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Die Traumvektor Tetralogie - I.Ursprung (German Edition)

Die Traumvektor Tetralogie - I.Ursprung (German Edition)

Titel: Die Traumvektor Tetralogie - I.Ursprung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeamy Lee
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speerspitze schräg in den himmel ragte.
    ich wollte ihnen zuwinken, musste jedoch einsehen, dass es ohne körper wenig sinn hatte.
    dann schwebte ich vor ihnen, hundert meter über dem waldboden und sah direkt in ihre augen.
    »hat man da noch worte?«
    ich war verblüfft.
    »faszinierend! déjà-vu der besonderen art.«
    ich blickte meinem spiegelbild in die augen. daneben stand meine frau. ich konnte mich noch sehr gut an diese minuten erinnern. es war fünf uhr und elf minuten und gleich musste die sonne hinter mir aufgehen. es war ein wunderbarer morgen gewesen, ein verliebtes pärchen an einem einsamen ort, gefangen im zauber des gerade erwachenden morgens.
    »wie lange ist das schon her?«
    ich schwebte näher an das mädchen heran, setzte neben ihr auf.
    »schade, dass du mich nicht sehen kannst. würde ein lustiges verwirrspiel ergeben. ob ich dich anfassen kann?«
    ich streckte meine hände aus und legte sie auf ihre schultern und im nächsten moment zog ich sie schlagartig wieder zurück. ich hatte sie berührt. nicht ihren körper, nein, ihre gedanken, ihre seele. ich war für einen kurzen augenblick mit ihr eins gewesen.
    wäre ich leiblich vor ihr gestanden, ich hätte mich hinsetzen müssen.
    »das ist es also? hätte ich doch öfter mit dir gesprochen.«
    noch einmal berührte ich sie leise und ließ sie wissen, was ich für sie empfand. danach drehte ich mich um und schwebte der aufgehenden sonne entgegen. ich wollte die beiden nicht mehr durch meine gegenwart stören.
    sie konnte mich zwar nicht sehen, ein kurzer anflug des erstaunens in ihrem gesicht gab mir aber zu verstehen, dass sie meine nähe sehr wohl bemerkt haben musste. da der kontakt aber nur flüchtig gewesen war, hatte sie diese doppelte anwesenheit meines bewusstseins sicher für eine sinnestäuschung gehalten und den vorfall wohl kurz darauf vergessen. außerdem wusste ich ohnehin gut genug, was nun geschehen würde.
    hier hast du nichts mehr verloren, zuviel zeit ist inzwischen vergangen.
    als ob ich heute noch nicht genug erlebt hätte, wurde ich auch schon von einem neuen gummiseil erfasst und hinfort gerissen.
    diesmal nahm ich es gelassen hin, hatte ich ohnehin nicht damit gerechnet, sehr lange hier verweilen zu dürfen, im moment war ich sogar glücklich darüber, von hier zu verschwinden.

Narbe
    Sie saß auf dem kahlen Boden. Es dauerte eine kleine Ewigkeit, bis sie sich von den Welten, die ihr dieses Wesen gezeigt hatte, losreißen und die Unterhaltung wieder aufnehmen konnte.
    »Wer ..., wer war es, der dir diese Schmerzen zugefügt hat?«, fragte sie leise.
    Ein undurchschaubares Durcheinander verschiedenster Eindrücke strömte auf sie ein.
    »Moment mal. Nicht so hastig. Ich hab’s nie geschafft, fünfzig Fernsehprogramme gleichzeitig anzusehen, obwohl es angeblich Leute geben soll, die dazu imstande sind. Also bitte eines nach dem Anderen.«
    »Was ist eines nach dem Anderen?«
    Eine Schwingung der Verwirrung trat in Resonanz mit ihr. Sie sah fragend in Richtung Kugel.
    »Ich weiß nicht, was du meinst. Es bedeutet einfach ›ein Bild nach dem Anderen‹. Genau wie vorhin, als du mir deine Lebensgeschichte erzählt hast.«
    »Das habe ich doch getan.«
    Sie schüttelte heftig mit ihrem Kopf.
    »Nein, hast du nicht. Dieses Mal hast du alle ..., alle Informationen gleichzeitig ..., gedacht.«
    »Wie früher auch. Warum wolltest du sie jetzt nicht aufnehmen? Warum versteckst du deine anderen Daseinsebenen vor mir? Habe ich etwas falsch gemacht?«
    »Andere Daseinsebenen? Was meinst du damit.«
    »Nur ein Teil von dir ist hier, die anderen sind verschwunden.«
    »Welche anderen. Ich bin doch alleine. Abgesehen von diesen ...«
    Sie stockte. Unerträgliche Erinnerungen drängten sich an die Oberfläche.
    »... diesen Ausgeburten der Hölle.«
    »Du brauchst keine Angst mehr vor ihnen haben. Ihre Zeit ist abgelaufen. Ich habe sie auf allen Ebenen ihrer Existenz eliminiert, bis auf ihre Körperliche. Soll ich sie ganz aus Raum und Zeit entfernen?«
    »Gut. Sie sind weg. Sie werden dir nie wieder über den Weg laufen. Du denkst noch immer an sie? Du bist ein eigenartiges Wesen. Obwohl die Erinnerungen an sie furchtbare Qualen verursachen, holst du sie immer wieder hervor. Aus welchem Grund tust du das?«
    »Ich bin ein eigenartiges Wesen? Sieh dich mal an. Eine hundert Meter große Kugel mit einer von Narben überzogenen Oberfläche, die in Rätseln spricht, nein noch schlimmer, in Rätseln denkt. Ich glaube schön langsam, ich

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