Die Traumvektor Tetralogie - I.Ursprung (German Edition)
einmal dieser wunsch wurde mir erfüllt, alle metallvorkommen waren innerhalb üblicher toleranzwerte, nicht mehr und nicht weniger. auch glas- oder diverse kunststoffrückstände waren nirgendwo zu finden. nicht einmal in kleinsten einheiten.
nach einigen wochen vergeblicher mühen hatte ich es aufgegeben, nach überresten meiner ahnen zu suchen, es war sinnlos geworden. ich hatte mich auch damit abgefunden, niemals wieder in meine zeit zurückkehren zu können. eine zu große distanz hatte sich zwischen mir und meiner vergangenheit aufgetan. sowohl zeitlich als auch in meinem inneren.
es wäre zwar möglich gewesen, mich in die vergangenheit zurückzuschicken, doch nur innerhalb gewisser fehlergrenzen, mit einer abweichung von plus minus dreihundert jahren und einigen zehntausend kilometern. doch nicht dieser fehler hatte mich letztendlich zu dem entschluss gebracht, hierzubleiben, sondern ein anderes phänomen der zeit, die sogenannte parallelität.
das hieß nichts anderes, als dass ich unter umständen zwar im richtigen jahr »landen« konnte, doch nie, mit fast hundertprozentiger sicherheit nicht, in der mit meinem leben übereinstimmenden zeitlinie. ich benötigte tage, um einigermaßen zu verstehen, worum es bei diesem phänomen ging, welche konsequenzen dieses kleine wort »parallelität« hatte.
jeder mensch trifft täglich unzählige entscheidungen, die ihn in einem zickzackkurs durch sein leben führen und es dabei mehr oder weniger stark beeinflussen. jedes »ja« oder »nein«, egal zu welcher frage oder zu welchem thema, lenkt sein dasein unausweichlich in eine bestimmte richtung und verwirft die andere auswahlmöglichkeit. entscheidet er sich für das »ja« hat der weg des »nein« für ihn keine bedeutung mehr, er »löst« sich gewissermaßen auf, die zeitlinie »kollabiert«.
in der ganzheit der raumzeit hingegen geht dieser zweig jedoch keineswegs verloren. im gegenteil, er war schon immer da, ist vielmehr eine eigenständige zeitlinie. eine völlig gleichberechtigte parallele ebene. mit dem einzigen unterschied, dass die person sich in der anderen ebene für einen anderen möglichen weg entschieden hat.
eine einzelne person sprang so in jeder sekunde wahrscheinlich in hunderte, wenn nicht sogar tausende parallelwelten, alleine durch reine denkvorgänge. gedanken werden verworfen, wieder hervorgeholt, zu neuen gebilden zusammengesetzt und so fort. man sollte sich jedoch nicht, auch wenn es sich manchmal so anhörte, dem trugschluss hingeben, einzig das denken des menschen würde das schicksal des universums bestimmen. es war alles viel einfacher: zufallsprozesse auf subatomarer ebene sorgten für dieses empfinden, nicht makroskopische, sondern mikroskopische vorgänge waren für die gestaltung des »multiversums« 1 verantwortlich. wenn man wollte, war das universum im grunde nicht mehr, als das ergebnis simpler statistik.
so bahnte sich jedes noch so kleine teilchen des universums im laufe seines lebens einen weg durch myriaden von paralleluniversen. ein weitverzweigter baum möglicher wege in seinem lebenszyklus. im prinzip nur eine weitere interpretation der quantenmechanik: die viele-welten-theorie des irdischen physikers hugh everett. 2
nun existierten aber nicht nur diese zeitebenen nebeneinander, sondern auch zukunft, gegenwart und vergangenheit geschahen zur »selben zeit«.
so ergaben sich vier zeitachsen. eine, um unseren begriff der zeit zu definieren, nämlich die »flussrichtung«, mit der sogenannten vergangenheit, gegenwart und zukunft – die es allerdings außerhalb unserer wahrnehmung so nicht gab. eine weitere, um die parallelen welten zu erfassen und schließlich eine dritte, welche die zeit in abhängigkeit von masse beschreibt: einsteins raumzeit.
die vierte achse entzog sich zu diesem zeitpunkt noch vollkommen meinem begriffsvermögen, sie war zu abstrakt und undurchsichtig. denn sie führte das gerade eben gesagte ad absurdum. sie beinhaltete nichts anderes, als die gesamtheit all dieser linien, welche hier nicht mehr als wirrwarr von tausenden getrennten welten existierte, sondern als eine einzige alles umfassende welt.
obwohl es also für einen menschen so aussah, als würden entscheidungen getroffen, als würden bestimmte experimente unterscheid- und vorhersagbare ergebnisse liefern, war das alles, bezogen auf unsere daseinsebene, trotzdem nicht mehr als pure illusion. nicht mehr als die unvollständige projektion einer meta-zeit auf die für uns erfassbare
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