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Die Treibjagd

Die Treibjagd

Titel: Die Treibjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emile Zola
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nachlässig.
    »Ich kenne deren zehn, wie Sie sich wohl denken können ... Wenn Frauen unter einander sind, so können sie über gar viele Dinge sprechen, nicht wahr? Und ich werde Ihren Gatten nicht entschuldigen, weil er mein Bruder ist, wenn er hinter den Dirnen einherläuft und einen Schatz von einer Frau, wie Sie sind, am Kaminfeuer daheim verkümmern läßt ... Diese Laura d'Aurigny kostet ihm ein ungeheures Geld. Es würde mich gar nicht wundern, wenn er Ihnen welches verweigert... Er hat Ihnen Geld verweigert, nicht wahr, Schatz? ... Oh über den Unglücklichen!«
    Behaglich hörte Renée die weiche Stimme aus dem Schatten hervortönen, als wäre dieselbe der noch undeutliche Widerhall ihrer eigenen Träume. Mit halb geschlossenen Augen in ihrem Fauteuil liegend, wußte sie gar nicht mehr, daß Frau Sidonie zugegen sei und sie glaubte zu träumen, daß schlechte Gedanken sie heimsuchten und sie schmeichelnd zu verführen trachteten. Die Unterhändlerin sprach lange, daß es einem gleichförmig lauwarmen Wasserfall glich.
    »Nur Frau von Lauwerens hat Ihre Existenz zerstört; ... doch Sie wollten mir niemals glauben. Ach! Sie würden nicht trauernd an Ihrem Kamin sitzen, wenn Sie mir nicht mißtraut hätten ... Und ich liebe Sie doch, als wären Sie mein eigen Fleisch und Blut. Sie haben ein entzückendes Füßchen. Sie werden mich auslachen und dennoch will ich Ihnen meine Thorheit gestehen: wenn ich Sie drei Tage lang nicht gesehen habe, so muß ich mich unbedingt hier einfinden, um Sie bewundern zu können; ja, ja, sonst fehlt mir etwas und ich muß mich an dem Anblick Ihrer herrlichen Haare, Ihres zarten, lieblichen Gesichtes, Ihrer reizenden Taille sättigen. Wahrhaftig, ich habe noch nichts gesehen, was sich mit derselben vergleichen ließe.«
    Renée lächelte. Nicht einmal ihre Liebhaber gaben eine solche Wärme, eine derartige Begeisterung kund, wenn sie ihr von ihrer Schönheit sprachen. Frau Sidonie gewahrte dieses Lächeln.
    »Abgemacht also,« sagte sie und erhob sich rasch. »Ich schwatze und schwatze und vergesse ganz, daß Sie Kopfschmerzen haben ... Morgen kommen Sie doch, nicht wahr? Wir werden über Geldfragen sprechen und Jemanden suchen, der Geld vorzustrecken bereit wäre.. Wir werden uns verständigen, denn ich will, daß Sie glücklich seien.«
    Ohne sich zu regen, gleichsam erschlafft durch die Wärme, erwiderte die junge Frau nach einer Weile, als hätte es einer angestrengten Arbeit ihres Gehirns bedurft, um zu begreifen, was rings um sie her gesprochen wurde:
    »Ja, ich werde kommen, das ist abgemacht und wir werden plaudern; doch nicht morgen... Worms wird sich mit einer Anzahlung begnügen. Wenn er mich wieder mit seinen Geldforderungen quälen wird, werden wir weiter sehen ... Sprechen Sie mir gar nicht mehr über diese Dinge; der Kopf braust mir schon vor lauter Nachdenken.«
    Frau Sidonie schien sehr enttäuscht. Sie wollte sich wieder setzen und ihren schmeichelnden Monolog von Neuem beginnen; die schlaffe Haltung Renée's veranlaßte sie aber, ihren Angriff bis zu einem günstigeren Moment zu verschieben. Sie nahm eine Menge Papiere aus ihrer Tasche und holte nach einigem Suchen zwischen denselben eine kleine rosenrothe Schachtel hervor.
    »Ich bin nur gekommen, um Ihnen eine neue Seife zu empfehlen,« sagte sie in ihren gewohnten geschäftsmäßigen Ton verfallend. »Ich interessire mich ungemein für den Erfinder derselben, der ein reizender junger Mann ist. Die Seife ist sehr angenehm und unentbehrlich für die Pflege der Haut. Sie werden sie doch versuchen, nicht wahr? und auch Ihren Freundinen empfehlen ... Ich lege sie da auf die Kaminplatte her.«
    Sie stand bereits an der Thür, als sie zurückkehrte und sich mit ihrem wachsfarbenen Gesicht in die rosige Beleuchtung des Kamins wagend, einen elastischen Gürtel zu rühmen begann, der die Bestimmung hatte, das Mieder zu ersetzen.
    »Derselbe verleiht Ihnen eine absolut runde Taille, eine wirkliche Wespentaille,« sagte sie. »Ich habe die Erfindung aus einem Bankerott gerettet. Wenn Sie zu mir kommen, werden Sie ihn versuchen, sobald es Ihnen recht ist... Während einer ganzen Woche hatte ich mit den Behörden zu thun. Ich habe alle Prozeß-Akten bei mir und begebe mich von hier unverzüglich zu meinem Anwalt, um eine letzte Schwierigkeit hinwegzuräumen ... Auf Wiedersehen, mein Schatz. Sie wissen, daß ich Sie erwarte und Ihre schönen Augen trocknen will.«
    Damit verschwand sie wieder in dem Dunkel und glitt zur

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