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Die Treibjagd

Die Treibjagd

Titel: Die Treibjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emile Zola
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Zängelchen in allen Abwechselungen. Jeder dieser Gegenstände aus Silber und Elfenbein trug den Namenszug Renée's.
    Dieses Gemach besaß aber einen köstlichen Ort und diesem Ort hatte es eigentlich seine Berühmtheit zu verdanken. Dem Fenster gegenüber öffnete sich die Zeltwand und ließ eine Art Nische sehen, in welcher sich eine Badewanne, ein breites, geräumiges Becken aus rothem Marmor befand, das in den Fußboden versenkt, an den Rändern ausgezackt war, gleich einer großen Muschel und bis zum Teppich reichte. Marmorstufen führten in die Wanne hinunter. Oberhalb der silbernen Hähne, die die Form eines Schwanenhalses hatten, nahm ein venetianischer Spiegel ohne Rahmen, dessen Glas aber mit zierlichen Aetzungen versehen war, die Rückwand der Nische ein. Jeden Morgen nahm Renée ein mehrere Minuten währendes Bad, welches das Gemach für den Rest des Tages mit der Feuchtigkeit und dem Dufte des warmen, lebenden Fleisches erfüllte. Zuweilen vermengte ein entkorktes Parfumfläschchen oder ein nicht in seinem Behälter verwahrtes Stück Seife seinen schärferen Duft mit dieser etwas faden, schläfrigen Atmosphäre. Die junge Frau liebte es, beinahe nackt bis Mittag in diesem Gemach zu verweilen. Das runde Zelt war ja auch nackt. Die rothe Badewanne, die rothen Tische und Waschgefäße, der röthliche Ueberzug der Decke und der Wände, unter welchen man rothes Blut glaubte rieseln zu sehen, nahmen die runden Formen des Fleisches, die weichen Umrisse der Schultern und Brüste an und je nach der Tageszeit hätte man die schneeige Haut eines Kindes oder die liebeswarme Haut einer Frau zu sehen gemeint. Das Ganze war eine einzige große Nacktheit und wenn Renée aus dem Bade stieg, hob ihr blonder Leib blos ein wenig den rosenrothen Ton des Gemaches.
    Maxime entkleidete Renée. Er verstand sich auf diese Dinge und seine flinken Hände entdeckten die Stecknadeln und glitten mit angeborener Gewandtheit rings um ihre Taille. Er löste ihr Haar, nahm die Diamanten aus demselben und richtete das Haar wieder für die Nacht zurecht. Und da er seine Dienstleistungen als Kammerdienerin und Friseur mit Scherzen und Schmeicheleien würzte, lachte Renée leise und wonneschauernd, während die Seide ihres Mieders krachte und ihre Röcke nach einander zur Erde fielen. Als sie völlig nackt dastand, blies sie die Kerzen der Kandelaber aus, umschlang Maxime mit beiden Armen und trug ihn fast in das Schlafgemach. Dieser Ball hatte sie gänzlich berauscht. Trotz ihres Fiebers war sie sich des gestrigen Tages, den sie vor ihrem Kamin verbracht hatte, dieses Tages der verführerischen Träume und abschreckenden Phantasiebilder, klar bewußt. Noch immer vernahm sie die trockenen Stimmen Saccards und der Frau Sidonie mit einander unterhandeln, Zahlen rufen und Gebote machen wie ein Gerichtsdiener. Diese Leute richteten sie zu Grunde, drängten sie zum Verbrechen. Und selbst zu dieser Stunde, da sie in dem großen, dunklen Bette die Lippen des jungen Mannes suchte, sah sie noch immer Maxime vor sich, wie er ihr gestern in der rothen Gluth des Kaminfeuers erschien und sie mit Augen anblickte, die sie schier versengten.
    Der junge Mann entfernte sich erst um sechs Uhr Morgens. Sie übergab ihm den Schlüssel zu der kleinen Thür des Monceau-Parkes, nachdem er ihr hatte geloben müssen, daß er jeden Abend wiederkehren werde. Das Ankleidekabinet stand mit dem kleinen goldenen Salon durch eine in der Wand verborgene Dienertreppe in Verbindung, welche auch den Zugang zu den übrigen Räumen des Thurmes vermittelte. Aus dem Salon war es ein Leichtes, in den Wintergarten und von hier in den Park zu gelangen.
    Als sich Maxime bei anbrechendem Tage und dichtem Nebel entfernte, war er von seinem Liebesabenteuer ein wenig betäubt. Indessen fand er sich dank seiner neutralen Schmiegsamkeit gar bald mit demselben ab.
    »Nun, umso schlimmer!« sagte er sich. »Schließlich will sie es ja haben... Sie hat verteufelt schöne Formen; auch hat sie Recht, im Bette ist sie bedeutend kurzweiliger wie Sylvia.«
    Sie waren der Blutschande entgegengeglitten von dem Tage an, da Maxime in seinem zerknitterten Schülerkittel sich Renée an den Hals gehängt hatte, wobei er ihre elegante Toilette in Unordnung brachte. Von da an herrschte Verderbtheit unter ihnen, die sich jeden Augenblick neuerdings bethätigte. Die absonderliche Erziehung, welche die junge Frau dem Kinde gab; die Vertraulichkeiten, die aus ihnen zwei Kameraden machten; späterhin die lachende

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