Die Traumvektor Tetralogie - II.Aufstieg (German Edition)
wieder ein völlig normales leben führen. ich musste sie einfach überzeugen, sie war klug genug, die richtigkeit dieses argumentes anzuerkennen, sie würde mir mit sicherheit zustimmen. doch würde sie mir auch ihren körper überlassen?«
mitten in meinen überlegungen überraschte mich dann diese unheimliche kraft, diese sogwirkung, die von isus körper auszugehen schien. es war, als zog ein riesiger magnet mich unwiderstehlich in seine nähe.
ich widerstand dieser kraft eine ganze weile, entfernte mich sogar aus isus nähe, hinaus in den weltraum, um ihr nicht zu unterliegen. ich hatte es isu versprochen und ich hielt normalerweise meine versprechen.
doch dann stürzte eine gigantische flutwelle freigewordener emotionen auf mich ein. ich war dermaßen überrascht, denn es waren meine gefühle gewesen, meine erinnerungen, meine lebenserfahrungen, die in dieser konzentrierten form über mich hereinbrachen, dass ich vergaß, widerstand zu leisten.
und ehe ich mich wieder gefangen hatte, war ich auch schon in ihrem körper, verbunden mit ihrem unbewussten ich.
nun wusste ich. wusste um ihre sorgen und nöte, ängste und freuden, wusste, weshalb sie so impulsiv auf meine annäherungsversuche reagiert hatte. sie war nicht weniger »beziehungsgeschädigt« als ich, fühlte sich schuldig. über viele lebensabschnitte hinweg ähnelten sich unsere erfahrungen in beängstigender weise.
ich verstand sie sehr gut, da auch ich mit ähnlichen problemen zu kämpfen gehabt hatte, sie würde es nun wohl erfahren und mir hoffentlich meinen »fehltritt«, den bruch meines schwures verzeihen.
nun lag ich hier und eine schmerzenswelle jagte die andere. ich bewunderte isus widerstandskraft, über ein jahr hatte sie diesen zustand ertragen, ich war mir sicher, nach einer woche wäre mein wille gebrochen, ich am ende gewesen. nie und nimmer hätte ich diese qualen, so wie sie, ein langes jahr ertragen können. kein wunder also, dass sie nicht mehr in ihren körper zurück wollte.
mein geist wollte diesen höllenqualen entfliehen, er versuchte sich meinen befehlen umso öfter zu widersetzen, je länger ich mich in ihr aufhielt. ich zwang ihn jedoch dazu, an diesem ort zu bleiben und mir zu gehorchen.
wenn ich schon hier war, wollte ich wenigstens ein wenig positive energie in den heilungsprozess einfließen lassen.
ich zwang mich zur ruhe, versuchte die schmerzen zu ignorieren, sie zu verdrängen.
ich schlief.
»hallo schatz, aufwachen, frühstück ist fertig.«
»was, wie?«, fragte ich etwas verwirrt, noch zwischen traumwelt und realität umherirrend, nach einem ausgang suchend.
ich öffnete die augen und mein gedächtnis begann augenblicklich, mir die erinnerung an die letzten stunden zurückzugeben. es waren wunderbare stunden gewesen. alleine der gedanke an die letzte nacht ließ wonneschauer durch meinen körper jagen, erweckten den wunsch in mir, es jetzt sofort noch mal zu tun, seinen heißen körper spüren, mit ihm zu verschmelzen.
er beugte sich zu mir herunter, gab mir einen kuss. ich umarmte ihn, hielt ihn fest, zog ihn auf meinen körper, umschlang ihn mit armen und beinen. biss ihm in seinen hals.
ich war auf einem schlachtschiff, sah mich in einem kommandosessel dieses schiffes liegen. meinen raumanzug hatte ich an, den helm geschlossen.
es war zweifelsfrei ich, der in diesem sessel saß, doch war ich mir fremd.
die kommandozentrale war total verwüstet. acht der plätze waren leer, in zwei hingen tote, verstümmelte leiber, ein platz war aus der verankerung gerissen worden und schwebte knapp unterhalb der decke.
links neben mir klaffte ein riesiges loch in der wand, es erstreckte sich durch das ganze schiff, bis nach draußen. man konnte die sterne funkeln sehen. reste der verkleidung taumelten schwerelos durch dieses loch ins freie, komponenten der energie- und lebenserhaltungssysteme folgten ihnen.
um das schiff hatte sich ein ring aus wrackteilen nicht nur dieses einen schiffes gebildet. so wie mindestens zwei dutzend ähnlich schwer beschädigte schiffe strebte es steuerlos einem riesenplaneten entgegen, in dessen umlaufbahn sie gefangen waren. schrecklich zugerichtete leichen schwebten inmitten des wertlosen schrotts und würden ebenso wie dieser in der atmosphäre des planeten verglühen.
sie lag im bett, das kissen, die decke am boden.
sie bot ihre ganze willenskraft auf, das schiff aus den schwerefeldern des planeten zu bugsieren, um etwas zeit zu gewinnen. zeit, bis die rettungsschiffe
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