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Die Treibjagd

Die Treibjagd

Titel: Die Treibjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emile Zola
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zu begehen. Das bringt mir wenigstens eine gewisse Erleichterung,«
    Sie sprach davon zu klingeln, damit man ihr ein gestempeltes Wechselblanket hole. Er wollte ihr diesen Dienst aber selbst erweisen. Sicherlich hatte er das Blanket in der Tasche, denn seine Abwesenheit währte kaum zwei Minuten. Während sie auf einem kleinen Tische schrieb, den er vor das Feuer geschoben, betrachtete er sie mit Augen, in denen sich ein bewunderungsvolles Verlangen kundgab. Es war sehr warm in dem Zimmer, in welchem man noch den Duft des Bettes der jungen Frau, den Parfüm ihrer ersten Toilette verspürte. Während des Gespräches hatte sie die Bänder des Morgengewandes, in welches sie sich gehüllt, losgelassen und der Blick ihres vor ihr stehenden Gatten glitt über ihren Kopf, zwischen dem goldschimmernden Haar weit, bis zu dem weißen Nacken und dem zarten Busen hinab. Er lächelte so sonderbar, das Feuer, welches beinahe sein Gesicht versengte, das geschlossene Zimmer, dessen schwere Luft einen Duft der Liebe bewahrte, diese gelben Haare und die weiße Haut, die ihn mit einer gewissen ehelichen Verachtung in Versuchung führen zu wollen schien, – all' dies stimmte ihn nachdenklich, gab dem Drama, in welchem er soeben eine Scene gespielt, eine größere Ausdehnung und ließ in diesem brutalen Börsenspekulanten einen geheimen, sinnlich berechnenden Gedanken auftauchen.
    Als ihm seine Frau den unterschriebenen Wechsel übergab und ihn bat, die Angelegenheit zu Ende zu führen, nahm er denselben an sich, doch ohne den Blick von ihr zu wenden.
    »Sie sind entzückend schön ...« murmelte er.
    Und als sie sich ein wenig bückte, um den Tisch zurückzuschieben, drückte er einen ungestümen Kuß auf ihren Nacken. Sie stieß einen leisen Schrei aus. Darauf richtete sie sich zitternd empor und versuchte zu lächeln, da sie unwillkürlich an die Küsse des Anderen von gestern Abend denken mußte. Doch bedauerte er bereits seine pöbelhafte Derbheit und als er von ihr ging, drückte er ihr freundschaftlich die Hand, nachdem er ihr die fünfzigtausend Francs noch für denselben Abend zugesagt.
    Während des ganzen Tages schlummerte Renée vor dem Feuer. Wenn sie innerliche Krisen zu bestehen hatte, so war sie von der Lässigkeit einer Kreolin. Ihre ganze sonstige lärmende Heiterkeit schien alsdann eingeschlummert und einem fortwährenden Frösteln gewichen zu sein. Sie fror, bedurfte glühender Feuerherde, einer erstickenden Hitze, die ihr den Schweiß auf die Stirne treten ließ und sie ganz schlaff machte. Von dieser heißen Luft umgeben, gleichsam in Flammen gebadet, litt sie beinahe gar nicht mehr; ihr Schmerz wurde zu einem leichten Traum, zu einem unbestimmten beklemmenden Gefühl, dessen Unentschiedenheit allmälig sogar angenehm wurde. Derart schläferte sie die Gewissensbisse des gestrigen Tages in der rothen Beleuchtung des Kamins, vor dem mächtigen Feuer ein, welches die Möbel rings um sie her krachen machte und sie zeitweilig sogar des klaren Bewußtseins beraubte. Sie konnte an Maxime wie an einen flammenden Genuß denken, dessen sengende Strahlen sie zu verbrennen drohten; sie träumte von unerhörten Liebeslüsten, umgeben von lodernden Scheitern, auf einem weißglühenden Lager. Céleste kam und ging mit dem ruhigen Gesicht einer Dienerin, in deren Adern eiskaltes Blut rollt. Sie hatte Befehl erhalten, Niemanden einzulassen und selbst die Unzertrennlichen, Adeline d'Espanet und Susanne Haffner abgewiesen, die von einem Dejeuner heimkehrten, welches sie gemeinsam in einem Pavillon eingenommen, den sie in Saint-Germain gemiethet. Doch gegen Abend meldete Celeste ihrer Gebieterin, daß Frau Sidonie, die Schwester des Herrn, mit ihr sprechen wolle; sie erhielt Befehl, dieselbe vorzulassen.
    Frau Sidonie kam gewöhnlich nur bei Einbruch der Nacht, trotzdem ihr Bruder durchgesetzt hatte, daß sie seidene Kleider anlege. Doch wußte Niemand, was eigentlich die Ursache davon war, daß wenn die Seide auch vollkommen neu aus dem Laden kam, sie niemals neu aussah; sie schien zerdrückt, verlor allen Glanz und glich eher einem alten Lappen. Ebenso hatte sie eingewilligt, bei Saccard ohne Korb vorzusprechen; dagegen hatte sie alle Taschen mit Papieren und Schriftstücken angefüllt. Renée, die sie nicht zu einer vernünftigen Klientin machen konnte, welche sich den Anforderungen des Lebens fügen würde, flößte ihr Interesse ein. Sie besuchte sie regelmäßig und lächelte mit der discreten Miene eines Arztes, der einen

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