch arbeitete, war ich noch als Computerexperte am MIT beschäftigt und erhielt mehrere Angebote von Headhuntern. Die mir angebotenen Jobs zeichneten sich dadurch aus, dass sie mir viel Raum gelassen hätten, um mein Wissen zu vertiefen, und natürlich stimmte auch die Bezahlung. »Es gibt ein paar börsennotierte Unternehmen, die besser zahlen als jedes andere. Aber es dürften wirklich nur drei oder vier sein«, sagte einer der Headhunter, der an mich herangetreten war. »Und dieses Unternehmen ist eines davon.« (Freunde erzählten mir kurze Zeit später, dass das Einstiegsgehalt dort zwischen 100 000 und 200 000 US-Dollar liegt.) Doch in meinen Augen trifft auf diese Firmen Punkt 2 zu, weshalb es mir leichtfiel, die Jobangebote abzulehnen. | 70 |
    Eines möchte ich aber auf jeden Fall noch klarstellen: Die Ausschlusskriterien haben nichts damit zu tun, ob ein bestimmter Job der eigenen Leidenschaft folgt oder nicht. Sie sind viel allgemeinerer Natur. Deshalb ist es noch immer so, dass Kompetenz Leidenschaft sticht.
    Nun kennen Sie alle meine Argumente für die leistungsorientierte Theorie einschließlich ihrer Ausschlusskriterien, weshalb es höchste Zeit ist, dass Sie sie mal in der Praxis erleben. | 71 |

KAPITEL 6
    DIE

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