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Die Treibjagd

Die Treibjagd

Titel: Die Treibjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emile Zola
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Im Anfange empfand er sogar etwas wie befriedigte Eigenliebe Es war das die erste verheirathete Frau, die er besaß; doch dachte er nicht daran, daß der Gatte derselben sein Vater sei.
    Renée aber genoß ihren Fehltritt mit dem ganzen Eifer ihres entarteten Herzens. Auch sie war den Abhang hinabgeglitten, doch nicht gleich einem willenlosen Wesen am Ende desselben angelangt. Das Verlangen war in ihr zu spät erwacht, als daß sie dasselbe noch zu bekämpfen vermocht hätte, während ein Sturz bereits unvermeidlich schien. Dieser Sturz dünkte ihr mit einem Male eine nothwendige Folge der Langeweile, die sie empfand, ein seltener, außerordentlicher Genuß, der nur allein ihre erschlafften Sinne, ihr empfindungsloses Herz zu neuem Leben zu erwecken vermochte. Auf jener Spazierfahrt durch das entschlummernde Bois, als sich die herbstliche Abenddämmerung herabsenkte, war ihr der unbestimmte Gedanke der Blutschande gekommen, gleich einem Kitzel, der ihre Haut einen unbekannten Schauer empfinden ließ und des Abends, als sie sich halb trunken vom Diner erhob und der Stachel der Eifersucht sich in ihr Herz bohrte, gewann dieser Gedanke Gestalt und Form, richtete er sich unwiderstehlich auf vor ihr, als die betäubenden Düfte des Treibhauses sie umwallten und sie Maxime und Luise vor sich sah. Damals hatte sie das Böse erstrebt, das Böse, das Niemand begeht, das ihre leere Existenz ausfüllen und sie endlich jene Hölle empfinden lassen sollte, vor welcher sie sich noch immer fürchtete, wie zur Zeit, da sie noch ein kleines Mädchen war. Am nächsten Morgen aber hatte sie es nicht mehr gewollt, denn etwas wie Lässigkeit und Gewissensbisse regte sich in ihr. Es schien ihr, als hätte sie bereits gesündigt, als wäre dies nicht so gut, wie sie gedacht und wirklich zu unfläthig. Die Krise mußte unausweichlich werden, mußte von selbst eintreten, unabhängig von diesen zwei Wesen, diesen Kameraden, deren Bestimmung war, sich eines schönen Abends zu täuschen, sich zu paaren, in der Meinung, sie hätten einander blos die Hände gereicht. Doch nach diesem blöden Fall setzte sie ihren Traum eines namenlosen Glückes fort und so riß denn sie wieder Maxime in ihre Arme, um ihn zu besitzen, um die grausamen Freuden einer Liebe zu genießen, welche sie für ein Verbrechen ansah. Sie willigte ein in die Blutschande und verstand sich dazu, dieselbe bis zu Ende zu verkosten, bis zu den Gewissensbissen, wenn sich dieselben jemals melden sollten. Sie handelte thatkräftig, in vollem Bewußtsein. Sie liebte mit dem vollem Eifer der großen Dame und ergötzte sich mit dem ganzen Abscheu der Dame, die sich in Selbstverachtung ertränkt, an ihrem Laster.
    Maxime fand sich jede Nacht ein. Gegen ein Uhr Morgens langte er durch den Garten an. Zumeist erwartete ihn Renée im Treibhause, welches er durchschreiten mußte, um in den kleinen Salon zu gelangen. Im Uebrigen bekundeten Beide keinerlei Scheu; sie versteckten sich kaum und ließen die einfachsten Vorsichtsmaßregeln der Ehebrecher außer Acht. Allerdings gehörte dieser Theil des Hôtels beinahe ausschließlich ihnen. Nur Baptiste, der Kammerdiener des Gatten, durfte sich daselbst einfinden und als ernster, seiner Stellung bewußter Mann zog sich Baptiste zurück, sobald er seinen Obliegenheiten nachgekommen. Maxime behauptete sogar lachend, daß er sich zurückziehe, um seine Memoiren zu schreiben. Als er eines Nachts anlangte, zeigte ihm Renée den Diener, der mit einer brennenden Kerze in der Hand, feierlich durch den Salon schritt. Mit seinem Gesichte, welches würdevoll wie das eines Ministers und von dem gelben Schein der Wachskerze beleuchtet war, erschien der Mann heute noch korrekter und strenger als sonst. Als sich die Liebenden ein wenig nach vorne neigten, sahen sie ihn die Kerze auslöschen und den Stallungen zuschreiten, wo die Pferde und Stallknechte schliefen.
    »Er macht seine Runde,« sagte Maxime.
    Renée erschauerte. Baptiste beunruhigte sie gewöhnlich. Sie behauptete, daß er der einzige rechtschaffene Mensch im Hause sei, mit seiner Kälte, seinen Blicken, die sich niemals auf die Schultern der Frauen hefteten.
    Sie beobachteten fortan etwas mehr Vorsicht. Sie verschlossen die Thüren des kleinen Salons und konnten nun in aller Sicherheit sich an diesem Salon, dem Treibhause und an den Gemächern Renée's erfreuen. Dies war eine ganze Welt. Während der ersten Monate verkosteten sie die raffinirtesten und mit größter Sachkenntniß vorbereiteten

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