Die Traumvektor Tetralogie - I.Ursprung (German Edition)
Trauer brach über sie herein. Heftige Weinkrämpfe schüttelten sie plötzlich.
»Wo bist du?«, fragte sie in tiefster Ergriffenheit, ohne ihre Lippen zu bewegen.
»Ich bin hier.«
»Schön, dass du ›hier‹ bist, doch wo ist hier?«
»Folge mir.«
Ein unwiderstehlicher Drang zog sie in den Wald. Sie kämpfte sich mühsam durch den Dschungel, durchquerte einen Fluss, folgte seinem Lauf und fiel förmlich in ein riesiges Tal, das sich urplötzlich vor ihr öffnete. Es war kahl, vollkommen leer, als hätte jemand mit größter Sorgfalt jedes Pflänzchen, jeden noch so kleinen Grashalm ausgezupft und weggeschafft.
Und mitten drin stand eine gewaltige grüne Kugel. Ihr stockte der Atem. Einen winzigen Augenblick glaubte sie, vor einem Raumschiff zu stehen, doch nur kurz.
»Dieses Ding lebt, es ist lebendig, eine riesige lebendige Kugel«, schoss es ihr durch den Kopf.
Ihr war sofort klar, dieses Wesen war nicht auf der Erde zur Welt gekommen. Es kam von »außerhalb«. Eine außerirdische Lebensform. Sie zitterte vor Erregung. Ihr Herz pochte hörbar lauter und schneller.
»Woher kommst du?«, fragte sie etwas heiser.
»Warum fürchtest du dich vor mir? Ich bin dein Freund.«
»Es ist keine Angst, es ist nur ..., ich mache nicht jeden Tag Bekanntschaft mit einem E. T. 1 , ich bin nur etwas aufgeregt. Darf ich doch auch sein, bei meiner ersten Verabredung mit einem Außerirdischen?«
»Verabredung. Du verwirrst mich. Was ist das, eine ›Verabredung‹?«
»Oh je, muss ich dir das erst erklären? Ein andermal, ok?«
»Du hast meine Frage noch nicht beantwortet.«
Schweigen.
»Hallo. Bist du noch da?«
Sie war in einer fremden Welt. In einer wunderbaren Welt, die in ein gleichmäßiges, mildes, rotes Licht gehüllt war. Sie flog über rötlichgrüne Wiesen, auf denen gefleckte Kühe grasten. Die Tiere ähnelten zumindest sehr stark den irdischen Kühen. Sie schwebte über endlose, rotgoldene Weizenfelder, rötlichgelbbraune Sonnenblumenfelder, weiße Baumwollfelder. Über sanfte Hügel, grenzenlose Täler, rötliche Seen mit endlosen weißen Stränden.
Überall winkten ihr freundliche Menschen zu. Nirgends war jemand oder etwas zu erkennen, der nicht höflich oder das nicht lieb und nett war. Eine wunderbare Welt.
Wärme umgab sie. Nicht nur die wärmenden Strahlen der roten Sonne, sondern eine wunderbare Wärme, die aus ihrem Inneren zu kommen schien, ihren Körper durchflutete, sie gänzlich einhüllte in Geborgenheit und Freundlichkeit. Sie fühlte sich gleich einem Embryo im Mutterleib ..., sie war ein Embryo im Mutterleib.
Stimmen unendlicher Güte umgaben sie, sorgten sich um ihr Wohlergehen, sprachen zu ihr. Sie wuchs und wuchs.
Menschen waren in ihrem Körper. Sie unternahm alles, um es ihnen so bequem wie möglich zu machen. Dafür waren sie unsagbar dankbar, nährten sie mit dieser, aus tiefstem Herzen kommenden Dankbarkeit. Gemeinsam durchstreiften sie das All, erforschten die entferntesten Winkel des Universums, lange Zeit, ewiglich.
Sie war wieder auf der fremden Welt, doch diese hatte sich verändert. Sie war leer, schwere Sandstürme peitschten über die Oberfläche. Seen und Flüsse waren ausgetrocknet, tiefe, schwarze Krater starrten sie wie leblose Augen eines sterbenden Tieres an. Kälte umgab den Planeten. Der Planet starb.
Ein alles überstrahlender Lichtblitz brannte ihr die Augen aus den Höhlen.
Dunkelheit.
Nichts als Dunkelheit. Dunkelheit und Kälte. Eine unmessbar lange Zeit.
Stimmen in der schwarzen Nacht. Hass war in ihnen. Sie wollten töten.
Furcht.
Sie zog sich zurück. Die Stimmen folgten ihr. Sie hatte Schmerzen. Jemand quälte sie, fügte ihr bewusst Schmerzen zu. Sie geriet in Panik, wollte fliehen. Sie folterten weiter.
Sie wehrte sich. Die Schmerzen verschwanden. Dann wieder Stimmen und wieder dieser bodenlose Hass. Sie leistete Widerstand. Immer wieder aufs Neue. Sie wollte nicht mehr. Flüchtete vor dem Hass, der sie mit eisigen Krallen fassen wollte, an ihren Kräften sog und langsam aber sicher töten würde.
Diese Angst setzte ungeahnte Energien in ihr frei, konzentrierte sie auf einen winzigen Punkt und wurden in einer plötzlichen Explosion frei.
Stille.
Sie befand sich wieder im Urwald, hatte sich nie von dort wegbewegt. Sie schwankte, als sie aus der Gedankenwelt des Wesens auftauchte, setzte sich. In ihrem Gesicht konnte man das Entsetzen ablesen, welches das Schicksal dieses Geschöpfes in ihr ausgelöst hatte.
»Es tut mir leid«,
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