Die Traumvektor Tetralogie - I.Ursprung (German Edition)
loch zu fallen, erst langsam, dann immer schneller, was zur folge hat, dass einem die füße furchtbar kalt werden und der schlaf sich eilig unters bett verkriecht.
der unterschied zwischen dem »fallen ins nichts« und dem gefühl im »vorschlafstadium« bestand nur darin, dass man nicht hochschreckte, oder es zumindest nicht sollte, und sich bewusst mit all seinen sinnen auf diese »leere« konzentrierte und sich von ihr mitreißen ließ, hinein ins unbekannte.
»heute dauert’s aber besonders lange. bin wohl nicht so gut drauf. ich müsste doch schon längst kontakt haben.«
ich fiel weiter.
»jetzt wird’s schön langsam unheimlich. soll ich umkehren?«
prompt erhob sich ein unentwirrbares stimmengewirr, das bald zu einem lauten geschrei ausartete. meine lieben, immer zur falschen zeit an die oberfläche drängenden subpersönlichkeiten waren sich in die haare geraten und das, obwohl sie gar keine besaßen. ein teil war für die umkehr, der andere dagegen.
»ruuuhe, verdammt noch mal, wie soll ich in diesem chaos eine entscheidung treffen?«, fuhr ich energisch dazwischen.
der imaginäre schrei hatte eine verblüffende wirkung. es war mucksmäuschenstill geworden.
»muss ich mir merken. werde diesen schrei in zukunft öfter mal verwenden«, dachte ich leicht erheitert, so ruhig war es selten in mir.
»wir sind hier nicht im kindergarten. ich will fakten hören und keine lautstarke auseinandersetzung. logik, ich bitte um eine genaue analyse der situation.«
»meiner meinung nach ...«
»deine meinung ist mir wurscht. daten bitte.«
»wir sind im nichts hängen geblieben. ich zitiere unseren meister: ›sobald ihr länger als dreißig sekunden in der anderswelt seid und es geschieht absolut nichts, versucht so rasch wie möglich zurückzukehren, brecht den versuch ab. ansonsten könnte euer geist sich dort verirren und eventuell nicht mehr in euren körper zurückfinden. in der realwelt heißt das, ihr seid verrückt geworden. nur in den seltensten fällen findet der geist wieder in seinen körper‹. zitatende. wir sind sicher schon länger als dreißig sekunden weg.«
»woher willst du das wissen? hast du eine außerdimensionale digitaluhr bei dir?«
»nein, das nicht ..., es ist nur so ein gefühl ...«
»ha, ha, der und gefühl. der kennt das wort doch nur vom hörensagen.«
»ruhe. ein gefühl? er hat recht, ist doch sonst nicht dein ressort. die gefühlswelt hat doch wer anders über, oder? dein beitrag zu diesem thema bitte.«
»ich muss ihm leider recht geben. gefühlsmäßig sind wir schon sehr viel länger hier ...«
»sag’ ich doch ...«
»aber?«
»aber ich will auch unseren lehrer zitieren: ›dort, wo ihr nun hingehen werdet, existiert zeit nicht. es können stunden vergehen und doch seid ihr nie fort gewesen‹. das heißt, ich könnte mich irren.«
»ich dachte, mein bauch irrt sich nie.«
»normalerweise nicht, in diesem speziellen fall ...«
»jetzt bin ich genauso klug, wie vorher. noch jemand vorschläge?«
»sehen wir die sache mal ganz real. unser meister sagte auch: ›seid ihr im glauben, über der zeit zu sein, schaut euch nach helfenden händen um. bei euren ersten gehversuchen an bord eines raumschiffes werdet ihr immer von mehreren erfahrenen navigatoren überwacht werden. sollte etwas schiefgehen, werden sie nach euch suchen und auch finden. achtet also auf leuchtfeuer in der dunkelheit und folgt ihnen ins licht.‹ bis jetzt habe ich noch keine ›helfende hand‹ entdeckt, folglich vermisst uns noch niemand. sollten wir aber tatsächlich schon über der zeit sein, was soll’s, in diesem fall können wir soundso nur noch warten und auf ein wunder hoffen. mein vorschlag lautet darum: fallen wir weiter und harren der dinge, die noch kommen werden.«
»trotzdem wäre es besser, den versuch abzubrechen, danach können wir immer noch einen neuen starten ...«
»angsthase.«
»besser ein angsthase als ein toter oder verrückter hase.«
die einzelnen bemerkungen näherten sich bald wieder dem normalzustand, einem konfusen geplappere im hintergrund.
mir war es egal, ich war daran gewöhnt.
lange zeit änderte sich überhaupt nichts an meiner umgebung, doch dann wechselte sie schlagartig ihr aussehen und mir schliefen augenblicklich die gesichtszüge ein, zumindest war mir so als ob, ich hatte ja keinen körper und somit auch keine gesichtszüge, welche einschlafen konnten.
»nicht schon wieder!«, klang es wie aus einem mund. wie es aussah, hatten alle meine
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